Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch nennt es eine "Wasser-Zucker-Aroma-Mixtur mit ein bisschen Fruchtsaft". Der Hersteller von Capri-Sonne, die Deutsche SiSi-Werke Betriebs GmbH, sieht das ganz anders: Sie spricht von einem "Fruchtsaftgetränk" und in diesem Segment entspreche ein Zuckergehalt von zehn Prozent "dem üblichen Wert" und sei "korrekt deklariert". Im Übrigen würden die "Produkte unter der Marke Capri-Sonne seit mehr als 40 Jahren aus natürlichen Zutaten hergestellt".
Foodwatch sucht derzeit, wie jedes Jahr, die "dreisteste Werbemasche" für Lebensmittel, die speziell für Kinder gedacht sind. Seit Donnerstag können Verbraucher einen Monat lang darüber entscheiden, welches der fünf nominierten Unternehmen dafür den sogenannten "Goldenen Windbeutel" bekommen soll.
"Kinder sind die Zielscheibe der perfidesten Werbestrategien von Lebensmittelherstellern", sagt Oliver Huizinga von Foodwach. Die Unternehmen versuchten mit allen Mitteln, "den Einfluss der Eltern zu umgehen und Kinder für jene Produkte anzufixen, die die höchsten Gewinnmargen versprechen - und das sind nun einmal Süßigkeiten und Snacks".
Der Capri-Sonne-Hersteller SiSi-Werke argumentiert dagegen, dass derartige Produkte zu "90 bis 95 Prozent" von Erwachsenen gekauft würden. Außerdem wiesen auch Fruchtsäfte einen Zuckergehalt von zehn Prozent auf. Bei einigen Sorten wie etwa Traubensaft liege er sogar deutlich darüber.
Mit "keinem Wort" gehe Foodwatch auf die anderen Produkte ein, die neben der klassischen Capri-Sonne ebenfalls im Programm seien, so die um 30 Prozent zuckerreduzierte "Große Capri-Sonne" oder die im Sommer 2011 eingeführte rote Fruchtsaftschorle, die unter dem Namen "Bio-Schorly" vermarktet werde und von Ökotest 2012 mit "sehr gut" bewertet worden sei.
Für den "Goldenen Windbeutel" hat Foodwatch neben Capri-Sonne vier weitere Produkte nominiert:
- Dem Unternehmen Ehrmann wirft die Verbraucherschutzorganisation vor, mit dem Joghurt "Monster Backe Knister" Süßwaren zum Spielzeug umzudeuten, das gegen Langeweile helfen soll. Der Hersteller setze alles daran, "überzuckerte Produkte als Spielzeug zu vermarkten". Ehrmann weist die Vorwürfe zurück. "Wer sich ausgewogen ernährt, kann sich auch mal mit etwas Besonderem belohnen", erklärte das Unternehmen. Das gelte auch für verantwortungsbewusste Eltern.
- Der Pudding "Paula" von Dr. Oetker steht nach Ansicht von Foodwatch für "digitalen Kinderfang". Um für den Kuhflecken-Pudding mit 13 Prozent Zucker zu werben, betreibe der Hersteller eine "wahre Materialschlacht" - von Klingeltönen bis zu Internet-Spielen. Dr. Oetker entgegnete, "Paula" sei eindeutig als Pudding deklariert und werde als solcher beworben.
- Auf der Nominierungsliste steht zudem der Snack "Pom-Bär" von Funnyfrisch. Es handele sich um ein "Paradebeispiel scheinheiliger Werbebeschränkungen", erklärte Foodwatch. Der Hersteller schließe in einer Selbstbeschränkung grundsätzlich die Werbung an Kinder unter zwölf Jahren aus - außer, wenn die Produkte besondere Nährwert-Eigenschaften erfüllten. "Diese Hürde überspringt nach Funnyfrischs kreativer Definition aber selbst der fettig-salzige Pom-Bär-Snack", kritisiert die Organisation. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht.
- Die Frühstücksflocken "Kosmostars" von Nestlé nominierte Foodwatch für "Zucker-Kleinrechen-Tricks". Der Konzern werbe mit "weniger als neun Gramm Zucker pro Portion", rechne die Portion aber auf 30 Gramm klein. Tatsächlich steckten 25 Prozent Zucker in den "Kosmostars". Auch Nestlé gab zunächst keine Stellungnahme ab.