US-Banken:Teure Geschichte

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US-Finanzminister Geithner wird vermutlich in dieser Woche die Gründung einer Bad Bank bekannt geben - die hatte es in den neunziger Jahren schon einmal gegeben.

Nikolaus Piper

In dieser Woche wird der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner vermutlich seine Pläne zur Gründung einer "Bad Bank" bekannt geben. Das Institut soll den normalen Banken ihre faulen Wertpapiere abnehmen und so deren Bilanzen entlasten. Unklar ist bis jetzt noch, welchen Preis die Bad Bank - und damit der Steuerzahler - für die Papiere bezahlen soll.

Offen ist die Frage, wie die Bad Bank finanziert werden soll. Finanzminister Geithner wird die Gründung einer Bad Bank vermutlich noch in dieser Woche bekannt geben. (Foto: Foto: AFP)

Paulson verwendete Geld anders als geplant

Die amerikanische Bankenpolitik glich bisher einer Zickzack-Linie. Im September, kurz nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, kündigte Finanzminister Henry Paulson seine Pläne für einen Fonds zum Aufkauf fauler Kreditpapiere an - was nichts anderes gewesen wäre als eine Bad Bank. Aus dem Fonds wurde das "Troubled Assets Relief Program" (Tarp) mit einem Volumen von 700 Milliarden Dollar. Das Programm wurde durch den Kongress gepeitscht, doch Paulson verwendete das Geld ganz anders als zunächst angekündigt: nicht für den Kauf von Wertpapieren, sondern für die Rekapitalisierung der Banken.

Nachdem dies nicht den gewünschten Erfolg brachte, muss nun Paulsons Nachfolger Geithner zurück an den Anfang: zur Bad Bank. Der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte Geithner regelrecht auf, dies zu tun. Vermutlich wird die Bad Bank vom staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC verwaltet werden. Offen ist neben dem Preis auch die Frage, wo das Geld überhaupt herkommen soll. Theoretisch stünde dafür die zweite Tranche aus dem Tarp-Programm zur Verfügung, also 350 Milliarden Dollar. Aber es ist unklar, ob die Summe reicht, außerdem wird Geithner einen Teil benötigen, um Hausbesitzer vor der Zwangsvollstreckung zu schützen.

Zwei Modelle

Für den Umgang mit gescheiterten Banken gibt es in der US-Geschichte zwei Modelle. Das erste stammt noch aus der Weltwirtschaftskrise. Präsident Herbert Hoover gründete 1932 die Reconstruction Finance Corporation, um Banken vor dem Zusammenbruch zu bewahren und den Kreditfluss in der Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Die RFC konnte, mit der Garantie der Regierung im Rücken, Kredite aufnehmen und an Banken und Unternehmen weiterreichen. 1932 vergab die RFC 1,5 Milliarden Dollar, 1933 1,8 Milliarden Dollar.

Nach übereinstimmender Meinung der Historiker war die RFC ein kompletter Fehlschlag, Präsident Hoover gelang es nicht, den Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern. Als Hoovers Nachfolger Franklin Roosevelt 1933 Amt antrat, gab es in den meisten Bundesstaaten keine funktionierenden Banken mehr. Die RFC war zu klein für die Aufgabe, sie arbeitete zu langsam und zu bürokratisch.

Nationale Bankenkrise

Mehr Erfolg hatte die amerikanische Regierung Ende der achtziger Jahre mit der Resolution Trust Corporation (RTC), einer Institution, die am ehesten einer Bad Bank glich. Die RTC war 1989 gegründet worden, um die Folgen der Savings- and Loan-Krise in den Griff zu bekommen. Savings and Loan Corporations waren ursprünglich konservative Institute zur Finanzierung von Wohneigentum, vergleichbar deutschen Bausparkassen.

Nach einer schlecht vorbereiteten Deregulierung des Sektors 1982 hatten sich die Institute jedoch in eine Spekulationsorgie gestürzt. Es kam zu Betrug und Veruntreuung von Kundeneinlagen. Folge war eine nationale Bankenkrise, die bisher schwerste seit der Weltwirtschaftskrise. Insgesamt gingen über 1600 Institute unter, 764 Manager wurden wegen Betrugs vor Gericht gestellt, 326 wanderten ins Gefängnis, Strafen und Geldbußen über acht Millionen Dollar wurden verhängt. Die RTC übernahm aus dem Bestand der maroden Banken Vermögenswerte, vor allem Häuser und Grundstücke und vermarktete diese später. Das minderte den Verkaufsdruck und stabilisierte die Preise. In den meisten Fällen ging die RTC dabei Partnerschaften mit privaten Investoren ein.

Die Einrichtung trug wesentlich dazu bei, dass das Vertrauen in den Bankensektor zurückkehrte. Allerdings blieben am Ende Kosten von 124 Millionen Dollar, für die die Steuerzahler aufkommen mussten; die Summe entsprach 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eines Jahres. Unter den Objekten, die die RTC damals von bankrotten Banken übernahm, war auch eine Rarität: das Hotel Mount Washington in Bretton Woods, wo 1944 die legendäre Konferenz zur Neuordnung der Weltfinanzen stattgefunden hatte. Eine Gruppe von Investoren aus New Hampshire kaufte das Hotel kurze Zeit danach und renovierte es.

© SZ vom 03.02.2009/iko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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