Finanzen kompakt:Boni: Deutsche Bank toppt Goldman Sachs

Wer beschäftigt die solventesten Boni-Banker? Auf jeden Fall nicht mehr Goldman Sachs - Deutschbanker bekommen mehr. Außerdem: Die Allianz und Munich Re sind systemrelevant. Das Wichtigste in Kürze.

Die hohen Boni für Investmentbanker an der Wall Street gelten als eine der Ursachen für die Finanzkrise, weil sie falsche Anreize setzten. Die Bezüge müssten gesenkt werden, heißt es daher inzwischen sogar im erzkapitalistischen Amerika.

Berlin, Paris und London gemeinsam gegen Banker-Boni

Noch vor einem Jahr beim Weltfinanzgipfel in Pittsburgh (G20) zogen Deutschland, Frankreich und Großbritannien in den Kampf gegen gierige Bank-Manager und überzogene Bonuszahlungen. Die Deutsche Bank schert das inzwischen wenig.

(Foto: dpa)

Doch nun ist es ausgerechnet die Deutsche Bank, die ihre Mitarbeiter besonders fürstlich gratifiziert - generöser sogar als Goldman Sachs, jene Investmentbank, die besonders für Gier und Unersättlichkeit steht.

Dies gehe aus den Unterlagen hervor, die die Deutsche Bank anlässlich ihrer 9-Monatszahlen am Donnerstag veröffentlichte, meldet der US-Finanzdienst Bloomberg.

In den ersten drei Geschäftsquartalen habe die Deutsche Bank Rücklagen für Boni in der Investmentbanking- und Firmenkundensparte in Höhe 4,6 Milliarden Euro gebildet, schreibt Bloomberg. Für jeden der 16.194 Mitarbeiter in den zwei Sparten ergebe dies einen durchschnittlichen Bonus von 285.352 Euro. Für die 35.400 Angestellten der Goldman Sachs seien im selben Zeitraum hingegen lediglich 9,5 Milliarden Euro zurückgestellt worden - pro Kopf kämen die Goldman-Sachs-Banker also nur auf einen Bonus von 268.142 Euro, so Bloomberg.

Nachdem Banken in der Finanzkrise weltweit durch staatliche Finanzhilfen vor dem Zusammenbruch gerettet werden mussten, wurde der Ruf nach größerer Bescheidenheit bei den Bankern laut. Dieser Forderung kam Goldman Sachs nun wesentlich bereitwilliger nach als die Deutsche Bank. Denn während das US-Institut´seine Durchschnitts-Boni im Vergleich zum Krisenjahr 2009 um 30 Prozent zusammenstrich, setzte die Deutsche Bank ihre durchschnittlichen Sonderzulagen mit 3,6 Prozent nur minimal herab.

Deutsche-Bank-Finanzvorstand Stefan Krause begründete die Mini-Kürzung mit dem Wettbewerb. "Der Markt ist weiterhin sehr umkämpft und Top-Talente haben ihren Wert und ihren Preis. Diesen Umstand können wir nicht ignorieren", sagte er.

Bei anderen Instituten wird der Gürtel trotzdem deutlich enger geschnallt: Die Durchschnitts-Boni bei der Credit Suisse gingen um 27 Prozent und bei JP MorganChase um 16 Prozent zurück. Lediglich die UBS und Morgan Stanley erhöhten ihre durchschnittlichen Gratifikationen.

Dass bei Goldman Sachs eine neue Bescheidenheit vorzuherrschen scheint, erschloss sich auch aus einem Gastbeitrag von Deutschlandchef Alexander Dibelius im Handelsblatt. Darin warf er den Investmentbankern weltweit Realitätsverlust vor.

Die Institute hätten sich in den Boom-Jahren vor der Krise vom normalen Leben entfernt, schrieb Dibelius. "Sie haben sich eine Art Paralleluniversum geschaffen. Das hat unsere ganze Branche in Misskredit gebracht."

Zugleich forderte er die Investmentbanker zu aufrichtigem Handeln auf, um das Vertrauen der Gesellschaft zurückzugewinnen. Bis heute seien die Fronten zwischen den Investmentbankern einerseits und der Gesellschaft andererseits verhärtet, die Branche genieße kein Vertrauen mehr, ihre volkswirtschaftliche Leistung werde grundsätzlich infrage gestellt.

Die Investmentbanker hätten sich nur wenig darum bemüht, "ihre Parallelwelt zu erklären". "Misstrauen und Sprachlosigkeit aber müssen dringend überwunden werden", schreibt Dibelius weiter.

Andernfalls müssten Banken "eine überzogene Regulierung" fürchten, die zu volkswirtschaftlichen Schäden führen könne. Damit Banken ihre Aufgabe erfüllen könnten, "bedarf es eines gesundes Maßes an Freiheit". Sein "Eintreten für eine wohlverstandene Freiheit" sei aber "kein Plädoyer für Regel- und Zügellosigkeit". Investmentbanker müssten besser erklären, was sie tun und welchen Nutzen es stiftet. Es gehe darum, Tag für Tag die Vorurteile zu widerlegen, "die auf uns lasten", schreibt Dibelius.

Allianz und Munich Re global systemrelevant

Wichtig auf der ganzen Welt: Die beiden größten deutschen Versicherer, Allianz und Münchener Rück, gelten offenbar als "global systemrelevant". Dies berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf Regierungskreise und Aufsichtsbehörden.

Die beiden Konzerne und der für die Erstellung der Liste systemrelevanter Institutionen zuständige Finanzstabilitätsrat hätten sich nicht dazu geäußert, hieß es weiter.

Der Finanzstabilitätsrat hat vor kurzem angekündigt, die Liste "systemisch wichtiger Finanzinstitutionen" erst im kommenden Jahr zu erstellen. Bislang galt aus Deutschland nur die Deutsche Bank als Kandidat für den Kreis.

Die weltweit größten und am stärksten vernetzten Häuser müssen sich auf schärfere Vorgaben einrichten. Die internationale Gemeinschaft will verhindern, dass der Zusammenbruch eines Instituts wie in der Finanzkrise das ganze System ins Wanken bringt.

Arbeitszimmer wieder absetzbar

Auf die Finanzämter kommt mehr Arbeit zu: Der Bundestag entschied, dass das Arbeitszimmer zu Hause ab kommendem Jahr wieder von der Steuer abgesetzt werden kann. Die Wiedereinführung der 2007 abgeschafften Regelung ist der zentrale Punkt des diesjährigen Jahressteuergesetzes, dem das Parlament zustimmte.

Ab 2011 sollen Menschen, die zu Hause ein Arbeitszimmer haben und vom Arbeitgeber keinen Arbeitsplatz gestellt bekommen, ihre Kosten bis maximal 1250 Euro von der Steuer absetzen können. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Streichung des Arbeitszimmer-Steuervorteils Ende Juli für rechtswidrig erklärt.

Deutsche sparen mehr

Trotz niedriger Guthabenzinsen und guter Jobaussichten sparen die Deutschen auch im Aufschwung eifrig. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres legten sie stolze 93,1 Milliarden Euro auf die hohe Kante, wie das Statistische Bundesamt am Freitag zum Weltspartag berichtete.

Das waren im Schnitt 190 Euro pro Monat und Bürger, 10 Euro mehr als in der ersten Hälfte des Krisenjahrs 2009. Die Sparquote stieg damit innerhalb eines Jahres um 0,3 Punkte auf 11,5 Prozent - ein vergleichsweise hoher Wert, der in der Vergangenheit häufig zu internationaler Kritik führte.

Denn mit einem stärkeren Binnenkonsum - so die These - könnten die Deutschen höchstselbst ihren Außenhandelsüberschuss reduzieren.

Gleichwohl verhielten sich die Menschen ökonomisch vernünftig, sagt der Finanz-Professor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance. Zentral sei wegen der ungünstigen demografischen Entwicklung die Altersvorsorge: "Sparen bedeutet nur eine zeitliche Verschiebung des Konsums."

Er beobachte aber, dass längst nicht mehr alle Leute vorsorgten. Die hohe Sparquote werde durch die Vermögenden verzerrt, erklärt Faust. "Die eigentlich wirklich sparen müssten, tun es nicht."

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