Süddeutsche Zeitung

Vor dem G-20-Gipfel:China will den Yuan flexibler machen

Schon lange wird China vorgeworfen, sich mit einer künstlich niedrig gehaltenen Währung Handelsvorteile zu verschaffen - nun zeichnet sich eine Wende ab: Überraschend hat der Exportweltmeister angedeutet, die Kopplung des Yuan an den US-Dollar aufgeben zu wollen.

Im Streit über Handelsungleichgewichte hat Chinas Zentralbank überraschend eine schrittweise Flexibilisierung der Landeswährung signalisiert. Die Volksrepublik deutete damit am Samstag ohne Bekanntgabe von Details die Bereitschaft zur Aufgabe der Kopplung des Yuan an den US-Dollar an. Die USA und der Internationale Währungsfonds (IWF) begrüßten die Absicht.

Dem Exportweltmeister China wird von den USA und anderen westlichen G20-Ländern seit langem vorgeworfen, sich mit einer künstlich niedrig gehaltenen Währung Handelsvorteile zu verschaffen. Experten halten den Yuan für bis zu 40 Prozent unterbewertet. Zuletzt war die Kritik aber leiser geworden. China hatte erklärt, man werde sich keinem Druck von außen beugen.

Der Yuan-Kurs sollte auch Thema beim in einer Woche beginnenden Gipfeltreffen der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sein. Fachleute gehen davon aus, dass es durch die Ankündigung vom Samstag auf kurze Sicht nicht zu einer deutlichen Annäherung kommen wird. Die Erklärung Chinas sei vielmehr als Geste des guten Willens zu interpretieren, hieß es.

"Die Weltwirtschaft erholt sich schrittweise. Die Erholung und der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft ist solider geworden mit einer zunehmenden wirtschaftlichen Stabilität", teilte die Zentralbank auf ihrer Internetseite mit. Wünschenswert sei nun, die Neuausrichtung der Wechselkursordnung voranzutreiben und die Yuan-Flexibilität zu erhöhen. Einen Termin für den angekündigten Kurswechsel nannte die Notenbank nicht.

Einer ihrer Berater sagte, China beende mit dieser Mitteilung seine Krisenpolitik. Sie sei auch als Botschaft an die USA gedacht, ihre Schuldzuweisungen zu stoppen.

Eine souveräne Angelegenheit

China hatte den Yuan im Kampf gegen die Wirtschaftskrise im Juli 2008 wieder fest an den Dollar gebunden und damit eine drei Jahre anhaltende Aufwertung gestoppt. Ziel war dabei, die leidende Exportwirtschaft zu stützen. Von 2005 bis 2008 hatte China den Yuan - auch Renminbi genannt - statt an den Dollar an einen Währungskorb gebunden.

Experten hatten wiederholt erklärt, China habe aktuell kein Interesse an einer Aufwertung, weil die Industriepolitik Pekings auf Export-Förderung ausgelegt sei. Weil der Yuan aber fest an die US-Währung gekoppelt ist, bekommt er auch den Kursverlust des Euro zu spüren und wertet zur europäischen Währung auf. Chinesische Exporte nach Europa werden deutlich teurer. Das Handelsministerium hatte schon darauf verwiesen, dass die Ausfuhren nach Europa unter Druck gerieten

Zuletzt hatte sich China erst am Freitag jede Einmischung in seine Währungspolitik verbeten. Die Politik des Wechselkurses sei eine souveräne Angelegenheit, hatte es bei der Zentralbank geheißen. China werde bei seiner Entscheidung darüber sowohl interne Wirtschaftsfaktoren als auch globale berücksichtigen.

US-Präsident Obama begrüßt die Entscheidung

US-Präsident Barack Obama begrüßte Chinas Ankündigung zur Lockerung. Das Vorhaben sei ein konstruktiver Schritt, hieß es in einer Mitteilung. Dies könne helfen, die globale Erholung abzusichern und zu einer ausbalancierteren Weltwirtschaft beitragen.

Auch US-Finanzminister Timothy Geithner erklärte, die Ankündigung sei ein wichtiger Schritt. Nun müsse sich aber zeigen, wie schnell und wie weit der Yuan ansteige. Eine entschlossene Umsetzung der angekündigten neuen Politik würde einen positiven Beitrag zu einem starken und ausgewogenen Wachstum der Weltwirtschaft leisten. In den vergangenen Jahren hat China massive Devisenreserven angehäuft und ist mit Abstand der größte Gläubiger der USA. Auch IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sprach von einer begrüßenswerten Entwicklung.

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