Wirtschaftsminister Rösler in Griechenland:Bisschen Lob, bisschen Inkasso

Deals mit dem Pleitestaat: Deutsche Unternehmen nutzen den Griechenland-Besuch von Wirtschaftsminister Rösler, um Geschäfte voranzutreiben - vom Solarstrom bis zur Pipeline. Der FDP-Chef selbst gibt nach seinem Insolvenz-Gerede den Schmeichler, erinnert aber auch an offene Rechnungen.

Helios, der Sonnengott, soll den Griechen helfen. Helios und der deutsche Wirtschaftsminister. Mit Dutzenden Unternehmensvertretern ist FDP-Chef Philipp Rösler in das überschuldete Land gereist - und diese trieben einige Deals voran.

Rösler besucht Griechenland

Reden wir über Geld: der griechische Ministerpäsident Giorgos Papandreou (links) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in Papandreous Regierungssitz in Athen.

(Foto: dpa)

Griechenlands Wirtschaft muss radikal umgebaut werden. Diese Zusage gab die Regierung den Kontrolleuren von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds - als Gegenleistung für die Milliarden-Hilfen. "Wir wollen ein effizientes, außenwirtschaftlich orientiertes und produktives Griechenland", sagte Wirtschaftsminister Michailis Chrysohoidis beim Besuch seines deutschen Kollegen.

"Außenwirtschaftlich" bedeutet, dass sich Griechenland auf den Export konzentrieren will. Und exportieren will das Land zum Beispiel Sonnenenergie, die es im Helios-Projekt gewinnt. 300 Sonnenstunden im Jahr sollen den Strom generieren. Die deutsche Solarwirtschaft bot den Griechen an, sich mit fünf Prozent an dem 20-Milliarden-Euro-Projekt zu beteiligen.

Betont harmonisches Bild

Beim deutschen Fachmagazin Photon ist man allerdings skeptisch. Die Solarexperten rechneten kürzlich vor, dass Griechenland 2010 Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung von lediglich 150 Megawatt installiert habe. 2011 seien es bisher etwa 300 Megawatt. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2010 neue Anlagen mit 7400 Megawatt installiert, bei voller Sonneneinstrahlung können sie den Strom von sechs Atomkraftwerken erzeugen.

Auch andere deutsch-griechische Deals wurden bei Röslers Besuch angebahnt: Eon Ruhrgas will mit Partnern eine Gaspipeline durch Griechenland bauen. Rösler bot auch die Hilfe deutscher Beamter beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung an. Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt würden helfen, marktgerechte Strukturen in der Energiewirtschaft aufzubauen. Am Vormittag traf der FDP-Chef mit Ministerpräsident Georgios Papandreou, Wirtschaftsminister Chrysohoidis und Finanzminister Evangelos Venizelos zusammen.

Rösler empfahl Griechenland auch, in einigen Gegenden Sonderwirtschaftszonen mit niedrigeren Unternehmenssteuern einzurichten. Polen habe während seiner Transformation gute Erfahrungen damit gemacht. "Aber das muss jeder Staat selber entscheiden", sagte er.

Rösler wird in Teilen der griechischen Öffentlichkeit angefeindet, seit er als erster deutscher Minister über eine mögliche geordnete Staatspleite Griechenland gesprochen hatte. Bei seinem Besuch legten beide Seiten deshalb Wert darauf, ein harmonisches Bild abzugeben. Er sei "beeindruckt von der Entschlossenheit der griechischen Regierung, die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen". Schon beim griechisch-deutschen Managertreff am Donnerstagabend hatte er gesagt: "Alle Deutschen sind voller Respekt über die Opfer, die Sie erbracht haben."

Warme Worte für die Gastgeber, aber der Bundeswirtschaftsminister war dann doch nicht nur gekommen, um zu loben. Ein bisschen Inkasso durfte er auch spielen. Rösler erinnerte die griechischen Politiker an die Rechnungen deutscher Unternehmen, die der Staat noch nicht bezahlt hat. Wenn die schon in den kommenden Tagen beglichen würden, dürfte das Investitionen aus Deutschland erleichtern.

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