Versteigerung:Streit ums Erbe

Versteigerung: Axel Mohr ist seit 2011 Geschäftsführender Gesellschafter der Argetra GmbH, Verlag für Wirtschaftsinformation mit Sitz in Ratingen. Zuvor war er Vorstand bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen.

Axel Mohr ist seit 2011 Geschäftsführender Gesellschafter der Argetra GmbH, Verlag für Wirtschaftsinformation mit Sitz in Ratingen. Zuvor war er Vorstand bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen.

(Foto: Argetra)

Konflikte in Familien führen oft zu Zwangsversteigerungen, sagt Axel Mohr vom Fachverlag Argetra. Manchmal ist aber auch die Finanzierung schlecht.

Interview von Simone Gröneweg

Erst der Streit, dann die Zwangsversteigerung - immer mehr Immobilien kommen unter den Hammer, weil die Eigentümer sich nicht einigen können. Woran das liegt, erklärt Axel Mohr, Geschäftsführer des Fachverlags Argetra, der die Termine dafür erfasst.

SZ: Die Zahl der Zwangsversteigerungen sinkt, oder?

Axel Mohr: Ja, und zwar seit einigen Jahren. So gab es 2013 noch 47 600 Versteigerungen, im Jahr 2018 waren es weniger als 22 000 Termine. Bei ungefähr 70 Prozent der Objekte handelte es sich um klassische Einfamilien- und Reihenhäuser und Eigentumswohnungen.

Woran liegt es, dass es weniger Versteigerungen gibt?

Die geringere Arbeitslosigkeit, die niedrigen Zinsen und steigende Immobilienpreise haben dafür gesorgt, dass weniger Objekte versteigert wurden. Etwa 50 Prozent der Immobilien von Kreditnehmern, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, gehen im Vorfeld weg. In den Fällen kommt es gar nicht mehr zur Versteigerung.

Sie werden also auf dem freien Markt verkauft?

Der verschuldete Eigentümer schließt mit einem Käufer einen herkömmlichen Notarvertrag, allerdings sitzt die Bank mit am Verhandlungstisch.

Bevorzugen die Finanzinstitute einen solchen Verkauf?

Auf jeden Fall. Die Banken wollen eine Zwangsvollstreckung vermeiden, denn das bedeutet für sie zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Mitunter dauert es vier oder fünf Jahre, bis es zur eigentlichen Zwangsversteigerung kommt. Bis dahin muss das Finanzinstitut immer wieder mahnen und Fristen setzen. Am Ende ist es für das Gebäude verantwortlich und muss zum Beispiel darauf achten, dass das Objekt ausreichend versichert ist. Es verwundert also nicht, dass ein solches Verfahren bei der Bank als letzter Ausweg gilt.

Warum geraten Immobilieneigentümer in Zahlungsschwierigkeiten?

Dafür gibt es vielfältige Gründe. Sicher sind oft Schicksalsschläge wie eine Krankheit, der Verlust des Partners oder des Arbeitsplatzes dafür verantwortlich. Manchmal war die Immobilienfinanzierung nicht ausreichend durchdacht. Oder die Betroffenen haben schlichtweg ihre Finanzen nicht im Griff. Auffällig erscheint mir, dass immer häufiger festgefahrene Streitigkeiten den Auslöser für eine Zwangsversteigerung bilden.

Wer streitet dann mit wem?

Erben und geschiedene Eheleute können sich nicht darüber einigen, was mit einer Immobilie geschieht. Ein klassisches Beispiel: Ein Partner möchte nach der Scheidung im gemeinsamen Haus bleiben, kann sich das aber finanziell nicht leisten. Der Anteil solcher Teilungsstreitigkeiten lag zuletzt bei mehr als 18 Prozent. In der Praxis sind diese Versteigerungen nicht unproblematisch, denn der Meistbietende muss gegebenenfalls auch die Grundschulden ablösen. Dadurch wird das ganze Verfahren unübersichtlicher.

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