Vorstandssprecher der Deutschen Bank:Der Außenminister, der Kanzler-Neffe und Mr. Peanuts

Zwei Vorstandschefs sollen die Deutsche Bank künftig führen. Es wäre nicht die erste Doppelspitze in der Konzerngeschichte. Ein Blick in die Ahnengalerie der Deutschen Bank erzählt von prominenten Verwandten, einer Audienz im Kreml und einigen Kommunikationspannen.

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Hermann Josef Abs

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Zwei Vorstandschefs sollen die Deutsche Bank künftig führen. Kommen sie tatsächlich zum Zuge, wären Anshu Jain und Jürgen Fitschen nicht die erste Doppelspitze in der Konzerngeschichte. Ein Blick in die Ahnengalerie der Deutschen Bank erzählt von prominenten Verwandten, einer Audienz im Kreml und einigen Kommunikationspannen.

Der mächtigste deutsche Banker der Adenauer-Ära: Hermann Josef Abs war von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Er kam 1937 zu dem Finanzhaus, während der NS-Zeit war er als Vorstand mitverantwortlich für den Zwangsverkauf jüdischer Unternehmen und Banken. Nach dem Krieg wurde er suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Allerdings wurde er später entlastet - von 1952 an arbeitete Abs wieder für die Deutsche Bank. 1957 stieg der enge Vertraute von Bundeskanzler Adenauer zum Sprecher des Vorstands und zu einer Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft auf. Unter ihm festigte die Deutsche Bank ihre Kontakte zur Industrie und baute ihr Auslandsgeschäft wieder auf. Schließlich wurde Abs 1967 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt - 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat und blieb Ehrenvorsitzender bis zu seinem Tod im Februar 1994.

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Quelle: Deutsche Bank AG / wikimedia commons

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Die erste Doppelspitze der Bank bildeten 1967 Karl Klasen (l.) und Franz Heinrich Ulrich (r.), hier mit ihrem Vorgänger Hermann Josef Abs (M.). Klasen wechselte bereits 1970 als Präsident an die Spitze der Deutschen Bundesbank - wo er sich als jahrelanger Garant einer niedrigen Inflationsrate profilierte. Ulrich blieb bis 1976 Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Unter seiner Führung übernahm die Bank Anteile der Industriellenfamilie Flick am Autokonzern Daimler, um dessen Verkauf an ausländische Rivalen zu verhindern. Mit der Deutschen Gesellschaft für Wertpapiersparen (DWS) baute Ulrich das Fondgeschäft der Deutsche Bank auf. Nach dem Ende seiner Amtszeit rückte er an die Spitze des Aufsichtsrates auf.

Friedrich Wilhelm Christians gestorben

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Gleich zwei Deutsche-Bank-Doppelspitzen gehörte Friedrich Wilhelm Christians an. Zwölf Jahre lang war er Vorstandssprecher des Finanzkonzerns - von 1976 bis 1985 gemeinsam mit Wilfried Guth, anschließend mit Alfred Herrhausen. Christians, der seit seiner Zeit als Praktikant nie bei einem anderen Bankhaus gearbeitet hatte, erwarb als Vorstandssprecher den Ruf des "Außenministers" der Bank. Er knüpfte enge Kontakte nach Osteuropa, wurde 1985 von Michail Gorbatschow erstmals in Moskau empfangen - und vereinbarte drei Jahre später einen Kredit für die Sowjetunion im Wert von 3,5 Milliarden D-Mark. Als Präsident des Bundesverbands deutscher Banken trieb er nach dem Zusammenbruch der Herstatt-Bank den Aufbau des Einlagensicherungsfonds voran, der in Krisenfällen die Vermögen der Bankkunden schützen soll. 1988 wechselte Christians in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank, 1990 an dessen Spitze.

Christians, Guth

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Zeitgleich mit Friedrich Wilhelm Christians (r.) übernahm 1976  Wilfried Guth (l.) die Führung der Deutschen Bank. Guth, ein Neffe des früheren Bundeskanzlers Ludwig Erhard, hatte zuvor für die Bundesbank und den Internationalen Währungsfonds gearbeitet. Unter seiner Führung baute die Deutsche Bank unter anderem ihr Investmentbanking-Geschäft auf. Neun Jahre lang führten Christians und Guth das Unternehmen gemeinsam. Ihre Zusammenarbeit galt als harmonisch. Bereits 1985 rückte Guth an die Spitze des Aufsichtsrats.

Alfred Herrhausen

Quelle: Wolf P. Prange, Deutsche Bank AG

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Die Ära des Vorstands Alfred Herrhausen endete dramatisch: Auf dem Weg zur Arbeit starb der Manager 1989 bei einem Bombenattentat. Die Bombe befand sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand in Bad Homburg vor der Höhe. Die Täter konnten nie ermittelt werden, allerdings bekannte sich die Rote Armee Fraktion (RAF) zu dem Anschlag. Zur Deutschen Bank hatte Herrhausen 1969 Friedrich Wilhelm Christians geholt. 1985 rückte er neben Christians zum zweiten Sprecher des Vorstands auf, 1988 wurde Herrhausen alleiniger Vorstandssprecher. Der Manager baute die Bank um und machte sie zur Nummer eins in Deutschland - er setzte vor allem auf ein Allfinanzkonzept und Internationalisierung. Herrhausen galt als hochtalentierter Unternehmer und Redner. Für die Medien war er ein gefragter Interviewpartner, für Politiker wie Helmut Kohl ein wichtiger Berater.

Nord-Politiker holen Kopper als Retter aus dem Ruhestand

Quelle: picture-alliance/ dpa

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Acht Jahre lang stand Hilmar Kopper an der Spitze der Deutschen Bank: Unter ihm richtete die Bank sich auf das Investmentbanking aus, konzentrierte sich auf die Internationalisierung und Expansion nach London und New York. Bekannt wurde er vor allem durch den Ausdruck "Peanuts". So bezeichnete er 1994 jenen Schaden von 50 Millionen D-Mark, auf dem zahlreiche Handwerker nach dem Scheitern des Baulöwen Jürgen Schneider sitzengeblieben waren. Koppers Äußerung wurde als überheblich wahrgenommen und schadete auch dem Image der Bank. Schließlich wurde "Peanuts" sogar zum Unwort des Jahres 1994 gewählt.

Rolf Breuer

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Rolf-E. Breuer war von 1997 bis 2002 Vorstandssprecher. Er formte die Deutsche Bank durch Umstrukturierung und Übernahmen zu einem der größten Institute der Welt. 18,5 Milliarden D-Mark etwa war ihm die Übernahme der US-Investmentbank Bankers Trust wert. In die Negativschlagzeilen geriet Breuer aber bei der Krise des Holzmann-Konzerns und der geplatzten Übernahme der Dresdner Bank. Zudem muss sich Breuer seit Jahren gerichtlich mit dem Medienunternehmer Leo Kirch auseinandersetzen. Kirchs Vorwurf: Breuer habe den Zusammenbruch der Kirch-Gruppe herbeigeführt, weil er sich 2002 in einem Interview kritisch über Kirchs Zahlungsfähigkeit geäußert hatte. 2006 entschied der Bundesgerichtshof, dass die Bank und Breuer grundsätzlich für Schäden haften müssten, die der Kirch-Gruppe durch das Interview entstanden waren. Unter anderem wegen dieses Urteils legte Breuer 2006 seinen Aufsichtsratsvorsitz nieder.

Deutsche Bank - Josef Ackermann

Quelle: Oliver Berg/dpa

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Seine berühmteste Pose: 2004 zeigte Josef Ackermann das Victory-Zeichen  vor dem Beginn des Mannesmann-Prozesses im Düsseldorfer Landgericht. Das Image des rücksichtslosen Bankers ist er seitdem nie mehr ganz losgeworden. Er musste sich immer wieder mit Kritik auseinandersetzen, obwohl der Schweizer die Deutsche Bank international wettbewerbsfähig machte und einen Rekordgewinn nach dem nächsten verkündete. Entlassungen und auch sein vorgegebenes Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent verurteilten Experten und Politiker in den vergangenen Jahren immer wieder. Ackermann führt die Deutsche Bank seit neun Jahren. Als Sprecher des Vorstands folgte er 2002 auf  Rolf-E. Breuer, seit 2006 ist er Vorsitzender des Vorstands. Sein Vertrag läuft bis zur Hauptversammlung 2013, ob "Joe" ihn auch erfüllt, ist jedoch ungewiss.

© sueddeutsche.de/lom/luk/aum
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