Vermögensanlage:Aktien - alles auf eine Karte?

Langfristig ist die Aktienanlage weiterhin lukrativ, daran ändert auch die jüngste Krise nichts. Allerdings sollten Anleger ihr Portfolio breit diversifizieren.

Matthias Autenrieth

1809 war die Dillinger Hütte die erste Aktiengesellschaft Deutschlands - dank freundlicher Genehmigung des damals zuständigen Napoléon Bonapartes. Heute liegen rund 51,25 Prozent der Anteile in der Hand des transnationalen Konzerns Arcelor Mittal. Doch erst in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Aktie in Deutschland auf breiter Front durchgesetzt und entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Publikumsrenner in Deutschland.

Vermögensanlage: Wer zum rechnerischen Dax-Start Ende 1987 in die 30 größten deutschen Aktien investierte, konnte bis Ende 2007 eine Rendite von durchschnittlich elf Prozent im Jahr erzielen.

Wer zum rechnerischen Dax-Start Ende 1987 in die 30 größten deutschen Aktien investierte, konnte bis Ende 2007 eine Rendite von durchschnittlich elf Prozent im Jahr erzielen.

(Foto: Foto: Photocase/complize)

Trotz aller Schwächephasen und seltener Crashs rechnet sich kaum ein Investment langfristig so sehr wie das in Aktien; vorausgesetzt, der Anleger berücksichtigt zwei Dinge.

Zum einen empfiehlt es sich, die Entwicklung der "eigenen" Aktiengesellschaft im Blick zu haben, auch wenn die Börsenlegende André Kostolany riet, Aktien zu kaufen und sich dann lange schlafen zu legen. Allerdings bezog der Altmeister dies explizit auf große internationale Standardwerte, sogenannte Blue-Chips.

Zum Zweiten ist es unbedingt nötig, das Zauberwort "Diversifikation" zu berücksichtigen. Gemeint ist damit eine Streuung des bei einer Aktienanlage gegebenen Risikos, indem man sich Aktien von mehr als nur ein, zwei Unternehmen ins Depot legt.

Die Zeit ist der Freund des Anlegers

Wer darüber hinaus nicht die Aktien mehrerer Pleitekandidaten aus der selben Branche oder Bewertungsklasse kauft und einen sehr langfristigen Anlagehorizont plant, hat zumindest eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich das Direktinvestment in Aktien besser rentiert, als wenn das Geld in eine anderen Anlageform investiert worden wäre. So rechnete das Deutsche Aktieninstitut (DAI) jüngst anlässlich des 20. Geburtstages des deutschen Aktienleitindexes Dax vor, dass dieser den Anlegern durchschnittliche jährliche Wertzuwächse im zweistelligen Prozentbereich gebracht habe. "Wer zum rechnerischen Dax-Start Ende 1987 in die 30 größten deutschen Aktien investierte, konnte bis Ende 2007 eine Rendite von durchschnittlich elf Prozent im Jahr erzielen - über alle zwischenzeitlichen Einbrüche am Aktienmarkt hinweg."

Selbst wenn kühle Rechner das Jahr vor der Dax-Geburt und damit den Börseneinbruch vom Oktober 1987 miteinbeziehen, ergebe sich eine Rendite, die deutlich über der von erstklassigen Bundeswertpapieren liege, so das DAI. Und dabei bescherte der Crash 1987 den deutschen Aktienmärkten ein Minus von über 36 Prozent.

Lesen Sie weiter, welche Änderungen die Abgeltungssteuer mit sich bringt.

Aktien – alles auf eine Karte?

Wie viel den Aktionären von der erzielten Brutto-Rendite netto wirklich bleibt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Denn die ab dem 1. Januar 2009 geltende Abgeltungssteuer stellt ein erhebliches Problem dar. Sie benachteiligt nach Auffassung so gut wie aller Experten die Direktanlage in Aktien deutlich.

Realisierte Kursgewinne werden steuerpflichtig

Mit der Einführung der Abgeltungssteuer werden realisierte Kursgewinne für gekaufte Aktien in jedem Fall steuerpflichtig. Bislang galt dies nur bei einem Verkauf innerhalb eines Jahres nach dem Kauf der Aktie und falls die realisieren Gewinne eine Freigrenze von 512 Euro jährlich überschritten. Wurden Aktien länger als diese sogenannte Spekulationsfrist gehalten, blieben erzielte Kursgewinne steuerfrei. Erschwerend kommt für Besitzer von Aktien hinzu, dass sie mögliche Kursgewinne nach der neuen Regelung nur bedingt mit eventuellen Verlusten verrechnen können. Während Fonds-Gewinne durch Verluste in anderen Anlageklassen wie Zertifikaten neutralisiert werden können, sollen bei Aktien lediglich Aktienverluste anrechenbar sein. Zudem entfällt das bislang für Dividenden geltende Halbeinkünfteverfahren. Ab 2009 sind ausgeschüttete Gewinne voll steuerpflichtig, obwohl sie bereits mit der Körperschaftssteuer belastet wurden.

Auch das DAI sieht Aktien bei der Abgeltungssteuer benachteiligt. Aber sogar nach deren Einführung bleibe die Aktie bei langfristigem Anlagehorizont anderen Vermögensklassen überlegen, so das Institut. Denn letztlich seien nicht die zu zahlenden Steuern, sondern das nach Steuern erzielte Endvermögen beim Vermögensaufbau entscheidend. Und hier schneide ein Investment in Aktien auch weiterhin besser ab als das in andere Anlageformen.

Finanzberaterin Heide Härtel-Herrmann, Inhaberin des "Frauenfinanzdienstes" in Köln, sieht dagegen im Hinblick auf die Abgeltungssteuer die Anlage in Aktien künftig kritisch. "Für den Kleinanleger werden Einzelinvestments uninteressant."

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