Folgen der Abwertung einer Währung:Vorsicht, wenn die Drachme droht

Die Griechen sparen und sparen und kommen doch nicht voran: Der Blick zu den türkischen Nachbarn zeigt, wie die Abwertung der eigenen Währung einem Land helfen kann. Doch die Risiken sind groß - gerade für ein Euro-Land.

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Griechenland kommt kaum voran. Die bisherigen Sparbemühungen reichen nicht aus. Die Schuldenquote des Landes, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, steigt in diesem Jahr noch weiter an, die Wirtschaft schrumpft noch schlimmer als befürchtet.

Jetzt haben die Griechen nur eine Möglichkeit, um für Touristen oder ausländische Abnehmer billiger zu werden: Sparen und Löhne drücken. Doch da ist der Spielraum begrenzt - die Bevölkerung läuft Sturm.

Das alles wäre nicht so schlimm, wenn die Griechen noch ihre Drachme hätten, sagen manche Ökonomen. Denn dann könnte das hoch verschuldete Land sein Geld entwerten und damit billig werden. Eine schwache Währung kann wie ein gigantisches Konjunkturprogramm sein. Davon profitiert derzeit beispielsweise die Türkei. Doch eine Abwertung birgt viele Gefahren.

Was eine schwache Währung bewirken kann - eine Übersicht.

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[] Tourismus

Da die Kaufkraft im eigenen Land gering ist, sind die Griechen darauf angewiesen, dass Ausländer ihr Geld dort ausgeben. Hätte Griechenland eine eigene Währung, würde eine Abwertung das Land für Urlauber attraktiver machen: Einkäufe, Übernachtungen, Essen - alles wäre billiger.

Eine abgewertete Währung würde vermutlich mehr Touristen ins Land locken. Allerdings ist Griechenland bereits ein beliebtes Urlaubsland. Etwa ein Zehntel der griechischen Wirtschaftsleistung entsteht bereits im Tourismus. Seit der arabische Frühling die Urlaubsziele Tunesien und Ägypten unbeliebt gemacht hat, konnten sich die griechischen Hoteliers nicht beschweren.

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[] Export

Die Türkei profitiert davon, dass der Landeswährung Lira im Ausland günstig ist. Türkische Güter verkaufen sich im Ausland besser, weil sie günstiger sind. Im zweiten Quartal 2011 hatte das Land ein Wirtschaftswachstum von 8,8 Prozent, seit Jahren gehört die Türkei zu den am stärksten wachsenden Regionen der Welt.

Die griechische Wirtschaft hat allerdings ein strukturelles Export-Problem, das unabhängig vom Wert der Währung besteht: Es gibt wenig Industrieunternehmen, die Güter herstellen, welche auf dem Weltmarkt gefragt sind.

[] Import

Für die Lira-Schwäche müssen die Türken aber eins in Kauf nehmen: Ausländische Produkte sind für die eigene Bevölkerung im Verhältnis oft sehr teuer. Der Vorteil: Vermehrt setzen Verbraucher auf heimische Produkte. Davon könnte auch die griechische Wirtschaft profitieren. Auf der anderen Seite würde viele Produkte, die nicht in Griechenland hergestellt werden zu unerschwinglichen Luxusgütern.

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Quelle: dpa

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[] Inflation

Wenn zu viel Geld im Umlauf ist, verliert die eigene Währung an Wert. Für das gleiche Geld können die Menschen weniger kaufen. Die türkische Bevölkerung hatte lange mit einer sehr hohen Inflation zu kämpfen - die lag sogar zeitweise im dreistelligen Bereich.

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[] Staatsschulden

Bei einer hohen Geldentwertung werden die Schulden eines Staates regelrecht weginflationiert. Für die Gläubiger ist das eine Katastrophe, für die Schuldner ein Segen.

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Quelle: Daniel Karmann/dpa

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Folgen der Abwertung einer Währung:.

[] Vermögen

Wird das Geld allerdings zu rasant entwertet, haben die Vermögenden keinen Anreiz, ihr Geld in dieser Währung zu sparen - es sei denn, die Zinsen sind enorm hoch. Darum investieren viele in ausländische Devisen, in Gold oder Immobilien. Die Folge: Dem Land fehlt das Kapital für neue Investitionen, das Wachstum könnte sich verlangsamen.

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[] Drachmen statt Euro

Bei einem Ausstieg aus dem Euro entsteht für Griechenland ein weiteres Problem. Die eigene Währung würde sofort kräftig abgewertet. Das Land könnte seine Schulden, die es in Euro aufgenommen hat, lange nicht bezahlen. Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würde dem Land daher einen Schuldenberg bescheren, den es kaum begleichen können wird.

© sueddeutsche.de/kahe
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