Weltweite Versorgung:Das deutsche Wasser ist das beste

Wasser ist hierzulande kein knappes Gut, im Süden allerdings führen der Klimawandel und eine extrem auf Bewässerung angewiesene Landwirtschaft immer wieder zu Versorgungsengpässen.

Wolfgang Roth

Bis zum Jahr 2015, so haben es Regierungschefs aus aller Welt vor acht Jahren in New York vereinbart, soll der zahlenmäßige Anteil der Menschen halbiert werden, die keinen Zugang zu trinkbarem Wasser haben. Zwei Jahre danach wurden diese "Milleniums-Ziele" der Vereinten Nationen auf der Umweltkonferenz ergänzt durch eine ebenso bedeutsame Vorgabe: Die Zahl derer, die nicht über eine hygienische Abwasserentsorgung verfügen, soll sich in diesem Zeitraum verdoppeln.

Weltweite Versorgung: Sauberes Trinkwasser ist weltweit immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Sauberes Trinkwasser ist weltweit immer noch keine Selbstverständlichkeit.

(Foto: Foto: dpa)

Das eine hängt direkt mit dem anderen zusammen: Wo sanitäre Mindeststandards fehlen, wo also die Exkremente ungeklärt abfließen, landen Krankheitserreger auf vielen Wegen im Grund- und Oberflächenwasser, das die Anrainer trinken und mit dem sie ihre Wäsche und die Kochutensilien reinigen. Nach Schätzungen des Internationalen Wasserinstituts in Stockholm sterben deshalb täglich fünftausend Kinder an Durchfall. Das ist auch der Schwerpunkt der Weltwasserwoche, die an diesem Montag in der schwedischen Hauptstadt begonnen hat. Etwa 2,6 Milliarden Menschen verfügen derzeit nicht über angemessene Sanitäranlagen. Ob sich die Milleniumsziele annähernd erreichen lassen, ist sehr zweifelhaft. Soweit Behörden oder Privatunternehmen in den Schwellen- und Entwicklungsländern ein Trinkwassernetz aufbauen, wird oft die zweite Säule vernachlässigt: die Sanierung der maroden Abwasserleitungen.

Luxusproblem der Europäer

Was die Versorgung mit dem wichtigsten Lebensmittel der Menschheit angeht, haben die meisten Europäer vergleichsweise (noch) Luxusprobleme. Der Klimawandel und eine extrem auf Bewässerung angewiesene Landwirtschaft führen speziell im Süden immer wieder zu Versorgungsengpässen. In manchen Regionen gehen auch Grundwasservorräte zur Neige, müssen immer tiefere Schichten angezapft werden. Das hat seinen Preis; hohe Kosten verursacht vor allem das flächendeckende Netz von Klärwerken, das in Deutschland spürbar die Belastung der Gewässer reduziert hat. Dass den Landkreisen und Kommunen in Ostdeutschland nach der Wende oft überdimensionierte Anlagen aufgedrängt wurden, steht auf einem anderen Blatt.

Deutschland hat nach einer Untersuchung der internationalen Beratungsgesellschaft NUS Consulting weltweit die höchsten Wasserpreise - durchschnittlich 1,91 Euro pro Kubikmeter. Belgien (1,85 Euro), Großbritannien (1,50) und Frankreich (1,27) folgen auf den nächsten Plätzen. Kanada, Südafrika und die USA verlangen nach dieser Analyse die niedrigsten Gebühren. Positiv vermerkt der Befund, dass in Deutschland der Preisanstieg seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau geblieben ist.

Die Aussagekraft solcher Vergleiche ist allerdings begrenzt, darauf haben in der Vergangenheit schon das Umweltbundesamt und der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) hingewiesen. In Deutschland decken die Wasserpreise alle Kosten, was auf EU-Ebene zwar angestrebt, aber nicht verbindlich vorgeschrieben wird. In Frankreich werden den Kunden viele Dienstleistungen sowie die Anlagen und Versorgungsnetze nicht in Rechnung gestellt. Auch andere Nationen subventionieren das Trinkwasser: Italien mit bis zu 70 Prozent, Irland gar bis zu 100 Prozent des Aufwands. In Großbritannien wird nur ein geringer Teil des Verbrauchs in den Haushalten gemessen, das Gros wird pauschal abgerechnet.

Geeignet für Babynahrung

Richtig ist, dass die überwiegend kommunal verwalteten Wasserwerke in Deutschland mit diesen Einnahmen auch andere Bereiche der Daseinsvorsorge finanzieren, also eine sogenannte Quersubventionierung betreiben. Dagegen steht eine vergleichsweise hohe Qualität des Trinkwassers. Mit erheblichen Investitionen wurde die regional sehr hohe Belastung mit Nitrat und Pestiziden gesenkt. Sieht man von den jüngst bekanntgewordenen punktuellen Überschreitungen des Uran-Richtwerts ab, bereiten derzeit noch bleihaltige Rohre in Nord- und Ostdeutschland die größten Probleme. Trinkwasser unterliegt aber strengeren Qualitätskontrollen als gewöhnliches Mineral- und Tafelwasser und ist - zum Beispiel in München - mancherorts zur Zubereitung von Babynahrung geeignet.

Auch die Wasserverluste durch undichte Leitungen fallen in Deutschland mit neun Prozent nur mäßig ins Gewicht. In England und Wales versickert fast ein Drittel des Wassers auf seinem Weg, in Frankreich und Italien sieht es kaum besser aus. Das ist deshalb von Bedeutung, weil dadurch die Versorgung gelegentlich ganz unterbrochen wird.

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