Vermögensplanung:Sehnsucht nach Sicherheit

Die Finanzkrise macht Angst: Die Deutschen halten an ihrem Sparbuch fest und investieren wieder in Rentenpapiere - eine Situationsbetrachtung.

Matthias Autenrieth

Viele werden sich aus ihrer Grundschulzeit daran erinnern - ans Schulsparen. Da gab es einen kleinen Vortrag über Notwendigkeit und Sinn des Sparens, und dann wurde man stolzer Besitzer einer Spardose, deren Schlüssel die Sparkasse hatte. Dort konnten die Schüler die Spardose öffnen lassen und das Geld kam aufs Sparbuch.

Vermögensplanung: In Deutschland ist die Zahl der Aktionäre stark gefallen. Die Krise an den Finanzmärkten und die damit einhergehenden erlittenen Verluste haben die Menschen verunsichert.

In Deutschland ist die Zahl der Aktionäre stark gefallen. Die Krise an den Finanzmärkten und die damit einhergehenden erlittenen Verluste haben die Menschen verunsichert.

(Foto: Foto: dpa)

Möglicherweise ist es ja diese frühe Prägung, die dazu führt, dass das Sparbuch noch immer die meistgenutzte Geldanlage der Deutschen ist. Und dies trotz der bekannten Nachteile, wie die bedingte Verfügbarkeit des angesparten Kapitals und die mehr als maue Verzinsung. Auf der anderen Seite meint Vermögensaufbau schon lange nicht mehr nur das klassische Sparkonto oder den Bausparvertrag für die eigene Wohnung.

Von den rund 4,6 Billionen Euro, über die die Deutschen Ende 2007 als Geldvermögen verfügten, hatten sie rund 931 Milliarden in Wertpapieren, 716 Milliarden in Lebensversicherungen, 545 Milliarden in Fonds und weitere 345 Milliarden in längerfristigen Anlagen bei Banken investiert, berichtete die Deutsche Bundesbank. Damit nutzten viele Deutschen eine wesentlich größere Bandbreite an Anlageformen als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Aktieneuphorie und Rentenreform

Zu den Auslösern dieser Entwicklung zählen zwei Faktoren: Der Aktienboom Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die politische Wende in der Rentenpolitik Anfang dieses Jahrhunderts. Ersteres machte Aktien für eine breitere Bevölkerungsschicht interessant. So entstand eine Zeitlang der Eindruck, mit Aktien - zumal am Neuen Markt - könne jeder in kürzester Zeit ein Vermögen machen. Der Börsengang der Deutschen Telekom 1996 trug mit der "Volksaktie" das Seine dazu bei, die Deutschen zunächst für Aktien zu begeistern.

Auf dem Höhepunkt dieser Aktieneuphorie kam mit der Rentenreform der damaligen Bundesregierung ein weiterer Anstoß, Vermögen zu bilden. Die Regierung formulierte erstmals klar, dass die gesetzliche Rente zukünftig nicht mehr ausreichen wird und zusätzliche Vorsorge nötig werde. Seit dieser Zeit ist das Thema "Private Altersvorsorge" in Politik und Medien dauerhaft präsent und hat sich auch allgemein in den Köpfen festgesetzt.

Lesen Sie weiter, welche Ziele die Deutschen bei der Geldanlage verfolgen.

Sehnsucht nach Sicherheit

Umso erstaunlicher scheint es, dass im Frühjahr 2008 erstmals "Konsumausgaben" die "Altersvorsorge" als Sparziel Nummer eins ablösten - so eine Umfrage von TNS Infratest im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen. Das Ergebnis ist knapp: 64 Prozent der Bundesbürger sparten für Anschaffungen oder Reisen, für die Altersvorsorge legten nur 62 Prozent ihr Geld zurück. An dritter Stelle der Anlagemotive stand mit 52 Prozent das Wohneigentum. Wer vermutet, dass Eltern für ihren Nachwuchs sparen, wird enttäuscht: Lediglich vier Prozent der Befragten nennen die Sorge um die Zukunft der Kinder als Sparmotiv.

Experten empfehlen eine langfristige Vermögensplanung

Neben den Anlagemotiven fragte Infratest nach den genutzten Formen der Geldanlage. Hierbei zeichnete sich ein Trend ab, den auch die aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) bestätigen: Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist in der jüngeren Vergangenheit stark gefallen. Im ersten Halbjahr 2008 hielten nur noch 3,5 Millionen Deutsche direkt Aktien. Ein drastischer Rückgang zu den nach DAI-Angaben über sechs Millionen Aktionären im Jahr 2000 und so wenige wie seit 1988 nicht mehr. Dagegen legten die Investitionen in Rentenpapiere nach Angaben der Bundesbank Anfang 2008 deutlich zu.

Hintergrund des Rückgangs der Aktionärszahl ist die Verunsicherung aufgrund der Krise an den Finanzmärkten und die damit einhergehenden Verluste an den internationalen Börsen. Langfristig orientierte Anleger sollten sich davon allerdings nicht schrecken lassen. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahrzehnten sorgten Aktien in der Vergangenheit praktisch immer für attraktive Renditen. Vermögensaufbau sollte daher immer mit Weitsicht betrieben werden; so sagt auch Finanzexpertin Svea Kuschel: "Die Zeit ist der Freund des Anlegers".

Beim Vermögensaufbau bereits an die Übergabe denken?

Weitsicht sollte allerdings nicht nur beim Aufbau eines Vermögens herrschen. Ausgeblendet wird bei der Vermögensplanung oft der übernächste Schritt - die Weitergabe. Denn viele der Gelder, die für die eigene Altersvorsorge angelegt werden, ruhen während des Rentnerdaseins auf eigens dafür angelegten Konten. Werden sie dann schlicht vererbt, fallen Steuern an. Eine gut geplante Vermögensübergabe kann dies zwar nicht verhindern, aber die Steuerlast deutlich reduzieren.

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