US-Banken:Pleite Nummer 81

Die Wirtschaftskrise hat vier weitere US-Banken in den Ruin getrieben. Experten fragen sich, wie lange die Einlagensicherung das noch durchsteht.

Marco Völklein

Nach den jüngsten Daten zu Auftragseingängen und Exporten verbessern sich die konjunkturellen Aussichten derzeit. Doch für die europäischen Banken will kaum jemand so richtig Entwarnung geben: Nach einer Studie der Unternehmensberatung Bain, aus der die Wirtschaftswoche zitiert, müssen die europäischen Banken mit weiteren Abschreibungen rechnen, die noch einmal so hoch ausfallen könnten wie die bisher erfolgten. Stark betroffen seien auch die Banken in Deutschland, heißt es weiter. Die Institute hierzulande würden vor allem von immer mehr Kreditausfällen bei Unternehmen belastet.

Manager der Guaranty-Gruppe, Bloomberg

Da gab es noch Grund zum Jubeln: Manager der Guaranty-Gruppe begleiten im Januar 2008 das Läuten der Glocke, mit dem der Handel an der New Yorker Börse traditionell eröffnet wird. Mittlerweile ist die Banktochter pleite.

(Foto: Foto: Bloomberg)

Allerdings rechnet derzeit kaum ein Beobachter damit, dass die Situation in Deutschland so schlimm werden könnte wie in den USA: Dort brechen reihenweise Geldinstitute zusammen. Jetzt traf es unter anderem die in Texas ansässige Guaranty Bank. Die Aufsichtsbehörden schlossen das Geldhaus und verkauften deren Vermögenswerte an die spanische Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA). Zudem musste der Einlagensicherungsfonds FDIC drei weitere, kleinere Banken übernehmen. Der Fonds fing damit in diesem Jahr bereits 81 Institute auf.

Mit der spanischen BBVA kauft erstmals ein ausländisches Institut ein insolventes US-Geldhaus. Die zweitgrößte Bank Spaniens verfolgt damit klare strategische Ziele: BBVA will sich verstärkt an spanisch-sprachige Amerikaner wenden, deren Zahl nach wie vor wächst - nicht zuletzt wegen des Stroms von Zuwanderern aus Mittel- und Südamerika, die sich oft im Süden der USA niederlassen. Genau dort ist auch Guaranty vertreten; sie betreibt in Texas und Kalifornien 162 Filialen. Außerdem gehört BBVA im benachbarten Mexiko der dortige Marktführer Bancomer.

Auf dem Niveau von '92

In den USA hat die Zahl der Bankenzusammenbrüche in diesem Jahr drastisch zugenommen. Die Guaranty Bank war bereits das 81. US-Finanzinstitut, das in diesem Jahr kollabierte. Damit hat die Zahl der Bankpleiten das Niveau aus dem Jahr 1992 erreicht. Auch damals litt die US-Finanzbranche unter einer schweren Krise. In den vergangenen Jahren gab es dagegen kaum Zusammenbrüche von Banken in den USA: 2008 waren 25 Banken gescheitert, im Jahr 2007 waren es sogar nur drei.

Die zur Guaranty Financial Group gehörende Bank hatte Vermögenswerte von 13 Milliarden Dollar und Einlagen von zwölf Milliarden Dollar. Damit war sie etwa halb so groß wie die erst vor einer Woche zusammengebrochene Colonial Bank aus Alabama. Colonial gilt in der US-Branche als das in diesem Jahr bisher größte Opfer der Finanzkrise. Für die Guaranty Bank hatte nach Insiderinformationen auch ein Konsortium um die Beteiligungsfirmen Blackstone, Carlyle, Oak Hill Capital und TPG geboten. Neben der Guaranty Bank schlossen die US-Behörden am Wochenende auch die in Georgia beheimateten Institute E-Bank und First Coweta sowie die Capital-South Bank mit Sitz in Alabama.

Die Zusammenbrüche erhöhen den finanziellen Druck auf die staatliche Federal Deposit Insurance Corp (FDIC), die die Guthaben der Bankkunden sichert. Allein die Guaranty-Pleite wird den Einlagensicherungsfonds drei Milliarden Dollar kosten. Denn auch wenn die FDIC zusammen mit anderen Aufsichtsbehörden einen Käufer findet für eine marode Bank - oft muss die Behörde mit Finanzhilfen einspringen, um die Bank überhaupt los zu werden. Zum Ende des ersten Vierteljahrs 2009 waren die FDIC-Reserven so auf 13 Milliarden Dollar zusammengeschmolzen, ein Jahr zuvor verfügte die FDIC noch über 53 Milliarden.

Diese Woche will die FDIC-Führung Auskunft über den gegenwärtigen Stand geben. Dann wird auch klar werden, ob in dem Feuerwehrtopf noch genügend Geld steckt, um auch künftig bei Zusammenbrüchen von Banken rettend eingreifen zu können. Zuletzt hatten Beobachter in den USA dies bezweifelt. Denn ein Ende der Probleme in der Finanzbranche ist nicht in Sicht: Auf einer internen Liste der FDIC sollen etwa 300 Banken mit ersten Schwierigkeiten stehen. Dabei handelt es sich meist um regionale Institute, die sich mit Immobilienfinanzierungen übernommen haben.

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