Süddeutsche Zeitung

US-Notenbank Fed: Milliardengewinn:Lohn des Versagens

Die US-Notenbank überweist fast 80 Milliarden Dollar an das Finanzministerium - manche Wall-Street-Bank könnte da neidisch werden. Doch die Wahrheit ist bedrückend.

Simone Boehringer

Phänomenal! Die US-Zentralbank überweist fast 80 Milliarden Dollar Profit an die Regierung in Washington - 65 Prozent mehr als im Jahr davor. Das wird Finanzminister Timothy Geithner freuen. Er hatte gerade noch vor einer drohenden Staatspleite seines Landes gewarnt.

Doch Vorsicht. Anders als bei privatwirtschaftlichen Unternehmen sind Rekordmeldungen der Federal Reserve ein schlechtes Zeichen. Währungshüter sind nicht mit gewinnorientierten Firmen zu verwechseln. Sie haben die Aufgabe, für die Stabilität einer Währung die richtige Politik zu betreiben. Je kleiner die Bilanz und je geringer das Risiko, das sie eingehen müssen, desto besser geht es der Währung und dem jeweiligen Land dahinter.

Die zusätzlichen Profite der Fed stammen zum Gutteil aus den Zinsen auf Schuldtitel, die sie durch ihre Krisenpolitik eingekauft hat: Papiere staatlicher Hypothekenfinanzierer, Studentenkredite, Staatsanleihen. Diese Einnahmequellen gab es vor der Krise nicht. Der Aufkauf solcher Titel hat die Fed-Bilanz um fast das Dreifache aufgebläht. Dieses Vorgehen war entgegen den sonstigen Prinzipien gewählt worden, weil die herkömmliche Geldpolitik nicht mehr ausreichte, um die hoch verschuldete Kreditwirtschaft am Leben und den Staat liquide zu erhalten. Der Rekordgewinn ist also kein Erfolgsausweis, sondern alarmierendes Signal des Versagens.

Auch andere Notenbanken profitieren von Zinseinkünften auf Anleihen. Die Währungshüter mutieren zunehmend zu Vermögensverwaltern. Die Fed mit ihren besonders riskanten Titeln gilt als Hedgefonds unter den Asset Managern. Ein Vabanquespiel, das nur gutgeht, solange Zentralbanken vom Restvertrauen aus besseren Zeiten zehren. (Seite 23)

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SZ vom 12.01.2011/hgn
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