Süddeutsche Zeitung

Versicherungen: Werbung:Servus, Herr Kaiser - hier kommt Jürgen Klopp

Fußballtrainer, WM-Fernsehfachmann - und jetzt auch noch Versicherungsexperte: Jürgen Klopp heuert in einer Branche mit Nachwuchssorgen an. Reden kann er ja.

Melanie Ahlemeier

Jürgen Klopp redet alle in einen Rausch. Als Trainer. Als Kicker-Experte im Fernsehen. Als Meister des Live-Touchscreen-Schnellzeichnens - und demnächst wohl auch noch als Verkäufer.

Jedenfalls im übertragenen Sinn, denn der Hamburger Finanzvertrieb HMI hat den Trainer von Borussia Dortmund unter Vertrag genommen. Der Job von "Kloppo": Er soll - ganz solide natürlich - ab sofort Versicherungsvertreter rekrutieren.

Der Dauerplauderer mit dem Zahnpastalächeln, der das Hemd gern betont lässig über der Hose trägt, im edlen Zweireiher und damit im typischen Vertreter-Outfit? Schwer vorstellbar, doch es wird wohl so kommen.

Allerdings soll Lästermaul Klopp ("Wenn du nicht kicken kannst, wirst du Schiedsrichter") nicht einfach via breitgestreuter Werbung als prominente Werbefigur herhalten. Der Sprücheklopfer vom Dienst hat den Auftrag, als "Identifikationsfigur" und nach innen zu wirken, umschreibt die zur Ergo-Versicherungsgruppe gehörende HMI Klopps Mission. "Mit seiner symphatischen und kompetenten Art" passe er einfach "ideal zur HMI und deren Werten Leistung, Respekt, Verantwortung und Spaß".

In Fachkreisen heißt es hingegen, Klopps neuer Nebenjobgeber habe Probleme, Nachwuchs zu verpflichten. Das ist zwar branchenweit der Fall, doch in der Causa HMI ist von hoher Fluktuation ebenso die Rede wie von rabiaten Methoden bei der Rekrutierung. Die Munich-Re-Tochter Ergo selbst wird gerade kräftig umgebaut. Die Marke Hamburg Mannheimer verschwindet und schickt gleichzeitig die schon ein wenig in die Jahre gekommene Werbefigur Herr Kaiser in Rente. Jetzt soll HMI alles reißen.

Fesch statt fade

Der fade Herr Kaiser geht, der fesche Klopp kommt. Wie viel der 43-Jährige mit seinem Ausflug in die Versicherungsbranche verdient? Darüber schweigt Ergo sich aus.

Auch Klopps Klub, Borussia Dortmund, gibt sich wortkarg. Den Nebenjob lässt der Verein, der im Signal-Iduna-Park spielt, weitgehend unkommentiert. Nur so viel: Signal Iduna habe die Tätigkeit des Trainers für den anderen Versicherer genehmigt. Selbst auf Klopps Webseite findet sich kein Hinweis auf den Zusatzjob des Fußballtrainiers - die Homepage ist "vorübergehend geschlossen".

"Ich habe mich immer viel mit Taktik beschäftigt, um Defizite auszugleichen", hat Klopp, als Trainer begnadeter denn als Kicker, einmal in einem Interview gesagt. Taktik wird er brauchen, wenn er Überzeugungsarbeit für die Versicherungsbranche leisten muss. Aber reden kann er ja.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.970797
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/jja
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.