Wohnungswirtschaft:Schnell und günstig

Viele Flüchtlinge haben keine vernünftige Bleibe. Dringend gebraucht werden daher Unterkünfte, die rasch und günstig gebaut werden können. Doch die Firmen müssen auch langfristig planen. Containerdörfer sind keine Lösung.

Von Simone Gröneweg

Die akute Not ist groß: Viele Flüchtlinge haben derzeit keine vernünftige Bleibe. Dringend gebraucht werden daher Wohnungen und auch Gemeinschaftsunterkünfte, die schnell und günstig gebaut werden können. Doch die Wohnungsunternehmen müssen auch langfristig denken. Was passiert mit den Gebäuden, wenn die Flüchtlingsströme irgendwann abebben? Containerdörfer gelten allenfalls als Notlösung.

Flüchtlingsunterkünfte könnten später zu Wohnheimen für Studenten umgewandelt werden

Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen GmbH (Arge) hat eine Arbeits- und Planungshilfe für Kommunen und die Wohnungswirtschaft entwickelt. Das sogenannte "Kieler Modell" soll den Unternehmen zeigen, wie sie schnell und günstig, aber trotzdem nachhaltig bauen können. Zielsetzung sei ein "gutes Wohnen". "Wir haben uns gegen temporäre Container entschieden, denn die sind teuer und müssen später entsorgt werden", erklärt Arge-Experte Thorsten Schulze. Wichtig war den Fachleuten die Zweitnutzung der Gebäude. Darum sind die Wohnkomplexe so entworfen, dass sie später zum Beispiel als Studentenunterkünfte dienen können. Einzelne Räume können für eine spätere Nutzung auch relativ einfach zu einer größeren Wohneinheit zusammengelegt werden.

Die Experten geben bei ihrem Modell keine bestimmte Bauweise vor. Sie planen die Räume aber sehr kompakt. "Es gibt sehr wenig Verkehrsfläche, auf lange Flure wurde zum Beispiel verzichtet", sagt Schulze. Die einzelnen Zimmer für die Erstaufnahme von Flüchtlingen sind etwa zwölf Quadratmeter groß und sind für bis zu zwei Personen konzipiert. Hinzu kommen vier Quadratmeter Gemeinschafts- und Verwaltungsfläche. Auf einer Etage können 30 Personen wohnen, bei drei Geschossen komme man auf 90 Personen, heißt es.

"Das Modell berücksichtigt die Verschärfungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) für den Neubau ab 2016", ergänzt Schulze. Im Kampf gegen den Klimawandel hat die Bundesregierung die Energiekriterien kontinuierlich hochgeschraubt, die Baukosten stiegen ebenfalls in die Höhe. Genau dieses Problem versucht die Arge mit ihrer extrem kompakten Planung in den Griff zu kriegen. Sie plant mit 1600 bis 1700 Euro Baukosten pro Quadratmeter.

Immer häufiger entscheiden sich Städte und Wohnungsunternehmen für eine modulare Bauweise. Auch die Stadt Köln und der Kreis Havelland haben sich zum Beispiel für Modulbauten als Flüchtlingsunterkünfte entschieden. Die Gemeinde Weissach hat so zusammen mit Porsche eine Kita erstellt. Zwar kosten diese Häuser nicht unbedingt weniger als herkömmliche Bauten, doch die Bauzeit ist deutlich kürzer. Die Gebäude setzen sich nämlich aus einzelnen Raummodulen zusammen, die im Werk zu bis zu 70 Prozent vorgefertigt werden - zum Teil sind sogar schon Sanitärinstallationen integriert. Auch mehrstöckige Unterkünfte lassen sich so in wenigen Wochen aufbauen. Ein weiterer Vorteil: Die Gebäude können ohne Probleme erweitert, umgebaut, rückgebaut oder später sogar an einen anderen Standort versetzt werden.

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