Warren Buffett: Goldman:15 Dollar in jeder Sekunde

"Wir lieben diese Investition": Da mag die US-Börsenaufsicht noch so gegen Goldman Sachs klagen - Starinvestor Warren Buffett verdient prächtig an der Bank.

Moritz Koch

Erst klagte die Börsenaufsicht, nun ermittelt auch die New Yorker Staatsanwaltschaft. Die Investmentbank Goldman Sachs gerät in den USA immer stärker unter Druck. Der Aktienkurs ist eingebrochen, die Mitarbeiter sind verunsichert. Zumindest einen prominenten Fürsprecher hat die Bank noch: Den Starinvestor Warren Buffett.

Buffett, AP

Auf der Aktionärsversammlung seiner Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway am Samstag in Omaha, besser bekannt als das "Woodstock der Kapitalisten", verteidigte Buffett (li.) Goldman gegen den Verdacht, Geschäftspartnern faule Wertpapiere aufgeschwatzt zu haben.

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Auf der Aktionärsversammlung seiner Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway am Samstag in Omaha, besser bekannt als das "Woodstock der Kapitalisten", verteidigte Buffett Goldman gegen den Verdacht, Geschäftspartnern faule Wertpapiere aufgeschwatzt zu haben. Auch dem in der Kritik stehenden Bankchef Lloyd Blankfein sprach Buffett sein Vertrauen aus. "Er hat seine Firma hervorragend geführt", sagte Buffett, "er ist smart, und er ist große Klasse". Auf die Frage, wer Goldman Sachs führen sollte, falls Blankfein ersetzt wird, antwortete er: "Wenn Lloyd einen Zwillingsbruder hätte, würde ich für den stimmen."

Buffetts Wort hat Gewicht in den USA. Der Multimilliardär hat sich mit seinem untrüglichen Geschäftssinn, seinen hohen ethischen Anlagestandards und seiner klaren Sprache einen legendären Ruf erworben. 40 000 Aktionäre waren am Wochenende nach Omaha gekommen, um ihn zu sehen. Umfragen zufolge ist Berkshire der am meisten bewunderte Konzern Amerikas.

Im Prinzip eine Wette

Buffett war Goldman schon einmal zu Hilfe gekommen: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 hatte er Vorzugsaktien im Wert von fünf Milliarden Dollar gekauft und die Bank damit stabilisiert. "Wir lieben diese Investition", sagte Buffett. Sie bringe Berkshire pro Sekunde 15 Dollar ein. Buffett sieht keinen Grund, sein Engagement bei Goldman zu überdenken.

Die Klage der US-Börsenaufsicht SEC sei nicht weitreichend genug, um die Investition in Frage zu stellen. Die SEC wirft Goldman Anlagebetrug bei der Vermarktung des Wertpapiers "Abacus" vor, das die Bank 2007 auf Geheiß des Hedgefondsmanagers John Paulson aufgelegt hatte. Abacus setzte sich aus Finanzderivaten zusammen, deren Wert vom amerikanischen Häusermarkt abhingen.

Im Prinzip war es eine Wette: Paulson setzte darauf, dass Hypothekennehmer ihre Schulden nicht würden begleichen können, Banken wie die deutsche IKB wetteten dagegen. Goldman soll ihnen allerdings verschwiegen haben, dass Paulson die Hypotheken, an die Abacus gekoppelt war, zum Teil selbst ausgewählt hatte. Damit habe Goldman gegen Wertpapiergesetze verstoßen, argumentiert die SEC.

Die Börsenaufsicht kann nur zivilrechtliche Klagen vorbringen. Möglicherweise wird sich Goldman bald aber auch in einem Strafprozess rechtfertigen müssen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft prüft US-Medienberichten zufolge, ebenfalls eine Klage gegen die Investmentbank zu erheben.

Offenbar untersucht sie neben Abacus auch andere fragwürdige Wertpapiere, etwa das Anlageinstrument Timberwolf, das Goldman-Händler vertrieben, während sie es intern als "Scheißdeal" bezeichnet hatten.

Als die Meldungen über die Ermittlungen am Freitag bekannt wurden, versuchte Goldman, ihre Bedeutung zu relativieren: "Da unser Unternehmen derzeit stark im Mittelpunkt steht, sind wir nicht überrascht." Die Börse ließ sich davon nicht beruhigen. Goldman-Aktien stürzten am Freitag um mehr als neun Prozent ab, nachdem sie schon in der Vorwoche massive Verluste verbucht hatten.

Unabhängig davon, ob es zu einer strafrechtlichen Klage kommt oder ob das Zivilverfahren der SEC vor Gericht Bestand hat, leidet der Ruf von Goldman massiv. Das wollte auch Buffett nicht bestreiten. Allerdings würde nur ein Schuldspruch das Firmenimage dauerhaft beschädigen, sagte er.

Die vorbehaltlose Unterstützung Buffetts für Goldman war überraschend. Nur wenige Tage vor dem Aktionärstreffen in Omaha hatte Buffetts Vize bei Berkshire, Charlie Munger, Goldman-Geschäfte als "sozial nicht wünschenswert" bezeichnet. Auch Buffett ist kein Freund der Wall Street, ganz im Gegenteil: Seit Jahrzehnten profiliert er sich als Kritiker der Geschäftspraktiken der Finanzelite.

Erst kürzlich wetterte er gegen die Bonuskultur in Manhattan. Die Finanzderivate, aus denen Goldman Abacus zusammensetzte, sogenannte Credit Default Swaps, geißelte Buffett einst sogar als "finanzielle Massenvernichtungswaffen". Dennoch seien die Verfahren gegen Goldman unbegründet, sagte er.

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