Untersuchung zu UBS-Skandal:Wie ein Händler Milliarden verzocken konnte

Irre Summen sind futsch - und alle fragen sich, wie das möglich war. Im Skandal um die Milliarden, die ein einziger Händler verzockt hat, legt die Schweizer Großbank UBS nun eine erste Untersuchung vor. Das Ergebnis offenbart immense Mängel im Kontrollsystem.

Es geht um irre Summen, von mehr zwei Milliarden Dollar, umgerechnet also rund 1,5 Milliarden Euro, ist die Rede. So viel Geld hat Kweku Adoboli, ein 31 Jahre alter Angestellter im Londoner Büro der Bank UBS, verzockt - und so vor einigen Wochen für einen großen Skandal gesorgt. Ihm wird Betrug und Bilanzmanipulation vorgeworfen. Bei einem ersten Gerichtstermin sagte der junge Händler dazu: nichts.

UBS trader Kweku Adoboli arrives at City of London magistrates' court in London

Kein Wort sagte Kweku Adoboli bei seinem ersten Auftritt vor dem City of London Magistrates' Court - hier bei seiner Ankunft. Der UBS-Trader wird beschuldigt, mehr als eine Milliarde Dollar verzockt zu haben. Bei seinem Arbeitgeber fragt man sich nun, wie das überhaupt möglich war.

(Foto: REUTERS)

Es blieben viele Fragen: Wie konnte ein einzelner Trader so viel Geld verzocken? Warum fielen bei UBS niemandem die Verluste auf? Zumindest ein paar Antworten liefert UBS nun selbst.

Einer internen Untersuchung zufolge sind Mängel beim Controlling für den Handelsskandal mitverantwortlich. Im Aktienhandel habe die interne Kontrolle nicht richtig gegriffen, wenn Handels- und Abrechnungstag mehr als 15 Tage auseinanderlagen oder wenn Transaktionen annulliert, umgebucht oder angepasst wurden, teilte die Bank mit.

Auch die Kontrollprozesse zur Abstimmung zwischen den Bereichen Aktien, Anleihen, Devisen und Rohstoffe hätten nicht richtig funktioniert. Diese Kontrollen sollen eigentlich sicherstellen, dass interne Transaktionen gültig und in den eigenen Büchern und Aufzeichnungen korrekt erfasst sind. "Wir haben Maßnahmen ergriffen und ergreifen weitere, um diese Kontrollmängel zu beheben", hieß es in einer Mitteilung.

Die Überprüfung des Kontrollsystems dauere an, erklärte die UBS weiter. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Untersuchung ausgeweitet werde und zusätzliche Korrekturmaßnahmen nach sich ziehe. Indes häufen sich die Zweifel an der Einzeltäterthese. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilan schrieb jüngst, zumindest der unmittelbare Vorgesetzte von Adoboli habe von dessen betrügerischen Geschäften gewusst.

UBS hat mittlerweile mehrere Bank-Manager gefeuert oder suspendiert. Der Vorstandsvorsitzende Oswald Grübel trat zurück. Adoboli selbst sitzt in London in Untersuchungshaft. Die nächste Anhörung ist für den 22. November geplant. Ihm drohen mehrere Jahre Haft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: