WestLB-Verkauf: Chinesen interessiert:Plötzlich doch erwünscht

Ticktack, ticktack - für die WestLB wird die Zeit knapp. Aber anders als beim Verkauf der Dresdner Bank, sind nun die Asiaten willkommen.

C. Dohmen, C. Hulverscheid u. H. Freiberger

Die Spekulation über das Interesse einer chinesischen Bank an der WestLB passt gut ins Bild: Schließlich sucht die drittgrößte Landesbank händeringend nach einem Investor und muss bis zum 15. Februar bei der Europäischen Kommission einen Restrukturierungsplan vorlegen. Gleichzeitig strecken chinesische Banken ihre Fühler nach Europa aus. "Zum Interessentenkreis für die WestLB gehöre ein chinesisches Institut", bestätigten Finanzkreise am Dienstag einen Bericht des Handelsblatts. Namen sickern aus dem vertraulichen Verkaufsprozess noch nicht durch. Schon seit geraumer Zeit versuchen chinesische Banken in Europa Fuß zu fassen: So denkt die Bank of China nach dem Abschluss eines Kooperationsabkommens nun auch über einen Einstieg bei der drittgrößten portugiesischen Bank BPI nach und die nach Börsenwert weltgrößte Bank, die Industrial and Commercial Bank of China will in einigen Ländern neue Niederlassungen bauen.

'Handelsblatt': Chinesische Bank an WestLB interessiert

Die Chinesen haben offenbar Interesse an der WestLB.

(Foto: dapd)

Deutschland ist für die Chinesen schon länger ein Thema: Vor gut zwei Jahren sorgte die chinesische Entwicklungsbank für Aufregung, als es hieß, sie sei an einer Übernahme der Dresdner Bank interessiert. Im August 2008 war klar, dass die Allianz ihre Banktochter loswerden wollte. Die Politik reagierte damals beunruhigt auf das Gerücht um die chinesische Staatsbank. Viele sorgten sich, dass ein Institut über Kredite an deutsche Mittelständler entscheiden könnte, deren Auftrag die Förderung chinesischer Interessen in aller Welt ist. Es kann gut sein, dass dies den Verkaufsprozess beschleunigte. Denn kurz darauf war klar, dass die Commerzbank die Dresdner Bank übernimmt - die Politik soll bei dem Deal nicht unbeteiligt gewesen sein.

An der Bundesregierung würde ein Einstieg der China Development Bank bei der WestLB jedoch wohl nicht scheitern, obwohl diese ebenfalls umfangreich Kredite an Mittelständler vergibt, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Angesichts der desolaten Verfassung der WestLB wird man es sich, so glaubt man in Berlin, nicht leisten können, bei der Wahl des Investors wählerisch zu sein. In Bankenkreisen hält man es indes für möglich, dass das Interesse von Chinesen an der WestLB aus deren eigenem Umfeld ins Spiel gebracht wurde, um zu signalisieren, dass überhaupt noch Kaufinteressenten vorhanden sind. Denn zuletzt gab es dazu eine Reihe von skeptischen Stimmen. So sieht Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) das Zeitfenster für eine Übernahme bereits geschlossen. Aus Sicht der Bundesregierung spricht wenig dafür, dass die Chinesen das Institut am Ende tatsächlich übernehmen. Schon bei HSH Nordbank war es am Ende nicht zu einem Einstieg der China Development Bank gekommen.

Besonders gerne dürfte man bei der der WestLB vernehmen, dass die Chinesen die Bank erhalten wollen. Besonders interessiert sind sie dem Vernehmen nach an dem Handels-, Rohstoff und Projektfinanzierungsgeschäft. Bei der Finanzierung von Großprojekten wie Pipelines oder Stadien hat die Bank zweifelsohne Expertise erworben.

Mit dem Rücken zur Wand

Die Eigentümern der WestLB, Sparkassen und Land Nordrhein-Westfalen, würden den Einstieg einer chinesischen Bank nicht ablehnen. In der jetzigen, schwierigen Situation würde man wohl "jeden Strohhalm ergreifen", erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Eigentümerkreisen. Die beiden beteiligten Sparkassenverbände wollte sich nicht äußern. Momentan steht die Bank mit dem Rücken zur Wand. Ein Verkauf der WestLB gilt als äußerst schwierig. Ins Stocken geraten sind zudem die Bemühungen innerhalb des Sparkassenlagers, die WestLB mit einer anderen Landesbank zu fusionieren. "Da herrscht Funkstille", sagte ein Sparkassenfunktionär. Sicher liegt dies auch daran, dass es für Interessenten derzeit schwer ist, die Zukunftsaussichten der WestLB zu beurteilen.

Der Bank drohen weitere harte Einschnitte. Angeblich will Brüssel die zuletzt arg geschrumpfte Bank nochmals um 30 bis 50 Prozent verkleinern. Dies soll der Preis für die Staatshilfen sein, mit denen die Landesbank vom deutschen Steuerzahler gerettet worden ist. So ist der Bund mit stillen Einlagen in Höhe von drei Milliarden Euro beteiligt. Derzeit bemüht sich der Bund eine einvernehmliche Lösung mit Brüssel zu erreichen. Derzeit kümmert sich die Bank aber erst einmal um die Hausaufgaben aus Brüssel. Nicke Brüssel den Umbau der Bank nicht ab, dann habe sich die Verkaufsfrage ohnehin erledigt, heißt es aus Bankkreisen.

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