Richtig feilschen:Flohmarkt und Ehevertrag

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Flohmarkt: Trödel und Schokolade

Am Ende siegt nicht der niedrige Preis. Sondern der Schokoladenkuchen. Stundenlang schlendern Flohmarktbesucher am Sommerkleid für vier Euro vorbei und der orange Klorollenhalter mit VEB-Aufkleber findet für drei Euro keinen Käufer. Kaum gibt es Schokokuchen umsonst dazu,wandert beides in Minuten über den Klapptisch und das Geld wechselt den Besitzer mit beidseitigem Lächeln. Um beim Trödel gute Preise zu erzielen, reicht es als Verkäufer scheinbar nicht, Besonderes von Omas Dachboden anzubieten. Sondern: Es gilt zu verstehen, dass es das Kind in uns allen ist, das stundenlang Bücher und Überraschungsei-Figuren bestaunt. Dementsprechend sind die Reaktionen, die im Übrigen auch auf andere Konsummomente zutreffen: Wir sind gefühlsgesteuert. Wir wollen, was andere haben und auf keinen Fall etwas verpassen. Wir lieben Geschichten. Haben wir einen Gegenstand berührt, wollen wir ihn kaum wieder hergeben.

Das Rezept für Flohmarktverkäufer ist deshalb einfach: Man drückt der Interessentin das Kleid in die Hand, erzählt, wie viele Komplimente es bringt, wie darin Tel Aviver Nächte durchtanzt wurden und dass es zu ihren Haaren passt. Zögert sie beim Preis? "Für vier Euro gibt es selbst gebackenen Schokokuchen dazu." Der zieht. Immer. Da geben selbst Menschen auf, die noch gestern über "diese Geiz-ist-geil"-Mentalität geschimpft haben. Es mag die Aussicht auf Nervenfutter nach dem Trödelmarathon sein oder das Gefühl, mehr fürs Geld zu bekommen: Wir sind alle Kinder. Deshalb siegt am Ende der Schokokuchen.

von Lea Hampel

Ehevertrag: Traut Euch!

Ein Nobelkaufhaus in New York. Man sucht Geschirr aus, für die Hochzeit. Sehr teuer natürlich. "Schatz, hast du noch die Gästeliste für mich, bitte?", fragt sie und lächelt. Natürlich hat er. Und er drückt ihr gleich noch ein Papier in die Hand, "hätt' ich fast vergessen". Was das ist, will sie wissen. "Unser vorehelicher Vertrag, du unterschreibst auf Seite vier." Die Fernsehserie "Sex and the City" zeigt, wie man es nicht machen soll, das mit dem Ehevertrag. Doch machen wollen oder müssen es manche, weil sie Streit bei einer Scheidung vorbeugen oder weil sie etwa ein Familienunternehmen im Fall der Trennung vor einer großen Auszahlung schützen wollen.

Die zwei Hauptprobleme: Fast niemand will wirklich schon vor der Heirat über das Ende der Ehe nachdenken, schon gar nicht romantisch veranlagte Frauen. Um es mit Charlottes Worten aus der Fernsehserie zu sagen: "Es soll doch um Liebe gehen." ("Und um den Schutz von Vermögenswerten", findet ihre realistisch veranlagte Anwalt-Freundin Miranda.) Das zweite Problem, so Charlotte: "500 000 Dollar pro Ehejahr? Ich bin doch mehr wert als das." Die schwierige Frage: Was bin ich meinem zukünftigen Partner wert, rein materiell? Das ist nicht zu beantworten. Und sowieso: "Ich kann niemanden heiraten, der so über mich denkt." Charlotte löst ihre Beklemmungen, indem sie - immerhin - ihren Wert in zähen Verhandlungen mit der Schwiegermutter in spe verdoppelt. Eine Million pro Ehejahr. Gut, dass sie verhandelt hat. Denn ein paar Folgen später kommt, wie bei so vielen echten Paaren auch: die Scheidung.

von Hannah Wilhelm

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