Wucherkredite:In die Falle getappt

In der Krise geraten überschuldete Verbraucher besonders oft an Kreditvermittler, die die Misere noch verschlimmern. Mit üblen Methoden.

Matthias Stoffregen

"Sofortkredit online bis 250.000 Euro" oder "Kredite trotz Ablehnung anderer Banken" - mit solchen Lockangeboten versprechen Geschäftemacher großzügige Sofortkredite. Und immer öfter fallen Bürger auf diese Angebote herein - denn statt eines Kredits erhalten die Betroffenen am Ende nur hohe Rechnungen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat allein in diesem Jahr bereits 34 Anfragen von Betroffenen registriert. "Das sind deutlich mehr als in den letzten Jahren", berichtet Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale in Stuttgart.

Oft sehen die Betroffenen die verheißungsvollen Angebote als letzte Rettung. "Sie bekommen von ihrer Hausbank kein Geld mehr und suchen verzweifelt nach anderen Kreditgebern", erzählt Josephine Holzhäuser, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Häufig gehe es um 2000 oder 3000 Euro, mit denen die Kunden versuchen, finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Gefährlicher Auftrag

Die unseriösen Vermittler agieren dabei laut Nauhauser fast immer ähnlich: Bevor der Kreditinteressent ein Darlehen erhält, soll er zunächst einen Vermittlungsvertrag ausfüllen. Im Kleingedruckten weist der Anbieter darauf hin, dass er seine Auslagen in Rechnung stellen wird.

Anschließend erhält der Interessent ein erstes Schreiben. Darin kündigt der Kreditvermittler vielversprechend an, dass eine Vorprüfung anhand persönlicher Daten positiv verlaufen sei. Mit dem Vorwand, die Finanzen des Verbrauchers zu optimieren, empfiehlt er daraufhin den Abschluss weiterer Verträge.

"Meist handelt es sich um Bausparverträge, Genossenschaftsbeteiligungen oder Versicherungsverträge", sagt Nauhauser. "Auch Sparkarten für billige Einkäufe gab es schon." In der Hoffnung, rasch einen Kredit zu erhalten, unterschreiben die verzweifelten Verbraucher die Papiere.

Doch für diese Dienste stellen die Anbieter dann hohe Rechnungen. Bis zu 150 Euro kassieren sie als "Vermittlungsgebühr" - etwa für die Prüfung der Kreditwürdigkeit. Außerdem sollen die Betroffenen hohe Summen für die Zusatzverträge zahlen. Den eigentlich erhofften Kredit verwehren die Anbieter dagegen. "Die Hoffnung auf finanzielle Spielräume bei der Schuldentilgung wird bitter enttäuscht", berichtet Holzhäuser.

Das Schlimme ist: Sind die Verträge erst einmal unterschrieben, bestehen nur wenige Widerrufsmöglichkeiten - in der Regel besteht eine Widerrufsfrist von 14 Tagen. Lässt der Verbraucher diese verstreichen, muss er zahlen.

Oft aber lesen die Betroffenen die zahlreichen Briefe gar nicht; mit steigendem Schuldenstand verzichteten sie manchmal sogar darauf, Rechnungen zu öffnen, erzählt Holzhäuser: "Die Schuldner müssen sich selbst erst eingestehen, dass sie den Überblick über ihre Finanzen verloren haben." Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen helfen weiter. Zudem rät Nauhauser: "Wer hohe Schulden hat, sollte nicht weitere Kredite aufnehmen."

Generell raten die Verbraucherschützer, bei Kreditvermittlungen keine Zusatzverträge zu unterschreiben. Außerdem fordern sie, dass sich die Politik des Problems annimmt: Die Anbieter sollten nachweisen müssen, wie sich ihr Aufwand zusammensetzt. Nur so habe der Verbraucher die Möglichkeit, Forderungen auf ihre Plausibilität zu prüfen. Bislang konnten die Verbraucherzentralen nur in wenigen Einzelfällen Druck auf Kreditvermittler ausüben und so im Auftrag der Betroffenen Forderungen zurückweisen.

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