Verbraucherschutz:Gute Kleidung stinkt nicht

Wer Kleidung kauft, sollte besser vorher daran schnüffeln. Denn produktuntypische Schadstoffe in der Kleidung sind keine Seltenheit. Oft kommen die Textilien aus China; aber auch in Deutschland werden risikobehaftete Artikel produziert.

Von Regina Brand

2278 gefährliche Produkte meldeten EU-Verbraucherschützer im vergangenem Jahr. Vor allem Textilien müssen vermehrt aus dem Verkehr gezogen werden. 85 Prozent der Waren wurden als "ernsthaft gesundheitsgefährdend" eingestuft. Laut dem sogenannten EU-Warnsystem Rapex (Rapid Exchange of Information System) waren im Jahr 2012 ein Drittel der beanstandenden Produkte Textilien. Vor allem T-Shirts enthalten laut EU-Kommission oftmals krebserregende Stoffe oder lösen Allergien aus.

Mehr als die Hälfte der riskanten Güter kam aus China. Mit weitem Abstand folgen Produkte aus der Türkei und den USA. Aber auch in Europa werden risikobehaftete Artikel produziert. Deutschland liegt mit 60 beanstandenden Produkten sogar an erster Stelle der EU-Herstellerländer. Das macht drei Prozent des Gesamtanteils aus. Allein in Europa sind insgesamt 330 hergestellte Artikel entdeckt worden.

Untypischer Geruch

Können Kunden sich selbst schützen? Experten raten, der eigenen Nase zu vertrauen. Wenn Produkte stark riechen oder ihr Geruch produkttypisch sei, solle man lieber die Finger davon lassen. "Leder riecht nach Leder, aber riechen Gummistiefel über die Maße nach Gummi, empfehlen wir, darauf zu verzichten", sagt Ralf Diekmann, Experte für Produktsicherheit beim TÜV Rheinland in Köln. "Zum Beispiel können viele gummierte Teile verbotene Weichmacher enthalten, die Krebs auslösen und die Hormone beeinflussen können."

Auf Platz zwei der EU-Liste landeten Spielzeuge. Sie machen 19 Prozent der kritisierten Gegenstände aus. Sie seien teils so gefährlich, dass sich die Kinder daran verletzen könnten, heißt es in Brüssel. Daher geben die EU-Experten folgenden Rat: Eltern sollten die Gegenstände besser vor dem Kauf auf scharfe Kanten oder Ecken abtasten und deren Verarbeitung prüfen. Dabei könnten sie zum Beispiel darauf achten, dass sich Teile nicht leicht lösen, um Verschluckungsgefahr auszuschließen.

Zudem steht das GS-Zeichen für ein höheres Maß an geprüfter Sicherheit durch unabhängige Stellen wie etwa den TÜV. Auf die Prüfzeichen ist allerdings nach Angaben von Stiftung Warentest nicht immer Verlass. Verbraucherschützer raten überdies von Produkten ohne Herstellerangabe ab. Neben Spielzeug und Textilien stehen riskante Elektrogeräte im Visier der EU-Kontrolleure. Defekte Netzteile können Stromschläge verursachen oder Feuer auslösen.

Über die Datenbank Rapex warnen sich die EU-Staaten gegenseitig vor potenziell gesundheitsgefährdenden Produkten und informieren über aktuelle Rückrufaktionen. Auf diese Weise sollen Gegenstände schnell aus dem Handel verschwinden. Die EU-Kommission veröffentlicht wöchentlich einen Bericht über aktuelle Warnungen. Rapex registriert Konsumgüter, ausgeschlossen davon sind Lebensmittel und Medikamente. Diese haben eigene EU-weite Warnstellen.

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