Den teilweise stark angeschlagenen deutschen Landesbanken droht ein neuerlicher Finanzierungsschock. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung erwägt die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), ihre Bewertungen für die einzelnen Institut um eine Stufe oder gar darüber hinaus zu senken.
Derzeit liegt das Langfrist-Rating der großen Landesbanken einheitlich bei A und damit auf der dritthöchsten Stufe der zehnteiligen Standard & Poor's-Skala
(Foto: Foto: dpa)Das würde bedeuten, dass alle Banken aus dem A- in den B-Bereich abrutschen könnten. Viele Investmentfonds dürften die Papiere in einem solchen Fall nicht mehr kaufen, was die ohnehin schwierigen Refinanzierungsbedingungen der Landesbanken weiter drastisch verschlechtern würde. S&P selbst wollte sich nicht äußern.
Derzeit liegt das Langfrist-Rating von BayernLB, HSH Nordbank, LBBW, Helaba, NordLB und WestLB einheitlich bei A und damit auf der dritthöchsten Stufe der zehnteiligen Standard & Poor's-Skala.
Die LBBW kommt auf A+, die WestLB auf A-. Die nächst niedrigere Stufe wäre in allen Fällen BBB. Solchen Papieren wird eine "mittlere Qualität, aber mangelnder Schutz gegen die Einflüsse einer sich verändernder Wirtschaftsentwicklung" attestiert. Bereits ab Stufe fünf (BB) gelten Anleihen als "spekulativ".
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen Insider mit den Worten, dass manche Institute stärker von der Herabstufung betroffen seien als andere. Das deckt sich mit einer Erhebung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), wonach vor allem die HSH Nordbank, die LBBW und die WestLB in Geschäftsbereichen engagiert sind, die aufgrund der globalen Finanzkrise als problematisch eingestuft werden. Dazu zählen unter anderem sogenannte strukturierte Finanzprodukte sowie Immobilien- und Schiffsfinanzierungen.
Große Differenzen
Die BayernLB und die niedersächsische NordLB stehen etwas besser da, für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) weist die Bafin sogar eine Null aus.
Reuters zufolge hieß es in Landesbankenkreisen, S&P begründe den Schritt mit den schlechter gewordenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der politischen Situation. Bund und Länder diskutieren über ein Bad-Bank-Modell für die Häuser, die unter der Last toxischer Papiere teilweise zusammenbrechen zu drohen.
In einem erneuten Spitzengespräch von Bund und Ländern am Dienstagabend näherten sich beide Seiten erstmals leicht an. Die S&P-Drohung könnte dabei eine Rolle gespielt haben, weil sie den Druck auf die Landesbanken, sich zu zwei oder drei schlagkräftigen Instituten zusammenzuschließen, weiter erhöht hat. Dem Vernehmen nach wären von den Herabstufungen sowohl die Kurzfrist- als auch die Langfrist-Ratings der Banken betroffen.
Während viele Landespolitiker aus Angst vor einem Machtverlust noch zögern, sprach sich Schleswig-Holsteins Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) am Mittwoch klar für Fusionen aus. "Es ist notwendig, über Zusammenschlüsse von Landesbanken zu verhandeln, wenn jede einzelne Bank vor Ort ihre Hausaufgaben erledigt hat", sagte er. Allerdings müssten "die Konditionen stimmen".
Ein Investmentbanker, der sich intensiv mit den Landesbanken beschäftigt, sagte der Süddeutschen Zeitung, es gebe auf alle Bankenratings, nicht nur auf die der öffentlich-rechtlichen Spitzeninstute, weiterhin Druck. Ein Teil dieses Drucks sei in den aktuellen Marktbewertungen wohl schon verarbeitet.
Er verwies darauf, dass die Bewertungen der drei großen Ratingagenturen S&P, Moody's und Fitch stark differierten. Unter dem Strich könnten die Auswirkungen einer Herabstufung allein durch Standard&Poor's deshalb begrenzt sein. Im übrigen sei eine Abwertung vor Bekanntwerden der Bad-Bank-Lösung unglücklich, da noch unklar sei, wie stark und auf welchem Wege Bund und Länder die Landesbanken in Zukunft unterstützen würden.