Süddeutsche Zeitung

US-Investor übernimmt IKB:Zurück bleibt ein Milliardenloch

Spekulationen um faule US-Immobilienkredite brachten die IKB zu Fall. Nun kauft ein US-Investor die angeschlagene Mittelstandsbank - die Milliardenrisiken bleiben beim Staat.

Die US-Beteiligungsgesellschaft Lone Star übernimmt 90,8 Prozent der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB. Das teilte die bisherige Mehrheitseignerin KfW in einer Einladung zur Pressekonferenz über den Verkauf am Donnerstag mit und bestätigte damit Reuters-Informationen vom Vorabend. Lone Star sticht damit den Finanzinvestor RHJ International aus.

Die Mehrheitseignerin, die staatliche Förderbank KfW, zog mit dem Verkauf einen Schlussstrich unter ihr desaströses Engagement bei der Düsseldorfer IKB. KfW, Lone Star und RHJ lehnten eine Stellungnahme ab.

Die KfW-Bankengruppe hatte sich auf einen Verkauf der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB geeinigt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) berichtete am Mittwochabend, dass sich der KfW-Präsidialausschuss einstimmig hinter einen Vorschlag des KfW-Vorstands stelle. "Die Einigung auf den Käufer ist erfolgt", sagte Glos in der Hauptstadt.

Milliardengrab USA

Auf die Frage, ob der Bund im Zuge des Verkaufs zusätzliche Risiken übernehmen müsse, erklärte Glos: "Im Grunde ist alles im Rahmen der Planzahlen und in trockenen Tüchern." Die Regierung hatte sich bereits vor Wochen bereiterklärt, mögliche Risiken bei der KfW durch die Übernahme des Wertpapierportfolios der IKB mit bis zu einer Milliarde Euro abzusichern. Die Entscheidung im Ausschuss sei nach Lage der Dinge gut gelaufen, sagte Glos, der das Gremium als Verwaltungsratschef führt.

Das Düsseldorfer Geldinstitut IKB hatte sich massiv am US-Hypothekenmarkt verspekuliert und konnte seit Juli 2007 nur mit mehreren milliardenschweren Rettungspaketen von KfW, Bund und Banken vor der Pleite gerettet werden.

Branchenkennern zufolge waren zum Schluss noch zwei Bieter im Rennen: die Finanzinvestoren RHJ und Lone Star. Lone Star, im US-Bundesstaat Texas ansässig, erlangte in Deutschland vor allem mit dem Kauf und der Verwertung notleidender Kredite Bekanntheit. Daneben ist Lone Star am Kauf von kompletten - vorwiegend sanierungsbedürftigen - Banken und Immobilien interessiert. Erstmals erregten die Texaner in Deutschland 2002 Aufmerksamkeit, als sie sich für die damalige Bankgesellschaft Berlin interessierten. Der Berliner Senat blies den Prozess damals jedoch angesichts zu niedriger Gebote ab und verkaufte das Institut erst fünf Jahre später.

Der für sein hartes Durchgreifen bekannte Investor Lone Star dürfte nach Ansicht von Experten versuchen, das Institut gesundzuschrumpfen - nach dem Vorbild der erfolgreichen Sanierung der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden (AHBR, heute Corealcredit).

Mit RHJ International, dem europäischen Ableger des US-Finanzinvestors Ripplewood, wäre ein alter Bekannter in die deutsche Finanzbranche zurückgekehrt: Der ehemalige Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer leitet die in Brüssel ansässige RHJ International zusammen mit dem Gründer von Ripplewood, Timothy Collins.

Verluste werden sozialisiert

"Lenny" Fischer hatte seine Karriere in Frankfurt bei der US-Investmentbank J.P. Morgan begonnen. Im Alter von nur 36 Jahren wurde er Vorstand der Dresdner Bank, kehrte ihr aber 2002 nach der Übernahme durch die Allianz aber den Rücken und wechselte in das Führungsgremium der Schweizer Großbank Credit Suisse. Dort verdiente sich der heute 45-Jährige seine Meriten mit der Sanierung der Versicherungstochter Winterthur. Anfang 2007 holte ihn Collins zu RHJ International.

FDP und Linke hatten der Bundesregierung Versagen vorgehalten. Risiken in Höhe von 9,8 Milliarden Euro seien inzwischen abgedeckt worden, ohne dass das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Das sei eine fatale Bilanz für den Bund und für den Steuerzahler, der die Zeche letztlich zahle.

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