US-Notenbank:Bernanke zeigt sich bereit für neue Konjunkturspritze

"Alle Optionen auf eine weitere Lockerung offen lassen": Fed-Chef Bernanke will im Kampf gegen eine Wirtschaftsflaute die ultralockere Geldpolitik fortsetzen - und notfalls die Notenpresse erneut anwerfen. Die Wall Street reagiert euphorisch.

Die US-Notenbank hat erneute Käufe von Staatsanleihen zur Stützung der Konjunktur nicht ausgeschlossen. "Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche könnte länger dauern als erwartet und Deflations-Risiken wieder zurückkommen", sagte Notenbank-Chef Ben Bernanke vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses. Die Notenbank sei bereit, in einem solchen Fall erneut zu reagieren.

Bernanke Testifies At House Hearing On Monetary Policy

US-Notenbankchef Bernanke schließt eine dritte Runde des unkonventionellen geldpolitischen Programms (QE 3) nicht aus.

(Foto: Bloomberg)

"Die Fed muss in Bezug auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik alle Optionen auf dem Tisch lassen", sagte der Notenbankchef weiter. Dabei müsse die Fed nach der kürzlich beendeten zweiten milliardenschweren Stützungsaktion auch für "eine dritte Runde" eines unkonventionellen geldpolitischen Programms (QE 3) offen sein.

Die US-Notenbank hat bereits zwei Anleihenkaufprogramme durchgeführt. Das jüngste in Höhe von 600 Milliarden Dollar lief im Juni aus. Zuletzt hatte der unerwartet schwache US-Arbeitsmarktbericht die Märkte enttäuscht. Die Arbeitslosenquote war im Juni überraschend auf 9,2 gestiegen und der Arbeitsplatzaufbau weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Bernanke äußerte sich aber dennoch optimistisch zur US-Konjunktur. Die gegenwärtige Schwäche der Wirtschaft sei wahrscheinlich lediglich vorübergehend, die Konjunktur dürfte in den nächsten Quartalen anziehen.

Für dieses Jahr sagte Bernanke ein Wachstum zwischen 2,7 und 2,9 Prozent voraus. Im nächsten Jahr könnte das Wachstum demnach zwischen 3,3 und 3,7 Prozent betragen. Allerdings benötige die US-Wirtschaft noch für längere Zeit niedrige Zinsen.

Die Bereitschaft der US-Notenbank zu einer weiteren Stützung bescherte der Wall Street deutliche Kursgewinne. Für zusätzlichen Auftrieb sorgte das nahezu ungebremste Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte bis zum Mittag 1,1 Prozent auf 12.584 Punkte zu. Der S&P gewann 1,2 Prozent auf 1329 Stellen. Die Nasdaq notierte 1,5 Prozent fester bei 2821 Zählern.

In Frankfurt ging der Dax mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 7267 Punkten aus dem Handel. Analysten fürchteten jedoch, dass die Schuldenprobleme dem Handel bald wieder den Takt vorgeben werden. Die Rating-Agentur Moody's stufte irische Staatsanleihen auf Ramsch-Status und hält ein zweites Rettungspaket für das Land für wahrscheinlich. Deshalb würden die optimistischen China-Vorgaben sicher nicht zu einer Rally führen, sagte Nicholas Colas von der ConvergEx Group: "Uns beschäftigen wirklich die Staatsschulden-Probleme. Die Euro-Krise dürfte demnächst von der Debatte um die US-Schuldenobergrenze abgelöst werden - und das ist auch nicht positiv für die Börsen."

Dass sich demokratische US-Regierung und Republikaner in der Frage trotz des engen Zeitfensters weiter unversöhnlich gegenüber stehen, frustriert Investoren. Den USA droht die Zahlungsunfähigkeit - und den Finanzmärkten in dem Fall weltweite Erschütterungen. Bernanke redete den Abgeordneten ins Gewissen, es nicht auf eine Staatspleite der USA ankommen zu lassen. Sollte es nicht rechtzeitig eine Einigung geben, werde dies "gewaltige Probleme" für das Finanzsystem heraufbeschwören, warnte der Fed-Chef.

Aktien des unter immensen politischen Drucks stehenden News Corp-Konzerns legten einen Kurssprung von 5,4 Prozent hin, nachdem das Unternehmen des umstrittenen Medienmoguls Rupert Murdoch kurz vor Handelsbeginn in New York seine Milliardenofferte für die geplante Komplettübernahme des britischen PayTV-Senders BSkyB zurücknahm. Netflix-Aktien legten knapp drei Prozent zu. Investoren erhofften sich von einer Erhöhung der Preise für die E-Mail- und anderen Online-Dienste langfristig bessere Geschäfte.

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