Wall Street:Abkassiert - Banker am Pranger

Als hätte es nie eine Krise gegeben: Vorstandschefs von US-Banken verdienen 430 Mal so viel wie ihre Angestellten - und mehr als die Chefs von Industriekonzernen.

Die Gehälter im Spitzenmanagement von US-Banken liegen weiterhin deutlich über denen von Führungskräften anderer Branchen. Selbst jene 20 Großbanken, die im Zuge der Finanzkrise staatliche Zuwendungen in Höhe von insgesamt 300 Milliarden Dollar in Anspruch genommen haben, zahlten ihren Vorstandsvorsitzenden im Schnitt Gehälter 37 Prozent oberhalb des Durchschnitts der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Institute for Policy Studies hervor, einer Denkfabrik in der US-Hauptstadt Washington.

Wall Street, Foto: AP

Kritik an Exzessen in der Finanzwelt: An der New Yorker Wall Street sollen zu hohe Gehälter gezahlt werden.

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Im Schnitt verdient der Studie zufolge der Vorstandschef einer US-Bank 430-mal so viel wie ein amerikanischer Arbeitnehmer. Bei neun von 20 beobachteten Banken lagen sogar die jährlichen Bonuszahlungen oberhalb von 90 Millionen Dollar, wie das Institut weiter mitteilte.

Banken wie Bank of America Corp. und Wells Fargo & Co zahlten ihren Konzernchefs im vergangenen Jahr durchschnittlich 13,8 Millionen Dollar. Die Vergleichszahl für die Vorstandsvorsitzenden der im S&P-500-Index gelisteten Unternehmen lautet 10,1 Millionen Dollar.

"Das Gehaltsniveau im Spitzenmanagement der Banken steht, kurz gesagt, nach wie vor in keinerlei Verhältnis zu irgendeiner Art zugrundeliegendem Wert, den ein Manager zu bieten haben mag", hieß es in der Studie als Fazit. "Das haarsträubende Gehaltsniveau gibt den Managern Anreize zu haarsträubendem Verhalten", heißt es ergänzend.

Staatliche Eingriffe ohne Wirkung

Die Ergebnisse der Studie gelten als Beitrag zur anhaltenden Diskussion über die Bezahlung in den obersten Ebenen amerikanischer Großbanken in Zeiten der Finanzkrise. Die Regierung unter US-Präsident Barack Obama mit Kenneth Feinberg als Beauftragten für Gehälter bei jenen sieben US-Konzernen ernannt, die mehr als ein Rettungspaket erhalten haben. Dazu zählen unter anderem die Großbank Citigroup und der angeschlagene Autohersteller General Motors.

Staatliche Eingriffe in das Vergütungssystem werden der Studie zufolge wenig bewirken, da sich etliche Unternehmen bereits darauf verständigt haben, die Hilfen aus dem sogenannten Tarp-Programm schnell zurückzuzahlen, und zwar mit dem ausdrücklichen Ziel, etwaigen Auflagen auszuweichen. Dazu zählen etwa Goldman Sachs und JP Morgan.

"Die Bundesregierung hat bislang weder per Gesetzentwurf noch per Erlass auch nur eine einzige Maßnahme auf den Weg gebracht, die tatsächlich Luft aus der Gehaltsblase für Spitzenmanager lassen würde, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnten derart aufgebläht hat", heißt es in der Studie weiter.

Das Washingtoner Institute for Policy Studies veröffentlicht unter dem Titel "Executive Excess" einmal im Jahr einen Bericht zur Maßlosigkeit der Topmanager.

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