US-Einlagensicherung verklagt Pleitebanker:Kein Erbarmen mit Ehefrauen

Die US-Einlagensicherung greift gegen Pleitebanker durch: Die Behörde überzog jetzt eine Gruppe von Bankern des insolventen Instituts Washington Mutual mit Klagen. Pikant: Auch deren Ehefrauen werden persönlich beschuldigt.

Bei der Aufarbeitung der US-Finanzkrise werden die Bandagen härter: Die Führungsriege der zusammengebrochenen US-Sparkasse Washington Mutual soll für die teure Bankpleite büßen. Die staatliche Einlagensicherung FDIC reichte Klage gegen den früheren Bankchef Kerry Killinger und zwei weitere Manager ein. Doch damit nicht genug: Auch zwei Ehefrauen der Beklagten müssen sich verantworten.

Kerry Killinger

Kerry Killinger bei einer Anhörung vor dem US-Senat im Oktober 2010. Nun muss der frühere Chef des US-Bank Washington Mutual gemeinsam mit seiner Frau Linda vor Gericht erscheinen.

(Foto: AP)

Die FDIC wirft der Gruppe vor, die Bank aus eigener Profitsucht in hochspekulative Geschäfte getrieben zu haben. Washington Mutual war einst die größte US-Sparkasse mit Filialen im ganzen Land.

Sie brach im September 2008 zusammen - nur zehn Tage nach dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers, deren Zusammenbruch die Finanzkrise gefährlich verschärfte.

Die FDIC sprang ein, um das Ersparte der Menschen zu retten. Letztlich schluckte die US-Großbank JPMorgan Chase weite Teile von Washington Mutual zum Schnäppchenpreis.

Die FDIC versucht nun, ihr verlorenes Geld von den Bankmanagern zurückzubekommen. "Die Beklagten sollten für die Verluste der Bank haftbar gemacht werden", heißt es in der Klageschrift. Sie hätten grob fahrlässig gehandelt und die Bank mit ihrem Missmanagement in die Pleite geführt.

Eine Million Dollar für Esther

Die genaue Schadenssumme muss nun das Gericht festlegen. Nach Informationen des Wall Street Journal verlangt die FDIC 900 Millionen Dollar.

Killinger und seinem Chief Operating Officer Stephen Rotella wird vorgeworfen, große Teile ihres Vermögens geräuschlos auf ihre Ehefrauen übertragen zu haben, als die Immobilienblase in der Finanzkrise platzte. Im Falle Killingers soll es dabei um Immobilien in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Washington gehen, die nun Ehefrau Linda gehören sollen, während Rotella seiner Ehefrau Esther offenbar eine Million Dollar vermachte. Die Vermögenswerte sollten so dem Zugriff der Gläubiger entzogen werden, heißt es.

Doch die FDIC will das nicht hinnehmen. Sie verklagte die zwei Ehefrauen deswegen nun wegen "betrügerischer Übertragung von Vermögenswerten".

Diese Vorgehensweise der FDIC schätzte der Anwalt James Rockett als "ungewöhnlich aggressiv" ein: "Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte der auf Bankenregulierung spezialisierte Jurist der Nachrichtenagentur Reuters.

Die verschärfte Gangart der Behörde könnte in der US-Finanzbranche noch zu erheblicher Verstimmung führen. Derzeit haben sich die US-Aufsichtsbehörden 158 Verfahren gegen US-Banker wegen der Verluste aus der Finanzkrise von 2007 bis 2009 genehmigen lassen. Würden alle Prozesse geführt werden, ginge es um einen Streitwert von insgesamt 3,6 Milliarden Dollar.

Interesse an Prozessen hält sich in Grenzen

Die Neigung der Behörden, die Verfahren zu führen, sei allerdings nur schwach ausgeprägt, sagte Rocket zu Reuters. Möglicherweise hänge dies mit den Erfahrungen zusammen, die die Behörden nach der letzten Pleitewelle von US-Banken in den neunziger Jahren gemacht hätten. Damals habe der Staat nur verhältnismäßig wenig Geld erstreiten können, vor allem im Vergleich zu den immensen Kosten der Verfahren, sagte Rocket.

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