Vierter Fusionsversuch:Genossen machen den Weg frei

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Fast perfekt: Die Fusion zwischen DZ Bank und WGZ Bank soll beim vierten Anlauf endlich klappen. Doch mit der Finanzkrise droht ein Milliardenschaden.

Helga Einecke

Die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ starten ihren vierten Fusionsversuch. Die Aufsichtsräte beider Institute verabschiedeten am Mittwoch eine Absichtserklärung zu dem Zusammenschluss. Als nächster Schritt steht die Bewertung beider Banken durch Wirtschaftsprüfer an, um das Austauschverhältnis der Aktien festzulegen.

Der vierte Fusionsversuch: die genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ wollen sich zusammentun. (Foto: Foto: ddp)

Zugleich erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen, dass die Genossenschaftsbanken Lehman-Papiere in einem Volumen von insgesamt bis zu einer Milliarde Euro besitzen. Zwischen 500 und 700 Millionen Euro sollen davon auf die rund 1230 Volks- und Raiffeisenbanken und andere genossenschaftlich organisierte Kreditinstitute entfallen, etwa 300 Millionen Euro zusätzlich auf das Spitzeninstitut DZ Bank und ihre Töchter.

"Wir machen das mit großer Ruhe"

Zu der Milliarde wollte sich die DZ Bank nicht äußern. In Sachen Fusion hatte sich DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch schon Anfang September optimistisch gezeigt. "Wir machen das mit großer Ruhe", sagte er. Mit dem Zusammenschluss sollen die Kosten der dezentral organisierten 1230 Volks- und Raiffeisenbanken minimiert werden und ihr Auftritt nach außen geschlossener wirken. 100 Millionen Euro lassen sich den Schätzungen zufolge im Jahr einsparen. Wie viele Stellen dabei auf dem Spiel stehen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Fusionsfahrplan sieht vor, dass die Aktionäre - also die Genossenschaftsbanken - in den Hauptversammlungen im Mai und Juni kommenden Jahres der Fusion zustimmen und diese dann rückwirkend zum 1. Januar 2009 umgesetzt wird.

In der Vergangenheit waren es persönliche Differenzen, die das Vorhaben verhinderten. Der ehemalige DZ-Bank-Chef Ulrich Brixner, der Anfang 2006 ging, konnte nicht dem Vorstandsvorsitzenden der WGZ-Bank, Werner Böhnke. Der Nachfolger Brixners, Wolfgang Kirsch, versuchte einen neuen Anlauf, doch der scheiterte Ende 2006 ebenfalls. Unklar geblieben ist dabei die Rolle von Christopher Pleister, der als Aufsichtsratsvorsitzender der DZ Bank und Präsident des Verbandes der Volks- und Raiffeisenbanken die Fusion vorantreiben wollte. Ihm wurden Indiskretionen unterstellt. Im Sommer dieses Jahres wurde Pleister schließlich abgewählt. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, aber die Annäherung der beiden genossenschaftlichen Zentralinstitute ist offenbar schon geglückt.

Beim künftigen gemeinsamen Institut soll Kirsch an die Spitze des Vorstands rücken und Böhnke den Aufsichtsrat leiten. Es ging aber nicht nur um Personen. Diskutiert wird auch, wie das Verhältnis zwischen Zentralbank und den mehr als tausend Eigentümern, den Genossenschaftsbanken, aussehen soll. Schon in der Vergangenheit fürchteten die bodenständigen Genossen eine ferne Zentrale, die über ihre Köpfe hinweg Produkte entwickelt, teure Auslandsfilialen unterhält und überhaupt zu viel Geld kostet.

Wie viel Mitspracherecht erhalten die Volks- und Raiffeisenbanken? Wo werden die übrigen Unternehmen der genossenschaftlichen Bankengruppe, die Vermögensverwaltung Union Investment, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Versicherung R+V, Hypothekenbanken und Leasing-Unternehmen aufgehängt? Lässt sich eine Zentralbank besser als Holding oder als Bank organisieren? Kirsch zeigte sich offen für eine Holding, sieht sie aber frühestens zwei Jahre nach der Fusion als Option. Das sollten die Eigentümer selbst entscheiden, so seine Meinung. Oberste Maxime müsse die Mitwirkung und die Mitbestimmung der Volksbanken sein, sagte Kirsch. Er weiß, was die Basis hören will.

Diesmal muss es klappen

"Dieses Mal soll es wirklich klappen", wies der DZ Bank-Chef auf die Dringlichkeit der Fusion hin. Schwierigkeiten mit dem Wettbewerb gebe es nicht, weil sich die Geschäftsgebiete der beiden Banken nicht überlappen: die WGZ im Westen tätig, die DZ im Rest der Republik. Im Prinzip ist die Basis auch für die Fusion, spüren die Volks- und Raiffeisenbanken doch den in den vergangenen Jahren härter gewordenen Wettbewerb: So drängen Direktbanken verstärkt mit günstigen Tagesgeld- und Festgeldangeboten auf den deutschen Markt und ziehen den Genossenschaftsbanken Einlagen ab; Einlagen aber sind seit jeher deren wichtigster Gewinnbringer .

Die genossenschaftliche Bankengruppe gibt ihren Marktanteil in Deutschland mit 20 Prozent an, denjenigen der Sparkassen mit 40 Prozent und den der privaten Banken mit zehn Prozent. Diese Gewichte verschieben sich auch nicht durch das Zusammengehen der Dresdner Bank mit der Commerzbank und der Deutschen Bank mit der Postbank. Im Geschäft mit privaten Kunden und kleinen Unternehmen haben auch ausländische Anbieter Boden gut gemacht. Zuletzt hat die französische Genossenschaftsbank Credit Mutuel für 4,9 Milliarden Euro die deutsche Tochter der Citigroup gekauft.

© SZ vom 25.9.2008/kim/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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