Süddeutsche Zeitung

Versicherungs-Tipps:Erste Allgemeine Verunsicherung

Es heißt, die Deutschen seien gegen alle Risiken versichert. Verbraucherschützer warnen vor unnötigen Policen - und nennen die drei wichtigsten.

Alexander Mühlauer

Es gibt Dinge im Leben, an die denkt man nicht so gerne: Krankheit, Unfall oder Tod. Existenzielle Risiken nennen Fachleute das. Wer sich dagegen nicht schützt, handelt fahrlässig.

Egal, ob jemand ins Berufsleben einsteigt, eine Familie gründet oder erstmals einen eigenständigen Haushalt führt - er sollte seine Risikofaktoren abdecken. Kein Wunder, dass Versicherer deshalb um das Geld der Bürger buhlen.

Am liebsten verkaufen sie Kompaktversicherungen, Rundumwohlfühl-Pakete wie sie sagen. Verbraucherschützer warnen aber davor, zu viele unnötige Policen abzuschließen. Sie empfehlen, zunächst an drei wichtige Versicherungen zu denken.

Private Haftpflichtversicherung

Sie ist die Versicherung, die jeder haben sollte, trotzdem fehlt sie immer noch in etwa jedem dritten Haushalt: die private Haftpflichtversicherung. Ob es um die eigenen Kinder geht, die eine Fensterscheibe eingeworfen haben oder das beschädigte Handy eines Freundes - wer einen Schaden anrichtet oder dafür verantwortlich ist, muss dafür haften, in unbegrenzter Höhe und sein Leben lang.

Eine Haftpflichtversicherung deckt die Risiken des Alltags im privaten Bereich ab. Die Versicherungssumme sollte laut Fachleuten der Stiftung Warentest bei pauschal mindestens drei Millionen Euro liegen.

Michael Wortberg, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, rät, vor Abschluss einer Police zu klären, ob damit auch bestimmte Sonderrisiken versichert werden müssen. Wer zum Beispiel öfters den Hund des Nachbarn hütet, braucht dafür einen Zusatzschutz. "Es nützt nichts, allein auf den Preis zu schauen - in vielen Fällen reicht eine günstige Standardversicherung nicht aus", sagt Verbraucherschützer Wortberg.

Auf der nächsten Seite: Ist ein Familienmitglieder der Haupternährer? Dann lohnt sich eine Risiko-Lebensversicherung.

Risiko-Lebensversicherung

Wer für den Fall des eigenen Todes seine Kinder, die Partnerin oder den Partner absichern will, kommt an einer Risiko-Lebensversicherung nicht vorbei. Anders als bei Kapital-Lebensversicherungen wird bei dieser Variante kein Geld angespart. Die Versicherung zahlt nur, wenn der Versicherte innerhalb der Vertragslaufzeit stirbt.

Das Gute daran: Die Beiträge sind niedrig, die finanzielle Absicherung des Todesfallrisikos hoch. Verbraucherschützer empfehlen besonders Familien, diese Police abzuschließen, wenn ein Familienmitglied Haupternährer ist. Die Versicherungssumme sollte sich demnach an dessen Einkommen orientieren.

Verbraucherschützer Wortberg rät deshalb, den vier- oder fünffachen Jahresnettoverdienst des Haupternährers zu versichern. Die oder der Hinterbliebene hätte dann bis zu vier oder fünf Jahre Zeit, sich eine neue Existenz aufzubauen, ohne Angst vor Armut haben zu müssen.

Wer bei Abschluss der Police noch jung ist, sollte darauf achten, einen Vertrag mit Nachversicherungsgarantie zu unterschreiben. Nur so kann später die Versicherungssumme ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden - zum Beispiel bei der Geburt von Kindern oder zur Absicherung eines Hauskredits.

Auf der nächsten Seite: Job-Einsteiger sollten sich frühzeitig um eine Berufsunfähigkeitsversicherung kümmern.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Am besten ist es, sich so bald wie möglich gegen Berufsunfähigkeit zu versichern. Denn in jungen Jahren ist der Beitrag noch günstiger und die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen geringer. Wer bei den Gesundheitsfragen aus Sicht der Versicherer schlecht abschneidet, muss höhere Beiträge zahlen, sofern er nicht gleich ganz vom Versicherungsschutz ausgeschlossen wird.

Verbraucherschützer Wortberg rät deshalb bei Vertragsabschluss alle Erkrankungen zu nennen, nach denen gefragt wird. Wer etwas verschweigt, riskiert seinen Versicherungsschutz; denn der Versicherer kann dann vom Vertrag zurücktreten, wenn der Kunde berufsunfähig wird. "Auf der anderen Seite sollten Verbraucher auch nicht zu auskunftsfreudig sein und Angaben machen, nach denen sie nicht gefragt werden", sagt Wortberg.

Versicherungsvertreter verkaufen Berufsunfähigkeitspolicen am liebsten in Kombination mit einer Kapital-Lebensversicherung. Davon raten Verbraucherschützer ab, denn bei vorzeitiger Kündigung erlischt auch der Berufsunfähigkeitsschutz.

Es kann sich aber lohnen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Risiko-Lebensversicherung zu koppeln - bei dieser Variante ist der Todesfallschutz oft günstig mitversichert.

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SZ vom 14.01.2010/mikö
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