Vereinigte Staaten:US-Regierung erwägt Kauf von Bankenteilen

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Großbritannien hat es vorgemacht - die Amerikaner machen es womöglich nach: Finanzminister Paulson prüft, ob die Regierung Teile von US-Banken übernimmt.

Angesichts der dramatischen Lage im Finanzsektor denkt die US-Regierung auch über eine teilweise Verstaatlichung von Banken nach. Das verlautete am Mittwoch aus Regierungskreisen in Washington.

Die vom Kongress jetzt im Rahmen des 700 Milliarden Dollar umfassenden Rettungspakets gewährten Vollmachten zum Umgang mit der Finanzkrise eröffneten der Regierung eine Reihe von Möglichkeiten, hieß es.

AIG braucht mehr Geld

Ein derartiger staatlicher Einstieg bei Banken wäre zu vergleichen mit dem Vorgehen der britischen Regierung. Die britische Regierung hatte am Mittwoch angekündigt, acht der größten Banken teilweise zu verstaatlichen, um die Stabilität auf dem Finanzmarkt wiederherzustellen. Premierminister Gordon Brown sprach von "radikalen" Eingriffen ins Bankensystem.

Auf den britischen Plan angesprochen, sagte US-Finanzminister Henry Paulson am Mittwoch, er weise diese Idee nicht zurück. Er wolle jedoch nicht darüber spekulieren, welches der neuen Rechte die Regierung nun anwende.

Unterdessen stellte die Notenbank von New York dem angeschlagenen Versicherungskonzern AIG bis zu 37,8 Milliarden Dollar zur Verfügung, um seine laufenden Geschäfte abzuwickeln.

Die Bank werde bis zu dieser Summe erstklassige festverzinsliche Wertpapiere des Konzerns beleihen und damit dessen Liquidität fördern, teilte die New Yorker Fed am Mittwochabend mit.

Luxusreise für Manager

Nur wenige Tage nach der milliardenschweren staatlichen Rettungsaktion vom 16. September hat das Unternehmen mehrere hunderttauend Dollar für einen Aufenthalt von Mitarbeitern in einem kalifornischen Luxusferiendomizil ausgegeben. Das teilte ein Ermittlungsausschuss des US-Kongresses am Dienstag mitteilte. Auf der Rechnung in Höhe von insgesamt 440.000 Dollar 324.000 Euro) standen unter anderem Wellness-Behandlungen, Golf-Trips und Galamenüs.

An dem Ausflug nahmen zwar keine Manager aus dem Bereich Finanzdienstleistungen teil, der für die Probleme der AIG verantwortlich ist. Die Abgeordneten in Washington zeigten sich aber dennoch empört über die hohen Ausgaben so kurz nach der Beinahe-Pleite. Auch das Weiße Haus übte scharfe Kritik. "Dieses Verhalten ist verachtenswert", erklärte die Sprecherin von Präsident George W. Bush, Dana Perino, am Mittwoch.

Die Konzernführung erklärte, das "Geschäftsereignis" sei schon seit Monaten geplant gewesen. Es sei vor allem für unabhängige Vertriebsfachleute mit Top-Ergebnissen gedacht gewesen. Von 100 Teilnehmern hätten nur zehn für AIG gearbeitet. In einem Brief an Finanzminister Henry Paulson sagte AIG-Chef Edward Libby zu, "die Kosten aller Aspekte unserer Operationen im Licht der neuen Umstände neu zu bewerten".

Der Konzern wurde vor drei Wochen von der US-Regierung schon einmal vor der Pleite bewahrt. Der einst weltgrößte Versicherer war im Sog der Finanzkrise ins Straucheln geraten

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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