Wohnhäuser:Himmelsstürmer

In Malmö schraubt sich der "Turning Torso" 190 Meter in die Höhe. Es ist das höchste Wohnhaus Europas - und eines der aufregendsten.

Gerhard Fischer

Wenn Fußballer sehr hoch springen, heißt es oft, sie würden sich "in die Luft schrauben" und den Ball dann mit dem Kopf im Tor versenken. Der Ausdruck ist falsch, denn die Fußballer hüpfen gerade und schnörkellos in die Höhe wie das HB-Männchen.

Viel besser passt der sprichwörtliche Luftschrauber ohnehin zu dem fulminanten Wolkenkratzer "Turning Torso" am Hafen von Malmö. Das Hochhaus, das vom New Yorker Museum of Art in seine Ausstellung über die 25 spannendsten Wolkenkratzer der Welt aufgenommen wurde, windet sich um seine Achse 190 Meter in die Höhe, und wenn man oben steht, dann kann man seinen Blick ganz tief im Meer versenken.

Der "Turning Torso", der an diesem Samstag in Malmö eingeweiht wird, ist das höchste Wohnhaus Europas. Von November an werden Mieter in die 153 Wohnungen einziehen, meist sind es betuchte Singles oder ältere Ehepaare ohne Kinder - schließlich kosten die 45 bis 180 Quadratmeter großen Apartments zwischen 750 und 2800 Euro Miete. Die Bewohner werden wie in einem Hotel versorgt: An der Rezeption steht eine Servicemannschaft bereit, die das Taxi bestellt oder Kinokarten oder einen Termin beim Friseur. "Das ist alles im Mietpreis enthalten", sagt Servicechef Jan Andersson.

Große und mächtige Ideen

Der Wolkenkratzer gehört der schwedischen Wohnbaugesellschaft HSB, die mit dem Slogan wirbt, dass jeder vierte Mieter in Malmö in einer Wohnung der HSB zuhause ist. Wer so groß und mächtig ist, der kommt auch auf große und pompöse Ideen. Ein früherer HSB-Chef war von einer Skulptur des spanischen Architekten Santiago Calatrava so angetan, dass er erst sich und dann Experten fragte, ob dieser gewundene Torso denn auch als Hochhaus zu realisieren wäre.

Er war es. Binnen fünf Jahren wurde das Hochhaus in die Höhe gezogen und hat nun gute Chancen, dass es bald aufsteigt zum Wahrzeichen der drittgrößten Stadt Schwedens; manche sprechen nun schon vom "schiefen Turm von Malmö".

Der Wolkenkratzer wurde dabei übrigens doppelt so teuer wie geplant: 1,6 Milliarden Kronen (175 Millionen Euro) statt 800 Millionen Kronen. Der HSB-Chef, der die Idee zum gewundenen Hochhaus hatte, sich aber bei den Kosten dermaßen verkalkulierte, wurde deshalb an die Luft gesetzt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: