Versicherungen:Familiengründung mit Sicherheitsnetz

Wer sich gegen existenzielle Risiken nicht schützt, kann schnell zum Sozialfall werden. Wir sagen Ihnen, welche Versicherungen wirklich nötig sind.

Thomas Öchsner

Wer erstmals einen eigenständigen Haushalt führt, ins Berufsleben eintritt oder etwa eine Familie gründet, muss seine existenziellen Risiken abdecken. Darüber sind sich unabhängige Experten einig. Sie empfehlen deshalb, zunächst an drei wichtige Versicherungen zu denken:

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(Foto: Foto: dpa)

Privathaftpflichtversicherung: Ob es um die beschädigte Stereoanlage des Freundes geht oder die eigenen Kinder, die eine Fensterscheibe eingeworfen haben - wer einen Schaden anrichtet oder dafür verantwortlich ist, muss dafür haften, in unbegrenzter Höhe und lebenslang. Eine Haftpflichtversicherung, die typische Risiken des Alltags im privaten Bereich abdeckt, ist deshalb unabdingbar.

Michael Wortberg, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, warnt aber davor, beim Abschluss nur auf den Preis zu schauen. Er rät, vorher auch zu klären, ob mit der Haftpflichtpolice bestimmte Sonderrisiken versichert werden müssen. Beispiel: Wer ab und zu fremde Hunde hütet, braucht in seinem Vertrag einen Zusatzschutz. "In solchen Fällen besteht die Gefahr, dass eine günstige Standard-Haftpflichtpolice nichts nützt", sagt Wortberg.

Risiko-Lebensversicherung: Bei diesen Policen wird - anders als bei Kapital-Lebensversicherungen - kein Geld angespart. Die Versicherung zahlt nur, wenn der Versicherte innerhalb der Vertragslaufzeit stirbt (Todesfallrisiko). Der Vorteil: Die Beiträge sind vergleichsweise niedrig, der finanzielle Schutz hoch.

Familiengründung mit Sicherheitsnetz

Experte Wortberg empfiehlt vor allem Familien, eine solche Police abzuschließen, wenn ein Familienmitglied der Haupternährer ist. Die Versicherungssumme sollte sich dabei an dessen Verdienst orientieren.

"Nach unserer Faustregel sollte zum Beispiel bei Familien mit kleinen Kindern das vierfache Jahresnetto-Einkommen des Hauptverdieners versichert sein", sagt Wortberg. Der oder die Hinterbliebene hätten dann bis zu vier Jahre Zeit, sich eine neue Existenz aufzubauen, ohne gleich Angst um die Versorgung der Kinder haben zu müssen.

Bis zu 100 Prozent Unterschied

Ein Muss ist nach den Erfahrungen Wortbergs auch eine Risiko-Lebensversicherung für Hausbauer, die sich hoch verschuldet haben. In solchen Fällen spricht man auch von einer Restschuldversicherung. Mit dieser lässt sich das Darlehen ablösen, falls der Hauptversorger der Familie unerwartet stirbt. Die Versicherungssumme verringert sich während der Laufzeit und wird an die Höhe der verbleibenden Restschuld angepasst.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Wer durch einen Unfall oder eine Erkrankung berufsunfähig wird und deshalb kein Geld mehr verdient, kann sehr schnell zum Hartz-IV-Fall werden. "Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt fast gar nichts mehr", sagt Wortberg zur Begründung und rechnet vor: Ein 35-Jähriger mit einem Nettoeinkommen von 2000 Euro monatlich hätte dann bis zum Rentenalter mit 67 eine Einkommenseinbuße von rund 768.000 Euro. Der Verbraucherschützer rät deshalb, möglichst in jungen Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu unterschreiben. Vorteil: Dann sind die Beiträge noch günstiger.

Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen geringer, für die ein Versicherer höhere Beiträge verlangt, sofern er sie nicht gleich vom Versicherungsschutz ausschließt. Oft verkaufen Vertreter Berufsunfähigkeitspolicen (BU), die mit einer Lebensversicherung gekoppelt sind. Davon rät Wortberg ab: "Die Anbieter, die bei den BU-Policen sehr gute Bedingungen bieten, gehören bei den Lebensversicherungen nicht zur Spitze." Außerdem entfalle bei einer vorzeitigen Kündigung des Vertrages auch der BU-Schutz.

Generell gilt: Bei allen Versicherungen gibt es enorme Preisunterschiede. Ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter, der eine BU-Versicherung abschließen will, kann zum Beispiel zwischen Angeboten mit Monatsbeiträgen von rund 85 bis 189 Euro wählen.

Hilfe bietet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: Im Internet können Interessenten Fragebogen zu einzelnen Versicherungen herunterladen. Ausgefüllte Bogen wertet die Verbraucherzentrale gegen eine Gebühr von 15 Euro aus und macht konkrete Vorschläge, bei welchen Anbietern ein Vertrag sinnvoll ist (www.verbraucherzentrale-rlp.de, erst "Versicherungen", dann "Beratungsangebote" anklicken).

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