USA: Banken:Lehman lebt nur zweimal

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Gläubiger fordern den unfassbaren Betrag von einer Billion Dollar von der Pleitebank Lehman. Tot ist die Bank allerdings noch lange nicht. Sie verfügt über 20 Milliarden Dollar an Cash - damit lässt sich schon wieder spekulieren.

Die Lehman-Pleite hat die Welt erschüttert - tot ist die Bank aber nicht. Zwei Jahre nach dem Kollaps investiert die Bank schon wieder Milliarden Dollar, beschäftigt zahllose Anwälte und immerhin noch 500 Mitarbeiter.

Lehman spekuliert mit dem Restvermögen - die Insolvenzverwalter-Gesellschaft bekommt offenbar neben dem üblichen Stundensatz eine Erfolgsprämie für einen möglichst hohen Liquidationserlös. (Foto: AP)

Das Institut sitze derzeit auf 20 Milliarden Dollar an Bargeld, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und zahle monatlich 45 Millionen Dollar an Gehälter für Manager und Berater.

Dagegen stehen die Forderungen der Gläubiger, die sich ursprünglich auf mehr als eine Billion Dollar beliefen. Insolvenzverwalter und aktueller Lehman-Chef Bryan Marsal will die Forderungen aber auf 260 Milliarden Dollar vierteln.

Allein 400 Mitarbeiter versuchen nun, schwer verkäufliche Investments loszuschlagen - oder Zeit zu gewinnen. Denn Marsal hat eine ungewöhnliche Strategie, um aus Lehman Geld herauszuholen: Er wartet ab und spekuliert.

Normalerweise versuchen Pleitefirmen, ihre Vermögensgegenstände so schnell wie möglich loszuwerden. Nach Angaben von Bloomberg hat er beispielsweise von der Frankfurter Tochter Lehman Brothers Bankhaus für 1,4 Milliarden Dollar Kredite übernommen. Marsal hofft, dass er sie zu Geld machen kann.

Erfolgsprämie macht mutig

Mehr als eine Milliarde Dollar sei überdies bereits in Immobilien investiert worden, berichtete das Wall Street Journal unlängst. Beispielsweise habe Lehman einen Kredit im Volumen von 255 Millionen Dollar für eine Immobilie in Manhattan zurückgekauft. Dem Eigentümer drohte die Pleite und Lehman hätte ansonsten eine Forderung von fast einer halbe Milliarde Dollar abschreiben müssen.

Manches wurde bei solchen Spekulationen aber auch schon in den Sand gesetzt: 1,4 Milliarden Dollar hat Lehman beispielsweise in die beiden Tochtergesellschaften Woodlands Commercial Bank und die Aurora Bank FSB gesteckt. Trotzdem droht den Tochterinstituten nun die Schließung oder ein Verkauf.

Insgesamt wolle er durch den Verkauf von Vermögensgegenständen in den nächsten fünf Jahren 40 bis 50 Milliarden Dollar einnehmen, hatte Marsal in einem Interview gesagt. Hätte er sie unmittelbar nach dem Zusammenbruch verkauft, hätten sie angeblich höchstens 20 Milliarden Dollar eingebracht. In den Vereinigten Staaten haben Geschäftsimmobilien in den letzten drei Jahren massiv an Wert verloren, teils mehr als 40 Prozent.

Der Grund für die ungewöhnliche Haltung Marsals liegt in der Erfolgsbeteiligung, die der verantwortlichen Firma zugestanden wird: Nach Angaben Bloombergs soll sie sich auf 0,175 Prozent des Betrages belaufen, der am Ende an Gläubiger ausgeschüttet wird, die von der Bank keine Sicherheiten hatten.

Trennung von Kunstobjekten

Allerdings werde nur der Betrag über 15 Milliarden Dollar berücksichtigt und die Erfolgsprämie darf nicht mehr als ein Viertel der Gesamtgebühren ausmachen.

Nebenbei verhökert die Bank auch ihre Kunstobjekte. Leider habe sich die Investmentbank auch dort verspekuliert, berichtet das Handelsblatt, da Lehman vor allem auf trendige Kunst gesetzt habe, die derzeit nicht mehr so en vogue sind. Hierzu zählen etwa Werke von Damien Hirst oder Neo Rauch.

Kurz vor Druck des Katalogs habe darum das Auktionshaus Sotheby's die Schätzpreise vieler Werke noch abgesenkt. Topangebot der Auktion sei ein Installation von Hirst, die auf 800.000 bis 1,2 Millionen Dollar taxiert werde. Neo Rauchs "Einbruch", ein Werk, dass der Leipziger Künstler 1999 malte, soll noch 400.000 bis 600.000 Dollar bringen.

Günstiger ist da schon das Lehman Firmenschild von der Filiale Canary Wharf in London. 3000 Pfund soll es bringen. Morbider Charme ist inklusive.

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