Zu Hamburg:Künstler im Bau

Immobilien und Kunst - das klingt nach netten Skulpturen in Innenhöfen und bunt bemalten Treppenhäusern. Doch Immobilieninvestoren entdecken, dass Kunst mehr vermag: Sie kann Kunden anziehen und Mieter ans Haus binden.

Katharina Knieß

Beim ,,Hamburger Gängeviertel'' locken Kunst und Kultur zu einem Projekt, das etwas abgeschieden hinter dem zentralen und belebten Gänsemarkt liegt. Verantwortlich dafür ist Hans-Peter Werner. Der Investor betreut die Entwicklung des City-Quartiers, bei dem in einer Mischung aus sanierten Baudenkmälern und modernen Neubauten 70 Wohnungen und Lofts, 100 Gewerbeeinheiten und ein ,,Kindergarten mit Kulturprogramm'' entstehen sollen.

Zu Hamburg: Blick ins ,,Hamburger Gängeviertel''

Blick ins ,,Hamburger Gängeviertel''

(Foto: Foto: GNU)

Kulturliebhaber Werner holte sich vor einigen Jahren Ulrike Klug ins Boot. Die Kunstmanagerin erarbeitete für das 12.000-Quadratmeter-Projekt ein Konzept, das sowohl die Begegnung mit Künstlern als auch die Verknüpfung mit der Geschichte des Standorts sichern soll. Immerhin wurde hier in der Speckstraße der Komponist Johannes Brahms geboren - kein schlechtes Omen.

Werner will seine Vision vom ,,schönen Leben in der Stadt'' als Mischkonzept aus Wohnen, Gewerbe, Gastronomie und Kultur umsetzen. Damit faszinierte er Ulrike Klug auf Anhieb. So entstand im Sommer 2004 als künstlerisch-experimentelle Plattform der Verein KunstLeben. Er soll auch nach Fertigstellung im Areal bleiben und dort als ,,Service-Pool für Anwohner und Besucher'' dienen.

Künstler im Bau

Die Investoren erhoffen sich, dass Galerie, Geschäfte und Ateliers Kreative, Künstler und Touristen zugleich anlocken. Allen Beteiligten ist bewusst, dass sich der Erfolg dieser Maßnahmen nicht unmittelbar in Zahlen niederschlagen wird.

,,Hamburger Gängeviertel'' anno 1893

Und so sah es dort anno 1893 aus.

(Foto: Foto: Archiv)

Diese Erfahrung hat auch Volker Koch gemacht. Der Inhaber und Geschäftsführer der Nürnberger Kochinvest-Unternehmensgruppe engagiert sich seit 25 Jahren kulturell. Aus seiner Liebhaberei für zeitgenössische bildende Kunst entstand die Idee, diese in seine geschäftlichen Aktivitäten einfließen zu lassen. Einen direkten Nutzen könne man daraus nicht ziehen, wohl aber ein passendes Image für das eigene Unternehmen aufbauen.

"Kontakt zu Künstlern als Bereicherung"

Wichtig sei dabei aber eine persönliche Verbindung zur Kultur, sonst wirke das Engagement aufgesetzt: ,,Häufig wird die Kunst um etwas drapiert, sie verliert ihren Stellenwert'', bemängelt Koch so manche Kunst-Aktion, mit Hilfe derer sich Unternehmen in Szene setzen möchten. Er empfindet den Kontakt zu Künstlern als Bereicherung, da er gerade als Projektentwickler immer wieder ,,kreativen Input'' benötigt - Anregungen etwa für die Neu- und Weiterentwicklung von Bauvorhaben. Er zahlt ihnen marktübliche Beraterhonorare. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, werden doch andernorts Künstler häufig mit Projektbeteiligungen unentgeltlich abgespeist.

Künstler im Bau

Langjähriges Engagement

Vor acht Jahren baute Koch ein mehrstöckiges Kulturhaus an der Pegnitz, für dessen Planung er seinen langjährigen Freund, den Schweizer Künstler Max Bill, gewinnen konnte. Im ,,Zumikon'', benannt nach Bills Geburtsort im Kanton Zürich, finden zweimal im Jahr Ausstellungen statt; Kunststipendiaten leben dort in künstlerisch gestalteten Appartements, ein Restaurant mit Terrasse und Bouleplatz ergänzt das Angebot.

Während sich bei Koch aus einer Zwischennutzung ein langjähriges Engagement entwickelte, erkennt Hans Loitfelder erst allmählich den Wert des leerstehenden Hauses in München, in dem im März dieses Jahres sein Sohn Leopold zusammen mit einem anderen Designer das Projekt ,,Zeitwerk'' inszenierte.

Mit skurrilen Raum- und Klanginstallationen erzählten die beiden ,,Die Memoiren eines Abbruchhauses''. Sie nutzten Gebrauchsspuren und Fundstücke und verfremdeten diese. So entstanden Stühle und Tische aus ausgetretenen Dielen, wurden Tapetenschichten ,,archäologisch'' freigelegt. Geleitet und präsentiert hat das Projekt Max Goldschmidt im Rahmen seiner Diplomarbeit. Der 27-jährige Ottobrunner studiert an der FU Bozen das Fach Design. Für Hans Loitfelder ist dies eine gute und bezahlbare Werbung für die Immobilie.

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