Wassergeschäft bringt kaum Profit:Alles im Fluss

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Bei Wasser ist es wie bei Strom und Gas: Trotz Privatisierung wird der lebensnotwendige Rohstoff teurer.

Marc Steinhäuser

Insgesamt ist die Wasserversorgung in Deutschland aber immer noch größtenteils in den Kommunen geregelt. Während der Strom- und Gasmarkt in Deutschland weitgehend privatisiert wurde, ist mehr als 90 Prozent der Wasserversorgung in kommunaler Hand. Einen richtigen Wettbewerb gibt es nicht, Preise werden festgelegt. Zwar gab es in den neunziger Jahren einige Privatisierungen. Doch weil die Gewinne nicht wie erhofft sprudelten, haben die privaten Energieversorger sich aus dem Wassergeschäft weitgehend wieder zurückgezogen- nachdem sie die Preise erhöhten.

Trinkwasser hat deutschlandweit je nach Kommune einen anderen Preis. (Foto: Foto: AP)

Zum Beispiel RWE. Dem Energiekonzern aus Nordrhein-Westfalen und dem französischen Versorger Veolia Water gehören seit 1999 die Hälfte der Berliner Wasserbetriebe. Außerdem kaufte RWE im Jahr 2001 die britische Firma Thames Water, kurz darauf das US-Unternehmen America Water. Doch vor zwei Jahren trennte sich der Energiekonzern von seiner britischen Tochterfirma - wegen zu geringer Rendite. Auch America Water soll so schnell wie möglich verkauft werden. Sogar die Zukunft der Berliner Wasserbetriebe bei RWE ist ungewiss: Im Sommer 2007 starteten zwei Berliner Bürgerinitiativen ein Volksbegehren gegen die Privatisierung ihrer Wasserversorgung unter dem Titel "Schluss mit Geheimverträgen - Wir Berliner wollen unser Wasser zurück". In der Begründung wird dargelegt, dass der Wasserpreis zwischen 2004 und Anfang 2008 um fast 25 Prozent gestiegen ist.

Nach Privatisierung zurückgekauft

Das größte Problem des Wassergeschäfts sind die Kosten: Eine vernünftige Versorgung ist nur durch hohe Investitionen zu erreichen. Der regional stark unterschiedliche Wasserpreis erklärt sich also mit der teuren Infrastruktur und den kilometerlangen Leitungen. "Der Profit aus dem Wassergeschäft hält sich insgesamt sehr in Grenzen", sagt etwa Jochen Stemplewski, Präsident der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW).

Deshalb kaufen manche Kommunen ihre ehemals privatisierte Wasserversorgung wieder zurück. Jetzt haben zum Beispiel die Stadtwerke Potsdam wieder die Anteile von Eurawasser. Einen Schritt weiter gingen Dortmund und Bochum. Die Städte kauften Ende 2003 Gelsenwasser auf, den damals größten privaten Wasserversorger Deutschlands.

Ganz lassen sich die privaten Wasserversorger aber nicht vertreiben. Sie wittern noch immer in den Schwellen- und Entwicklungsländern ihre Chance auf große Gewinne. Investiert wird in Osteuropa oder Chile, Peru und Kolumbien. Denn eines scheint sicher zu sein: Wegen des Klimawandels wird die Ressource Wasser immer wichtiger, und schon heute leidet ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel.

© SZ vom 19.08.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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