Werbelügen der Lebensmittelhersteller:Angriff der Windbeutel

Alkoholfreies Bier mit Alkohol, Hackfleisch mit Mehl, Kindertee mit extra viel Zucker: Die Verbraucherschützer von Foodwatch lassen die Bürger über die dreistesten Werbelügen abstimmen. Dem Verlierer verleihen sie den "Goldenen Windbeutel".

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Becel Werbelügen

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Die Milchschnitte wurde schon gewindbeutelt, genau wie das Actimel-Joghurtgetränk und der Monte-Drink. Diese Produkte gewannen in den vergangenen Jahren den "Goldenen Windbeutel". Diesen Preis, der eher ein Stigma sein soll, verleiht die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch auch 2012 wieder für die "dreisteste Werbelüge" bei Lebensmitteln. Bis zum 18. Juni können Verbraucher unter www.abgespeist.de abstimmen, welcher der fünf Kandidaten den Verbraucher am frechsten täuscht. Die Milchschnitte hat 2011 gewonnen, weil der fett- und zuckerreiche Riegel vom Hersteller als "leicht" bezeichnet wird.

Mit "Functional Food" lässt sich Geld verdienen. Der Begriff steht für Lebensmittel, die mit angeblichen Zusatznutzen für die Gesundheit beworben werden - oft auf wissenschaftlich wackliger Grundlage. Die Margarine "Pro-Aktiv" von Becel verspricht, den Cholesterinspiegel zu senken. Abgesehen davon, dass Foodwatch das für unbewiesen hält: Was ist, wenn der Kunde gar keinen Cholesterinsenker braucht? Das Unternehmen nimmt den Verbraucherschützern zufolge in Kauf, "dass auch Gesunde ohne Not an ihren Blutwerten herumdoktern". Bei Foodwatch ist man sogar der Meinung, die Margarine gehöre in die Apotheke und solle nur auf Rezept verkauft werden dürfen.

Clausthaler Werbelügen

Quelle: Clausthaler

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Alkoholfrei ist gar nicht von Alkohol frei: 0,45 Prozent Alkohol enthält dieses Clausthaler, der Name gaukelt dem Kunden trotzdem ein Null-Prozent-Bier vor. Dabei wäre es Foodwatch zufolge mit einem neuen Etikett getan: In anderen Ländern ist Clausthaler ehrlicher und verkauft das Bier als "alkoholarm" statt "alkoholfrei". Dort wissen zum Beispiel Schwangere und Alkoholiker, dass sie die Null-Prozent-Empfehlung ihres Arztes mit einem Clausthaler verletzen würden.

landlust Werbelügen

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Als "kleinen Ausflug aufs Land" bewirbt Teekanne seine Teemischung Mirabelle & Birne. Foodwatch zufolge sollten sich Kunden eher auf einen Ausflug ins Lebensmittellabor einstellen: Die Früchte sind zwar appetitlich für die Verpackung abfotografiert worden, beim Geschmack von Mirabelle und Birne hat der Hersteller aber durch nicht näher definierte "natürliche Aromen" nachgeholfen. Die Mischung besteht zu einem gewissen Teil auch aus den billigen Früchten Apfel, Hibiskus und Hagebutte, die auf der Verpackung nur im Kleingedruckten erwähnt werden. Das ganze ist völlig legal, denn es entspricht dem "Deutschen Lebensmittelbuch für Tee, teeähnliche Erzeugnisse, deren Extrakte und Zubereitungen". Foodwatch kommentiert: "Das nennt man dann wohl staatlich garantierte Verbrauchertäuschung."

Schmähpreis fuer Hipp

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Für Kinder ab zwölf Monaten empfiehlt Hipp seine Teemischungen in den Geschmacksrichtungen Früchte, Waldfrüchte und Apfel-Melisse. Dabei enthält eine Tasse umgerechnet mehr als zwei Stück Würfelzucker. Zu viel Zucker erhöht bei Kleinkindern nicht nur das Risiko für Karies, sondern auch für späteres Übergewicht.

hackfleisch Werbelügen

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Sieht aus wie Hackfleisch, ist es aber nur zum Teil. Die "Viva Vital Zubereitung aus Hackfleisch gemischt mit pflanzlichem Eiweiß" verspricht 30 Prozent weniger Fett als gewöhnliches Hackfleisch. Das bedeutet Foodwatch zufolge: 30 Prozent weniger Fleisch. Was an Masse fehlt, wird aufgefüllt - mit einer Mischung aus Wasser, Weizeneiweiß und Mehl. Das verwendete Hackfleisch soll auch noch fetter sein als frisches von der Theke.

© Süddeutsche.de/jab/bbr
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