Weniger Spekulationen an den Rohstoffmärkten:Kaffee wird wieder billiger

Spekulanten treiben die Preise von Lebensmitteln. Auch Kaffee wurde deswegen deutlich teurer. Doch der Markt entspannt sich - das merken nun auch die Konsumenten: Der größte deutsche Kaffeeröster senkt die Preise.

Kapital will investiert werden - die Schuldenkrise in Europa hat viel Geld aus den klassischen Staatsanleihen in andere Investments gelenkt. Die Spekulation mit Rohstoffen ist etwa gestiegen.

Price Of Coffee Hits 13 Year High

Preis sinkt: Kaffee.

(Foto: AFP)

Auch der Preis von Kaffee ist folglich in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die Hersteller gaben die gestiegenen Rohstoffkosten in mehreren Preisrunden an die Verbraucher weiter. Noch im Februar 2010 kostete ein Pfund Markenkaffee meist knapp unter fünf Euro, Anfang dieses Jahres lag der Preis meist um etwa einen Euro höher.

Doch nun geht die Preisentwicklung wieder in die andere Richtung: "Die Spekulationen am Rohkaffeemarkt haben sich in den letzten Monaten beruhigt", sagt ein Sprecher des größten deutschen Kaffeerösters Tchibo. Der Konzern habe deshalb die Preise für alle Röstkaffees ab diesem Montag um 50 Cent pro Packung gesenkt. So werde ein Pfund der am meisten verkauften Sorte "Feine Milde" statt 5,99 Euro nur noch 5,49 Euro kosten, ein Rückgang um mehr als acht Prozent.

Andere Anbieter könnten nachziehen

Im Februar 2011 hatte das Unternehmen zuletzt die Preise angehoben und damals angekündigt, sie wieder zu senken, falls die Rohstoffkosten fallen. Das ist nun tatsächlich passiert. Vor allem wegen der guten Ernten in Brasilien sind die Preise an den Rohstoffmärkten deutlich zurückgegangen: Der Gesamtindex der Internationalen Kaffee-Organisation ICO in London war im Mai vergangenen Jahres auf mehr als 2,40 Dollar je amerikanisches Pfund (454 Gramm) geklettert; einige der in Deutschland beliebten Arabica-Sorten kosteten zeitweise mehr als drei Dollar je Pfund.

Mittlerweile notiert der Index wieder bei 1,60 Dollar (etwa 1,30 Euro), etwa ein Drittel niedriger als vor einem Jahr. Bei Arabica war der Rückgang zum Teil noch ausgeprägter, während sich der Preis für die in Deutschland weniger verwendeten Robusta-Kaffeesorten kaum veränderte.

Wegen der hohen Liquidität der Finanzmärkte werden gegenwärtig fast alle Rohstoffe teurer; besonders schmerzlich bemerken die Verbraucher das beim Öl. Beim Kaffee jedoch glauben die Spekulanten nicht an weiter steigende Preise und haben sich deshalb zurückgezogen. Der Rohkaffeepreis wirkt sich auf den Preis für die Endverbraucher aus, ist aber nur einer von mehreren Faktoren. Die Kaffeesteuer je Pfund beträgt 1,10 Euro, dazu kommt die Mehrwertsteuer von sieben Prozent sowie die Marge für den Handel und den Röster sowie weitere Kosten.

Marktbeobachter rechnen nun damit, dass auch andere Kaffeeanbieter nachziehen könnten. Die übrigen großen Hersteller wie Kraft Foods ("Jacobs Krönung"), Dallmayr und Melitta äußerten sich aber zunächst nicht. Sie haben - im Gegensatz zu Tchibo - kaum eigene Ladengeschäfte, sondern verkaufen an den Lebensmittel-Einzelhandel, der in seiner Kalkulation nicht an die Vorgaben von Lieferanten gebunden ist.

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