Vergütungen:Dax-Aufseher sahnen ab

Alles wieder gut - zumindest für die Aufsichtsräte deutscher Großkonzerne: Die Vergütungen der Chefaufseher steigen in diesem Jahr im Schnitt wohl um mehr als 20 Prozent. Besonders gut zahlt VW, aber Piëch sitzt nicht nur dort im Aufsichtsrat.

Die Krise war dann doch eher ein Krischen - zumindest für die Aufseher der deutschen Dax-Konzerne. Für das Jahr 2010 werden sie im Schnitt 262.200 Euro erhalten - 21 Prozent mehr als im Vorjahr, hat die Beratungsgesellschaft Towers Watson errechnet.

HV Audi AG - Ferdinand Piech

Ferdinand Piëch verdient mit seinem Aufseher-Posten im Dax so viel wie kein anderer.

(Foto: dpa)

"Nach einem Rückgang der Aufsichtsratsvergütung im Zuge der Finanzmarktkrise beobachten wir für 2010 eine deutliche Trendwende. Mit einem durchschnittlichen Anstieg um über 20 Prozent pendelt sich die Aufsichtsratsvergütung wieder auf dem Niveau vor der Krise ein", sagt ein Vertreter von Towers Watson.

Im Jahr 2009 war die Entlohnung der Aufsichtsratschefs durchschnittlich noch um 15 Prozent gesunken.

Mehrere Doppelverdiener

Die höchsten Bezüge erhielt den Angaben zufolge mit gut 800.000 Euro Ferdinand Piëch, der sowohl bei Volkswagen als auch bei MAN Chefaufseher ist. VW ist zugleich das Unternehmen, das mit 577.000 Euro einem Aufsichtsratsvorsitzenden die höchste Vergütung zahlt. Auch Gerhard Cromme ist Doppelverdiener: Er führt den Aufsichtsrat bei Siemens - dort erhält er 501.400 Euro - und bei Thyssen-Krupp, wo ihm 245.400 Euro gezahlt werden.

Großzügig entlohnt daneben noch Eon seinen Chef-Aufseher Ulrich Hartmann, der immerhin 433.900 Euro erhält. Allerdings gehört Eon zu den wenigen Unternehmen, bei denen die Vergütung 2010 sinkt. Im Vorjahr wurden für den gleichen Job noch 453.000 Euro gezahlt.

Eher knauserig zeigen sich Unternehmen wie Infineon: Dort erhält der Aufsichtsratschef nur 56.800 Euro. Bei Merck sind es mit 61.300 Euro kaum mehr.

Den üppigsten Zuwachs erhält übrigens der Chef-Aufseher der Lufthansa, Jürgen Weber. Die Lufthansa zahlt mit 188.500 Euro ganze 150 Prozent mehr als im Vorjahr. Scheinbar größere Steigerungen wie bei der Telekom (209 Prozent) sind auf die Einführung von Langfristvergütungen zurückzuführen, die in den Zahlen des vergangenen Jahres noch nicht berücksichtigt wurden. Die Telekom orientiert damit die Bezahlung stärker am langfristigen Erfolg des Unternehmens.

Die Vergütung deutscher Aufsichtsräte liegt nach Angaben von Towers Watson deutlich niedriger als beispielsweise in Großbritannien oder der Schweiz. Da sich allerdings die Strukturen in den Aufsichtsgremien je nach Land unterschieden, seien Vergleiche nur eingeschränkt aussagekräftig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: