Wall Street unter Druck:Zwischen Bangen und Hoffen

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Gebannt erwartete die Finanzwelt den Handelsbeginn an der Wall Street - und muss nun hilflos zusehen, wie die Kurse fallen. Nun setzen die Analysten darauf, dass die Notenbank die Zinsen senkt.

Es ist Tag eins nach dem Horrortag an der Wall Street - und New York und die Welt schauen gebannt auf die Zahlen, die von den US-Börsen kommen. Die weltgrößte Investmentbank Goldman Sachs schockierte die Anaylsten mit einer Gewinnwarnung. Nur wenig später kamen die ersten Meldungen von der Wall Street. Und wie befürchtet haben die US-Börsen nach der dramatischen Verschärfung der Finanzkrise am Dienstag erneut schwächer eröffnet. Der befürchtete massive Kursrutsch blieb jedoch zunächst aus.

Die Krise geht weiter. Erneut sinken die Kurse an den US-Börsen. (Foto: Foto: AP)

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel 0,4 Prozent auf 10.870 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 sackte um 1,0 Prozent auf 1180 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 0,9 Prozent auf 2159 Punkte.

Unter Druck gerieten erneut die Finanzwerte, da viele Anleger weitere Bank-Zusammenbrüche in den USA befürchteten. Gefährdet ist vor allem der Versicherungskonzern AIG, nachdem alle drei großen Ratingagenturen ihre Einstufungen für die Verbindlichkeiten des bis vor kurzem noch weltgrößten Versicherers senkten.

AIG braucht dringend Geld

"Vieles kommt heute auf AIG an. Sie haben wegen des Immobilien-Debakels einen Knacks bekommen", sagte der Präsident der Princeton Financial Group, Andre Bakhos. Je länger AIG keine Kapitalspritze bekomme, desto schlimmer werde alles werden.

Der Versicherungskonzern benötigt dringend frisches Kapital, um das Geschäft langfristig aufrechterhalten zu können. AIG-Aktien brachen zu Handelsbeginn zunächst um fast 70 Prozent ein, erholten sich dann jedoch etwas auf ein Minus von 40 Prozent.

Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge arbeiten die Banken J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs mit Unterstützung der US-Notenbank fieberhaft daran, für den Versicherer ein Kreditpaket von 70 bis 75 Milliarden Dollar zu schnüren. Unter Berufung auf Insider heißt es, wenn das Geld nicht bis Mittwoch aufgetrieben sei, habe AIG möglicherweise keine andere Wahl als Insolvenz anzumelden.

Auch die Aktien von Morgan Stanley rauschten in die Tiefe. Um zwölf Uhr Ortszeit notierten die Papiere 17,37 Prozent im Minus und kosteten 26,60 Dollar. Die Investmentbank legt am Mittwoch mit Spannung erwartete Quartalszahlen vor. Analysten rechnen, wie bei Goldman Sachs, mit einem Gewinneinbruch.

Auf die Stimmung drückte auch eine Warnung des PC-Herstellers Dell vor einer weiter sinkenden weltweiten Nachfrage nach Technologieprodukten. Der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller Dell hat erneut vor einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage im IT-Bereich gewarnt. Die Aktie von Dell notierte in New York mit knapp neun Prozent im Minus. Im Sog der Warnung rutschten auch andere Technologiewerte ins Minus. Viele Händler hoffen nun auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung am Abend.

Gewinneinbruch bei Goldman Sachs

Auch die von Goldman Sachs vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal hellten die Stimmung nicht auf. Das Institut hat im dritten Quartal netto 845 Millionen Dollar und damit rund 70 Prozent weniger verdient als ein Jahr zuvor. Goldman-Aktien notierten mehr als zehn Prozent im Minus.

Unterdessen setzt sich auch die Talfahrt des Dax fort. Der deutsche Leitindex rutschte am Nachmittag mit einem Minus von fast drei Prozent auf 5885 Punkte. Neben der Commerzbank wurden auch andere Finanztitel wie Allianz, Postbank und die Hypo Real Estate mit Einbrüchen von zeitweise sieben bis elf Prozent gebeutelt. Am Ende notierte schloss der Dax mit minus 1,63 Prozent auf 5965,17 Zählern und damit so schwach wie zuletzt im September 2006.

Auch in Frankreich brachen die Bankentitel regelrecht ein. Die Aktie des Investmenthauses Natixis verlor bis zum Dienstagnachmittag fast 17 Prozent an Wert, nachdem sie schon am Montag auf ihren bisherigen Tiefstand gesunken war. Die belgisch-französische Bank Dexia brach um mehr als zehn Prozent ein, Credit Agricole gab um 8,4 Prozent nach. Die größte Bank der Eurozone, BNP Paribas, und die Société Générale rauschten beide um 5,8 Prozent in die Tiefe.

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