USA: Banker Mozilo vor Gericht:Ein Zeichen gegen die Wut der Straße

Die Finanzkrise vor Gericht: Erstmals soll ein ehemaliger Bankenchef für das Drama am US-Immobilienmarkt geradestehen.

Moritz Koch, New York

Die US-Börsenaufsicht SEC will den Mitgründer des Immobilienfinanzierers Countrywide, Angelo Mozilo, vor Gericht ziehen. Damit soll erstmals ein Unternehmenschef für das Desaster am amerikanischen Häusermarkt geradestehen.

Countrywide, dpa

Immobilienfinanzierer Countrywide: Erstmals soll ein Unternehmenschef für das Desaster am US-Häusermarkt geradestehen.

(Foto: Foto: dpa)

Offenbar wollen die Behörden ein Zeichen setzen. Die Rezession hat das Gerechtigkeitsempfinden der Amerikaner zutiefst verletzt. Überall im Land hört man die Klage: Normalbürger litten unter der Arbeitslosigkeit und dem Verlust ihrer Ersparnisse, während die Bosse aus dem Schneider seien, finanziell und juristisch.

Von der Bank of America geschluckt

Countrywide stand im Zentrum der Spekulationsblase um sogenannte Subprime-Kredite. Darlehen für Eigenheime wurden bewilligt, ohne die Kreditwürdigkeit der Kunden zu prüfen. Anschließend verkaufte Countrywide die Hypotheken weiter, an der Wall Street wurden sie zu Derivaten verarbeitet und in alle Welt verkauft.

So wurde die Saat für die globale Wirtschaftskrise gelegt. Nach Informationen des Wall Street Journals wirft die SEC Mozilo vor, Insider-Handel betrieben zu haben, indem er seine Unternehmensanteile abstieß, bevor die Finanzmärkte die gewaltigen Risiken am Immobilienmarkt erkannten. Außerdem soll er Informationspflichten nicht nachgekommen zu sein.

Ein Anwalt des 70-Jährigen sagte, es gebe keine "faire Basis" für Vorwürfe gegen seinen Mandanten. Das Unternehmen Countrywide ist der Krise schon zum Opfer gefallen. Im vergangenen Jahr wurde es von der Bank of America geschluckt. Seither belasten die faulen Countrywide-Kredite die Großbank schwer.

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