Unicredit-Tochter streicht 1000 Stellen:Italienische Verhältnisse bei der Hypo-Vereinsbank

Lange ging es der Hypo-Vereinsbank gut, doch jetzt macht das Institut Verluste und zahlreiche Mitarbeiter müssen gehen. Das Institut lagert das Investmentgeschäft sogar komplett aus - die italienische Mutter Unicredit fährt einen radikalen Sparkurs.

Der Gewinn bricht ein, 1000 Menschen müssen gehen: Mit Abschluss des dritten Quartals kommen gleich zwei schlechte Nachrichten aus der Hypo-Vereinsbank (HVB). Und dass, obwohl es der Bank noch im ersten Halbjahr gutging. Vorstandschef Theodor Weimer sagte, mehr als 600 Streichungen würden auf zentrale Stabsstellen, 370 auf das Investmentbanking entfallen. Die circa 1000 Vollzeitkräfte müssten bis 2015 abgebaut werden. Der Abbau mehrerer hundert dieser Stellen war bereits im Sommer bekanntgeworden.

Quartalszahlen HypoVereinsbank

Hypo-Vereinsbank-Filiale in München: Viele Mitarbeiter der Bank müssen in den kommenden Jahren gehen.

(Foto: dpa)

Geschlossen würden unter anderem der Aktienhandel und der Research-Bereich. Letzterer soll künftig durch eine Kooperation mit der Investmentbank Kepler abgedeckt werden.

Nach einem starken ersten Halbjahr schreibt die HVB nun für das dritte Quartal nach Steuern und Abschreibungen einen Verlust von 94 Millionen Euro. Der Grund: Das schlechte Ergebnis im Handel mit Wertpapieren, Finanzinstrumenten, Devisen und Edelmetallen. Der Nettogewinn für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres schrumpfte deshalb auf gut 1,2 Milliarden Euro. Nach dem ersten Halbjahr hatte sich das Plus noch auf 1,3 Milliarden Euro summiert.

Problematisch ist für die Bank derzeit die Verbindung nach Italien. Auch wenn das Institut noch seinen alten Namen trägt - es ist eine Tochter der Unicredit. Und die Bank mit Sitz in Rom und Mailand hält italienische Staatsanleihen im Wert von 38 Milliarden Euro. Damit ist sie einem erheblichen Risiko ausgesetzt, sollte das überschuldete Land auch unter dem designierten Premier Mario Monti kein Vertrauen für neue Kredite aufbauen können. Monti gilt zwar als verlässlicher als sein Vorgänger, der bisher regierende Silvio Berlusconi. Doch Investoren reagierten zunächst verhalten auf die Personalie.

Dass die Unicredit Probleme hat, ist spätestens seit Montag offensichtlich: Das Institut kündigte als erste Großbank Europas eine umfangreiche Kapitalerhöhung an. Mit den zusätzlichen 7,5 Milliarden Euro will sich das Geldhaus für die Zukunft wappnen. Es musste im Zuge der Schuldenkrise hohe Werte abschreiben und gab am Montag einen Verlust von mehr als zehn Milliarden Euro bekannt.

Die HVB gilt dagegen weiterhin als gut gerüstet. Gemäß den geltenden Vorschriften betrug ihre Kernkapitalquote Ende September 16,9 Prozent.

Nach der Übernahme durch Unicredit hatte die Hypo-Vereinsbank bereits mehrere tausend Stellen gestrichen. Derzeit hat die Bank rund 18.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: