Uniklinik Heidelberg:Kommission sieht schwere Fehler bei Bluttest-Affäre

Bluttest bei Brustkrebs

Krebs in einem Tropfen Blut erkennen: Vorerst ein Wunschtraum.

(Foto: dpa)
  • Fünf Monate nach der umstrittenen Veröffentlichung eines Bluttests zur Erkennung von Brustkrebs legt eine Kommission einen ersten Bericht vor.
  • Kritiker hatten den Forschern vorgeworfen, unbegründete Hoffnungen zu schüren.
  • Es gibt Hinweise auf Insiderhandel.

In der Affäre um einen Bluttest zur Brustkrebs-Früherkennung an der Uniklinik Heidelberg sieht die zur Aufarbeitung eingesetzte externe Kommission Versäumnisse an mehreren Stellen. Im Februar hatten sich Forscher der Universität damit gerühmt, bald einen einfachen Test zur Früherkennung von Brutskrebs auf den Markt bringen zu wollen. Dass der Test nicht zuverlässig funktioniert, war schnell klar. Kritiker warfen den Forschern vor, angesichts fehlender Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift und hoher Fehlerquoten unbegründete Hoffnungen zu schüren. Nach und nach wurden weitere dubiose Details über die vermeintliche Weltsensation bekannt.

Vor der Pressekonferenz im Februar, bei der das Verfahren vorgestellt wurde, hatten mehrere Beteiligte den Chef der Frauenklinik, Christof Sohn, vor der Veröffentlichung gewarnt. "Sohn wusste von der mangelnden Validität der Testergebnisse", sagte die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt, eine der Vorsitzenden der Kommission, bei der Vorstellung eines Zwischenberichts am Dienstag in Heidelberg. "Die öffentliche Vorstellung des Bluttests erfolgte erkennbar zu früh."

Nach Überzeugung des Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner, wurde wissenschaftliche Verantwortung vernachlässigt. Kleiner ist ebenfalls einer der Vorsitzenden der externen Kommission, und sprach am Dienstag von "Führungsversagen, Machtmissbrauch und Eitelkeit" in der Klinik. Auf der übergeordneten Ebene habe falsch verstandene Wissenschaftsfreiheit dazu geführt, dass niemand Pressekonferenz und Pressekampagne verhindert habe. Ein Mangel sei gewesen, dass die Testergebnisse nicht reproduziert werden konnten, sagte Kleiner. Bei einem Drittel der Frauen sei mit dem Bluttest Krebs nicht erkannt worden und umgekehrt wurde bei einem Drittel gesunder Frauen fehlerhaft Krebs diagnostiziert. "Das ist ein dramatisch hoher Anteil", sagte Kleiner.

Die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Uni-Klinik, Simone Schwanitz, kündigte weitere Beratungen an. Welche Konsequenzen gezogen werden, könne sie jetzt noch nicht sagen. Schwanitz betonte die Verantwortung für die fast 11 000 Mitarbeiter. "Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eine der leistungsfähigsten und forschungsstärksten Kliniken in Deutschland. Die Forschungsergebnisse setzen weltweit Maßstäbe." Der Ruf habe durch den voreilig angekündigten Bluttest Schaden genommen. "Wir werden alles daransetzen, dass dies ein einmaliger Vorgang bleibt", sagte die Aufsichtsratschefin. Die Kommission habe 17 Interviews mit Beteiligten geführt und 10 000 Seiten Dokumentation gesichtet.

Einen Termin für den Abschlussbericht gibt es noch nicht. Ebenfalls einen Zwischenbericht legte am Dienstag eine interne Senatskommission der Universität zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis und zum Umgang mit Fehlverhalten in der Wissenschaft vor. Es gebe fachlich-wissenschaftliche Mängel fortlaufend seit Beginn der Forschung. Beamten- und disziplinarrechtliche Konsequenzen würden geprüft, hieß es in der Mitteilung. Auch die Staatsanwaltschaft Mannheim befasst sich mit den Vorgängen.

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