Vor dem G-20-Gipfel in Pittsburgh:Die Weltregierung wird bunter

Früher hieß die Versammlung der Mächtigen G 7, dann G 8, jetzt G 20 - die informelle Weltregierung wird vielfältiger. Ihr gehören immer mehr Staaten an.

Alexander Hagelüken

Lange Zeit hielten sich Chinas Politiker auf der Weltbühne zurück. Was die Regierung in Peking erreichen wollte, brachte sie eher diskret vor. Doch seit diesem Jahr halten die Chinesen lautstark mit, wenn vor internationalen Gipfeltreffen die großen Worte geschwungen werden.

Vor dem G-20-Gipfel in Pittsburgh: Auch der saudiarabische König Abdullah gehört zu den Teilnehmern der G20-Gipfel.

Auch der saudiarabische König Abdullah gehört zu den Teilnehmern der G20-Gipfel.

(Foto: Foto: Getty Images)

Vor dem Weltfinanzgipfel im Frühjahr erklärten chinesische Politiker auf einmal, sie wollten den Dollar als Leitwährung ablösen. Damit sicherten sie sich gehörige Aufmerksamkeit. Vor dem dritten globalen Finanzgipfel in Pittsburgh erklärt die Regierung jetzt, sie wolle den westzentrierten G-8-Klub als informelle Weltregierung ablösen.

Die Zukunft gehöre dem G-20-Gremium, dem nicht nur wie bei G 8 westliche Industriestaaten wie Deutschland oder die USA angehören, sondern auch Indien, Brasilien, Indonesien - oder eben China. "Es hat sich erwiesen, dass die G 20 für die internationale Gemeinschaft eine effektive Plattform sind", erklärt Vizeaußenminister He Yafel. Sein oberster Chef, Staatspräsident Hu Jintao, will in Pittsburgh darauf drängen, die G 20 zum Königsgremium zu machen.

Auswege aus dem Chaos

Dabei ist der Klub der 20 größten Industrie- und Schwellenländer erst seit weniger als einem Jahr eine echte Größe. Nach der Eskalation der Finanzkrise versammelten sich die Staats- und Regierungschefs dieser Länder, um Auswege aus dem Chaos zu finden und einen neuen Absturz zu verhindern.

Zuvor gab es die G-20-Runde nur auf der Ebene der Finanzminister, wo sie keine große Rolle spielte. Weil die ersten G-20-Gipfel relativ reibungslos verliefen, hat der Klub Karriere gemacht. Parallel dazu vollzieht sich schon länger der Abstieg des früher Weltwirtschaftsgipfel genannten G-8-Gremiums, das außer Japan und Russland nur westliche Industriestaaten versammelt und auf seinen Treffen immer weniger zustande brachte.

Sarkozy gewohnt vorwitzig

Ohne China, dessen Wirtschaftsleistung zweimal so groß ist wie die des G-8-Mitglieds Kanada, geht eben global inzwischen wenig. Und ohne Staaten wie Brasilien und Indien, die gemeinsam 20 Prozent der Weltbevölkerung stellen, im Grunde auch nicht. Das erkennen auch immer mehr westliche Politiker.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erklärte gewohnt vorwitzig, die G-8-Treffen sollten bereits im kommenden Jahr auslaufen. Und auch die eher nüchterne Bundeskanzlerin Angela Merkel findet, dass G 20 das Instrument der Zukunft ist.

Dem führungsgewohnten Westen muss dabei bewusst sein, dass sich mit diesem neuen Modell auch die Machtbalance hin zu den boomenden Schwellenländern verschiebt. Und: Im G-8-Klub trafen sich bisher Politiker aus ähnlichen Kulturen, was die Verständigung im Zweifel leichter machte.

Japan nur selten mit Sonderwünschen

Japan gehörte zwar nicht dazu, verfolgte aber selten einen Sonderweg, so wie das Land ja außenpolitisch seit dem Zweiten Weltkrieg meist den Vereinigten Staaten folgt. Beim G-20-Klub aber treffen unterschiedliche Traditionen und Mentalitäten aufeinander. Dies dürfte Konflikte auslösen, die sich bisher nur ahnen lassen.

Die ersten beiden Weltfinanzgipfel standen ja unter dem Schock der Krise, der die politischen Führer bis zu einem gewissen Grade einte. Je normaler die Lage wird, desto deutlicher dürften die Risse sichtbar werden. Und: Je mächtiger G 20 als Gremium wird, desto mehr werden die Schwellenstaaten auf Macht in anderen Institutionen pochen. Etwa im internationalen Währungsfonds, wo beispielsweise China mehr Stimmrechte fordert.

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