Wintergärten:Wunsch nach ewigem Sommer

Das Thermometer sinkt der Null-Grad-Grenze entgegen, der Wind pfeift durch die kahlen Bäume. Trotzdem wird der Liegestuhl ausgeklappt und es sich unter üppig wachsenden Pflanzen gemütlich gemacht.

Denn der Wintergarten macht's möglich. Immer häufiger gestalten Hausbesitzer die Anbauten zu vollwertigen Wohnzimmern für das ganze Jahr aus.

Wintergärten: Bremer Haus: hanseatische Architektur mit den typisch vorgebauten, gläsernen Wintergärten prägen so manches Straßenbild in Bremens Innenstadt . Das klassische "Bremer Haus", hier in der größeren Mehrfamilienausführung, gibt auch heute der Stadt noch ein unverwechselbares Aussehen.

Bremer Haus: hanseatische Architektur mit den typisch vorgebauten, gläsernen Wintergärten prägen so manches Straßenbild in Bremens Innenstadt . Das klassische "Bremer Haus", hier in der größeren Mehrfamilienausführung, gibt auch heute der Stadt noch ein unverwechselbares Aussehen.

(Foto: Foto: dpa)

Nur einfach verglast und entsprechend kalt und feucht, dienten Wintergärten über Jahrzehnte lediglich als Aufbewahrungsort für Kübelpflanzen und Gartenmöbel. "Heute hat sich die Palette der Nutzungsmöglichkeiten dank verbesserter Baumaterialien stark erweitert", erklärt der Architekt Thomas Drexel aus Augsburg.

Die Bandbreite reicht von unbeheizten Klimapuffern zur Energieeinsparung über Pflanzenzimmer mit niedrigen Innentemperaturen bis zum beheizten, ganzjährig nutzbaren Wohnraum - ein dann allerdings nicht ganz billiges Vergnügen. Nach Angaben des Fachverbands Wohn-Wintergarten in Berlin kostet ein solches Projekt ab 30.000 bis 40.000 Euro - und mehr.

"Viele Bauherren, die nachträglich einen Wintergarten für ein bestehendes Haus planen, wollen durch das Glashaus mehr Wohnraum und mehr Licht in ihr Haus bringen", sagt Uwe Arndt vom Fachverband Wohn-Wintergarten.

Viel Aufwand fürs Wohlige

Um allerdings das ganze Jahr dort sitzen zu können, ist gute Planung unverzichtbar: Ein Muss ist eine isolierte Bodenplatte. Der Wintergarten sollte sich zudem sowohl beschatten wie belüften lassen. Auch eine separate Heizung ist unbedingt erforderlich. Denn in der Winterzeit reicht die Sonne allein nicht für genügend Wärme aus.

Mit einem beheizten Wintergarten glauben manche Bauherren, nicht nur zusätzlichen Wohnraum gewonnen zu haben, sondern für die Hausnutzung insgesamt auch Heizenergie zu sparen. "Dies ist nicht der Fall, da - grob vereinfacht dargestellt - nur ein unbeheizter, vom Kernhaus abgetrennter Wintergarten Energie einsparen kann", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik (ift) im bayerischen Rosenheim.

Unbeheizt dient das Glashaus als Klimapuffer. Die Wärme des Hauses kann nicht mehr ungehindert abfließen. Und durch die Sonne, die in den gläsernen Wintergarten strahlt, entsteht als Folge des Treibhauseffekts zusätzliche Wärme. Sie kann aus dem abgetrennten Wintergarten ins Ursprungshaus geleitet werden.

Wunsch nach ewigem Sommer

Wer im Glashaus sitzt...

Dagegen beeinflussen beheizte Wintergärten trotz Wärmegewinns und Wärmeschutzverglasung die Energiebilanz des Hauses negativ - es wird mehr Energie verbraucht als zuvor.

Wintergärten werden aufgrund des hohen Glasanteils bei Sonnenschein schnell warm, sie kühlen aber auch schnell wieder aus. "Als Verglasung sollte deswegen möglichst Dreischeibenisolier-Glas wie in Passivhäusern eingesetzt werden", empfiehlt Drexel. Außerdem rät der Experte zu selbstreinigendem Glas, besonders bei Wintergärten mit verglasten Dächern.

"Zum Schutz vor herabfallenden Gegenständen muss im Dachbereich grundsätzlich Sicherheitsglas verwendet werden", erklärt Benitz-Wildenburg.

...muss mitunter schwitzen

Spezial-Scheiben bieten außerdem einen unsichtbaren Sonnenschutz. Im Sommer kann es im Glashaus ohne Beschattung unerträglich heiß werden. Bereits an einem normalen Sonnentag kann die Raumtemperatur auf mehr als 35 Grad Celsius steigen, heißt es beim Bundesverband Rolladen und Sonnenschutz in Bonn.

Am besten hilft außen angebrachter Sonnenschutz. Markisen und Jalousien blocken die Sonnenstrahlung schon vor der Glasfront ab und sorgen im Wintergarten für angenehme Temperaturen.

Luft, Luft...

"Natürlichen Sonnenschutz bieten Laubbäume in der Nähe des Wintergartens, die im Herbst ihr Blattwerk abwerfen", sagt Drexel. Die Blätter spenden im Sommer ausreichende Beschattung, im Winter kann man den Sonnenschein im Glasbau genießen.

Große Bedeutung für das Klima im Wintergarten hat eine gute Belüftung. Grundsätzlich müssen Zuluft und Abluft sichergestellt sein. Abluftöffnungen in fünf bis sechs Metern Höhe können durch den natürlichen Auftrieb der Wärme meist eine ausreichende freie Lüftung gewähren. Ansonsten ist eine künstliche Lüftung empfehlenswert.

"Architektonisch sollte ein Wintergarten immer an den Stil des Hauses angepasst und möglichst von einem Architekten geplant werden", rät Drexel. "Preiswerte Anlehn-Wintergärten, die es vorgefertigt in Katalogen zu kaufen gibt, treffen selten den Stil des Hauses und können den Wert der Immobilie sogar mindern."

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Wunsch nach ewigem Sommer

Wintergärten: Otto Bielenberg aus Nordhackstedt sitzt in Nordhackstedt in seinem Wintergarten, in dem es sehr viele interessante und seltene Pflanzen aus aller Welt zu sehen gibt.

Otto Bielenberg aus Nordhackstedt sitzt in Nordhackstedt in seinem Wintergarten, in dem es sehr viele interessante und seltene Pflanzen aus aller Welt zu sehen gibt.

(Foto: Foto: ddp)

Bauamt entscheidet über Wintergarten

Wintergärten sind in den meisten Bundesländern einreichungspflichtig. Das bedeutet, dass die Bauämter nach den einzureichenden Bauunterlagen entscheiden, ob eine Baugenehmigung notwendig ist oder nicht (Genehmigungsfreistellung).

Eine unverbindliche Bauanfrage verschafft unter anderem Klarheit darüber, wieviel Fläche auf dem Grundstück noch bebaut werden darf und ob bestimmte Bauformen vorgeschrieben sind.

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Wunsch nach ewigem Sommer

Wintergärten: Selbst für einen Mini-Teich findet sich in einem Sommergarten ein Plätzchen.

Selbst für einen Mini-Teich findet sich in einem Sommergarten ein Plätzchen.

(Foto: Foto: ddp)

Standortwahl beim Wintergarten

Das Klima im Wintergarten hängt von der Himmelsrichtung ab: Ein nach Norden ausgerichteter Wintergarten fängt im Sommer die ersten und letzten Sonnenstrahlen des Tages ein, wird aber meistens tagsüber durch das Haus abgeschattet und ist daher ein vergleichsweise kühler, erholsamer Platz.

Ein nach Osten orientierter Wintergarten wird von der Morgensonne und dem ersten Teil der Mittagssonne erwärmt, dann aber durch den Schatten des Hauses vor allzu großer Hitze bewahrt. Er ist daher ein idealer Frühstücksplatz.

Der nach Süden gehender Wintergarten hat über das Jahr durch Sonneneinstrahlung zwar den höchsten Wärmegewinn, muss aber im Sommer gegen allzu hohe Temperaturen durch Beschattung und Belüftung geschützt werden.

Ein westlich ausgerichteter Wintergarten wird von der späten Mittags- und Abendsonne aufgewärmt und geht mit der gespeicherten Wärme in die Nacht. Dafür ist er am Morgen kühler.

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