USA: Staat übernimmt Citigroup:Obama herrscht über Großbank

Die US-Großbank Citigroup wird teilweise verstaatlicht. Ein großer Teil der Führungsspitze wird gefeuert. Nur der Chef der einst größten Bank der Welt darf wohl bleiben.

Die US-Regierung erhöht angesichts neuer Milliardenverluste ihren Anteil an der schwer angeschlagenen Citigroup auf bis zu 40 Prozent. Das teilte die Bank am Freitag mit. Die Erhöhung des Staatsanteils soll ohne zusätzliche Steuermittel erfolgen. Damit würde die Bank teilverstaatlicht.

Citigroup, Reuters

Retter in höchster Not: Washington übernimmt die Macht bei der angeschlagenen Großbank Citigroup.

(Foto: Foto: Reuters)

Der Schritt erfolge über eine Umwandlung eines Teils bereits bestehender Vorzugsaktien des Staates in Stammaktien, gab die Citigroup am Freitag in New York bekannt. Auch private Investoren sollen diesem Schritt zur Stärkung der Kapitalbasis der Bank folgen. Der Umfang des Geschäfts solle bis zu 25 Milliarden Dollar betragen. Die Dividende wird vorerst ausgesetzt. Die Anteile bestehender Aktionäre sinken durch die größere staatliche Beteiligung deutlich.

Für das Management der ehemals weltgrößten Bank hat der Einstieg drastische Folgen. Denn die Regierung plant offenbar nach dem Erhalt der Mitspracherechte, die Mehrheit des Direktoriums auszutauschen. Sobald als möglich soll die Mehrheit der Mitglieder von außen kommen und unabhängig sein. Citigroup-Chef Vikram Pandit soll aber vermutlich seinen Job behalten.

Bedingung für die Transaktion sei neben einer Neubesetzung des Direktoriums vor allem, dass sich auch private Investoren beteiligten, hieß es weiter aus verhandlungsnahen Kreisen.

Weitere Wertberichtigungen

Die Citigroup gab zusätzlich weitere enorme Wertberichtigungen in Höhe von 9,6 Milliarden Dollar (7,5 Milliarden Euro) vor Steuern bekannt. Die Bank gehört zu den weltweit größten Verlierern der Finanzkrise.

Die Entwicklung bei Citigroup hat nach Einschätzung von Analysten maßgebliche Auswirkungen für den Bankensektor und die US-Wirtschaft allgemein.

In Reaktion auf die Anteilsaufstockung der US-Regierung sind Citigroup-Aktien im vorbörslichen Handel am Freitag um 44 Prozent auf 1,37 Dollar eingebrochen.

Mit dem Staat als Stabilitätsfaktor im Rücken könnte die Citigroup wieder Vertrauen bei anderen Banken schaffen und somit die Geschäfte zwischen den Instituten ankurbeln. Zudem wäre die Gefahr einer drohenden Pleite zunächst gebannt.

Ende letzten Jahres hatte die US-Regierung die Citigroup bereits mit einem gigantischen Hilfspaket vor dem Kollaps bewahrt. Das Institut bekam neben der Kapitalspritze Bürgschaften für riskante Vermögenswerte von über 300 Milliarden Dollar.

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