US-Studie:Geld macht doch glücklich

Eine heiß diskutierte Studie belegt: Je höher das Einkommen eines Menschen ist , desto besser fühlt er sich.

Catherine Hoffmann

"Geld ist besser als Armut", sagte Woody Allen einmal, "wenn auch nur aus finanziellen Gründen." Obwohl sich viele Studien mit dem Verhältnis zwischen Geld und Glück befasst haben, ist es noch immer ein Rätsel.

US-Studie: Garant zum Glücklichsein? Eine neue Studie vermutet einen direkten Zusammenhang zwischen Geld und Zufriedenheit.

Garant zum Glücklichsein? Eine neue Studie vermutet einen direkten Zusammenhang zwischen Geld und Zufriedenheit.

(Foto: Foto: ddp)

Das Glück der Deutschen zum Beispiel: Die Nation wird immer reicher - und gleichzeitig unzufriedener. Das durchschnittliche Einkommen der Menschen steigt hierzulande seit vielen Jahren, die Autos werden schneller, die Häuser größer, die Gesundheitsvorsorge besser, das Essen vielfältiger, und wir haben Handy und iPod. Aber die Menschen sind kein bisschen glücklicher. Das fand der amerikanische Ökonom Richard Easterlin heraus, der untersucht hat, wie sich die Lebenszufriedenheit in Deutschland seit Anfang der achtziger Jahre entwickelt hat.

Trotz Wirtschaftswachstum: Glück stagnierte

Waren es einst die Psychologen, die das Glück erforschten, sind es heute die Ökonomen, die sich dem Thema widmen. Glück und Wirtschaft? Das geht nicht Hand in Hand. Denn Wachstum ist nicht gleich Wohlbefinden, und mehr Geld macht nicht unbedingt glücklicher. Easterlin verglich im Jahr 1974 Wirtschaftsdaten mit den Aussagen, die Menschen über ihre Zufriedenheit gemacht hatten. Er fand heraus, dass das Glück in den westlichen Industrienationen stagnierte, während der Wohlstand wuchs.

Geld ist nur dann das Maß aller Dinge, wenn das Jahreseinkommen unter 10.000 Dollar liegt. In den Entwicklungsländern wächst die Zufriedenheit mit jedem zusätzlichen Dollar. Aber dort, wo die Einkommen höher sind, in den westlichen Industrieländern, ist die Beziehung zwischen Geld und Glück gebrochen. Ein höheres individuelles Einkommen steigert das Glück und die subjektiv empfundene Lebensqualität des Einzelnen nur bis zu bestimmten Grenzen. Dann ist Schluss.

Bedeutung des relativen Einkommens umstritten

Das belegt auch das Beispiel Japans: Zwischen 1962 und 1987 hat sich das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf mehr als verdreifacht. Trotz des beispiellosen Aufschwungs schienen die Japaner kein Stück zufriedener mit ihrem Leben zu sein, wie aus Umfragen hervorgeht. Sie waren reicher, aber nicht glücklicher. Dieser Widerspruch wurde als das "Easterlin Paradox" bekannt. Solange die Menschen nur mit Not ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen können, macht Geld glücklicher. Ist die Not gelindert, ist es damit vorbei.

Wachstum beschert uns zwar höhere Einkommen, aber wir gewöhnen uns daran. Und wenn der Nachbar ein wenig reicher ist und ein besseres Leben führt, wird das eigene Glücksempfinden dadurch geschmälert. Wir brauchen mehr Geld, um zumindest den alten Zustand wiederherzustellen. Wer einen iPod hat, wünscht sich eben einen iPod Touch. Das ist ein echter Hingucker aus dem Hause Apple, den längst nicht jeder hat und der ganz und gar nicht günstig ist. Das relative Einkommen, schrieb Easterlin, ist entscheidender als das absolute. Es geht darum, sich mehr leisten zu können als Freunde, Nachbarn und Kollegen. Jeder, der nicht gerade Milliardär ist, wird Easterlin gerne glauben. Schließlich ist es ja auch tröstlich, dass Glück nicht käuflich ist.

Jetzt haben zwei junge Ökonomen der Universität Pennsylvania versucht, das Easterlin-Paradox zu entkräften, das seit mehr als drei Jahrzehnten gilt. "Reassessing the Easterlin Paradox" heißt ihr Papier, das unter Glücksforschern in Amerika gerade für Aufsehen sorgt. Betsey Stevenson und Justin Wolfers haben dafür Unmengen historischer und internationaler Daten über das Glück durchkämmt.

Umfragen bestätigten Zusammenhang

Ihr Ergebnis: Das individuelle Einkommen spielt sehr wohl eine Rolle auf der Suche nach dem Glück - und zwar nicht nur im Vergleich zu anderen, sondern in seiner absoluten Höhe. Das gelte sowohl für reiche als auch für arme Länder. Einen Sättigungspunkt gebe es mithin nicht. Die jüngste Gallup-Umfrage scheint das zu bestätigen. Zwei Drittel der Amerikaner, die 75.000 Dollar im Jahr und mehr verdienen, bezeichneten sich als "sehr glücklich". Unter denen, die weniger als 30.000 Dollar Einkommen erzielen, waren es nur 40 Prozent.

Woody Allen sieht also mal wieder zu schwarz. Warum sonst sollten so viele Menschen verzweifelt nach einem Vermögen streben, wenn Reichtum nicht glücklich macht? Und warum suchen Millionen Einwanderer aus armen Ländern ihr Glück im reichen Westen, wenn Easterlins Paradox Bestand hat?

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