US-Rettungspaket:Wohin mit 700 Milliarden Dollar?

Vorbild Großbritannien: Auch die US-Regierung steigt möglicherweise bei mehreren Banken ein. Auf diese Weise soll das Vertrauen in die Institutionen gestärkt werden.

Angesichts der dramatischen Lage im Finanzsektor denkt die US-Regierung auch über eine teilweise Verstaatlichung von Banken nach. Das verlautete am Mittwoch aus Regierungskreisen in Washington.

US-Rettungspaket: Wohin mit den 700 Milliarden Dollar? US-Finanzminister Paulson unter Zugzwang.

Wohin mit den 700 Milliarden Dollar? US-Finanzminister Paulson unter Zugzwang.

(Foto: Foto: dpa)

Die vom Kongress jetzt im Rahmen des 700 Milliarden Dollar umfassenden Rettungspakets gewährten Vollmachten zum Umgang mit der Finanzkrise eröffneten der Regierung eine Reihe von Möglichkeiten, hieß es.

An erster Stelle stehe für US-Finanzminister Henry Paulson hierbei jedoch die Befugnis, den Finanzinstitutionen weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen. "Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht", zitiert die New York Times Paulson. "Dazu gehört auch die Unterstützung der Gesamtkapitalausstattung von Finanzinstitutionen in jeder Größe."

Favorisierte Option

Wie die New York Times weiter berichtet, sei dieser Plan laut Regierungsbeamten die von vielen in Washington und an der Wall Street favorisierte Optionen zur Verwendung der 700 Milliarden Dollar. Denn eine kräftige Finanzspritze würde den Banken helfen, ihre Kreditprobleme zu lindern. Andererseits sorgen sich die Beamten darum, dass ein derart aggressives staatliches Vorgehen dem Finanzsektor schaden könnte: Aktionäre könnten meinen, sie sollten abgestraft werden oder der Markt könnte es als ein Zeichen werten, dass Kreditbanken gescheitert sind.

Ein derartiger staatlicher Einstieg bei Banken wäre zu vergleichen mit dem Vorgehen der britischen Regierung. Die britische Regierung kündigte am Mittwoch an, acht der größten Banken teilweise zu verstaatlichen, um die Stabilität auf dem Finanzmarkt wiederherzustellen. Premierminister Gordon Brown sprach von "radikalen" Eingriffen ins Bankensystem.

Auf den britischen Plan angesprochen, sagte Paulson am Mittwoch, er weise diese Idee nicht zurück. Er wolle jedoch nicht darüber spekulieren, welches der neuen Rechte die Regierung nun anwende.

Internationale Zusammenarbeit

"Obwohl die Aufgabe nicht leicht ist, fühle ich mich jedes Mal wieder durch die Zusammenarbeit mit meinen internationalen Kollegen ermutigt", sagte Paulson und schlug eine Sonderkonferenz der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) vor. Äußerungen aus Europa nannte der Finanzminister "hilfreich".

Paulson sprach sich aber auch dafür aus, dass unterschiedliche Länder auch verschiedene Wege wählen, um der Krise Herr zu werden. "Es würde keinen Sinn machen, wenn wir identische Politikansätze verfolgen", sagte er. Die koordinierte Leitzinssenkung von sechs Notenbanken vom Mittwoch sei aber ein Beleg, dass die internationale Zusammenarbeit funktioniere.

Laut Paulson ist ein baldiges Ende der Finanzkrise in den USA nicht absehbar. "Es ist Geduld gefragt, weil diese Turbulenzen kein schnelles Ende finden werden und noch bedeutsame Herausforderungen zu meistern sind."

Er sei aber überzeugt, dass die Probleme überwunden werden können, betonte Paulson.

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