Wohnungsbau:Aufschwung auf der Kippe

Der Bau von Sozialwohnungen geht voran, wird aber oft torpediert. Die Wohnungsunternehmen kritisieren die strengen Standards. Und manche Länder wie Bayern haben ihre Mittel sogar gekürzt.

Von Andreas Remien

Wer die hohen Mieten in den Städten nicht bezahlen kann, dem bleibt oft nur die Hoffnung auf eine Sozialwohnung. Davon aber gibt es bei Weitem nicht genug, wie die Aktion "Impulse für den Wohnungsbau" vorrechnet. In dem Branchenbündnis haben sich 30 Organisationen und Verbände der Architekten und Planer, der Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Deutsche Mieterbund (DMB) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zusammengeschlossen. Bundesweit würden 5,5 Millionen Sozialwohnungen gebraucht, sagt Bündnis-Koordinator Ronald Rast, es stünden aber nur 1,4 Millionen Wohnungen zur Verfügung. Immerhin: Es wird wieder deutlich mehr gebaut. Im vergangenen Jahr wurden laut Wohnungsbündnis knapp 25 000 Sozialwohnungen fertiggestellt, fast 10 000 mehr als im Vorjahr. Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) spricht von einer "Trendwende".

"Wir kommen bundesweit jedoch aus dem Kellergeschoss und haben im vergangenen Jahr gerade einmal die ersten Stufen nach oben geschafft", sagt Rast. Noch immer baue man "weit weg vom tatsächlichen Bedarf". Das sieht auch Xaver Kroner so, Verbandsvorsitzender des VdW Bayern, in dem vor allem kommunale Wohnungsunternehmen und Genossenschaften organisiert sind. In vielen Städten Bayerns, allen voran in München, ist der Wohnungsmarkt besonders angespannt und der Bedarf an geförderten Wohnungen entsprechend hoch. In Bayern wurden im vergangenen Jahr gut 2900 Sozialwohnungen fertiggestellt, etwa doppelt so viel wie im Jahr 2013. Grund für diesen Aufschwung seien allen voran die attraktiven Bedingungen am Kapitalmarkt, betont Kroner. Unternehmen können sich Geld für weniger als 2,5 Prozent leihen, und das bei einer Zinsbindung von 30 Jahren. Während die niedrigen Zinsen die Investitionen anschieben, werfen Bundes- und Landespolitik laut VdW den Unternehmen zu oft Knüppel zwischen die Beine.

Während die Mieten in Bayern steigen, kürzt die Landesregierung die Förderung

Besonders scharf kritisiert Kroner die bayerische Landespolitik. Während der Bund die Wohnraumförderung verdoppelt habe, sei sie in Bayern von 158 auf 87 Millionen Euro gekürzt worden. Weil die Fördersumme nicht ausreiche, seien bereits einige Bauprojekte in Bayern gestoppt worden, berichtet Kroner. Die Nachfrage nach den Mitteln für den sozialen Wohnungsbau ist auch deshalb stark gestiegen, weil immer mehr Städte in Bayern von Investoren den Bau von Sozialwohnungen vorschreiben. "Wenn es die bayerische Staatsregierung tatsächlich ernst meint mit dem Wohnungsbau, muss ein Nachtragshaushalt her", fordert der Verbandschef.

Die Wohnungsunternehmen kritisieren außerdem die Vorgaben der Bundesregierung. Vor allem die steigenden energetischen Standards machten den Neubau immer teurer, kritisiert der VdW-Verbandsdirektor. Schon heute würde sich der Bau von Sozialwohnungen kaum rechnen. "Darum gibt es auch kaum private Investoren", sagt Kroner. Sollten sich die Bedingungen am Kapitalmarkt ändern, könnte es mit dem Aufschwung beim Neubau schnell wieder vorbei sein. "Wenn die Zinsen nur um zwei Prozent steigen, dann ist der soziale Wohnungsbau mausetot", sagt Kroner.

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