Wut über Wall Street:"Ich will wissen, was mit dem Geld passiert ist"

Die Empörung wächst: Die Banken bekommen Milliarden - und machen nach Einschätzung der Politiker nichts. Jetzt hat sich der Zorn im US-Kongress entladen.

Die Chefs großer Wall-Street-Banken haben am Mittwoch bei einer Anhörung im US-Kongress den Unmut der Bevölkerung über ihr Verhalten in der Finanzkrise zu spüren bekommen.

Wut über Wall Street: Die Banken bekommen viel Geld vom Staat - doch nichts läuft rund in den USA

Die Banken bekommen viel Geld vom Staat - doch nichts läuft rund in den USA

(Foto: Foto: dpa)

Sowohl demokratische als auch republikanische Abgeordnete machten ihrem Ärger darüber Luft, dass die Banken staatliche Hilfen über 176 Milliarden Dollar kassiert haben, ohne der Wirtschaft wieder merklich auf die Beine zu helfen.

Der demokratische Vorsitzende des Finanzausschusses Barney Frank forderte die Manager auf, die Frustration der Bevölkerung zu verstehen und endlich bereitwillig mit den Politikern zu kooperieren, anstatt nur widerwillig das Minimum zu tun.

Banken geben sich reuevoll

Auch andere Abgeordnete nutzten die Gelegenheit, die Manager in die Mangel zu nehmen. "Ich will wissen, was mit dem Geld passiert ist", sagte der Demokrat Paul Kanjorski aus Pennsylvania. Wenn die Banken das Geld nicht sinnvoll nutzten, sollten die CEOs die staatlichen Hilfen zurückzahlen - und zwar noch bevor sie Washington wieder verlassen, verlangte Kanjorski.

Der Republikaner Gresham Barrett aus South Carolina klagte: "Meine Leute merken ganz einfach nichts davon, dass das viele Geld, was Ihnen gegeben wurde, ihr Leben verbessert."

Die acht Banker gaben sich reuevoll und versicherten, dass die Milliarden von Steuergeldern dazu genutzt würden, die Kreditvergabe anzukurbeln - und nicht etwa dazu, Manager, Lobbyisten oder Aktionäre zu bezahlen. "Wir haben einen hart erarbeiteten Ruf für Genügsamkeit und nicht für Extravaganz", beteuerte etwa der Chef der Bank of America, Ken Lewis.

"Die Steuerzahler haben in unsere Firma investiert, und sie haben das Recht zu wissen, welchen Zins sie dafür bekommen und wann das Geld wieder zurückgezahlt wird." Jeder der acht Top-Manager versicherte in einer vorgefertigten Stellungnahme, dass ihre Institute die staatlichen Gelder sinnvoll einsetzten.

Auch in Großbritannien mussten sich die Chefs großer Banken bohrenden Fragen von Politikern zur Integrität des Finanzsystems und den Millionen-Gehältern in der Branche stellen. Der neue Chef der Royal Bank of Scotland, Stephen Hester, erklärte, er könne den Ärger in der Bevölkerung nachempfinden: "Ich glaube, die Gehälter in einigen Sparten der Branche sind viel zu hoch und müssen sinken."

Zeitgleich zur Anhörung führte die Krise bei dem angeschlagenen Baufinanzierer HBOS zu einem prominenten Opfer bei der britischen Finanzaufsicht FSA: Der stellvertretende Behördenchef James Crosby trat mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurück. Crosby wird vorgeworfen, in seiner früheren Funktion als HBOS-Chef die drohenden Risiken für die Bank ignoriert zu haben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: