Unicredit:Machtteilung an der Spitze

Die Deutschen sollen bei der italienischen Großbank Unicredit eingeschränkt werden. Ein Amerikaner ist Favorit für die Leitung des Mutterhauses der HypoVereinsbank, ein Geschäftsführer soll Macht bekommen.

Die Zeit läuft, und Italiens größte Bank UniCredit hat noch keinen neuen Konzernchef. Aber der Verwaltungsratsvorsitzende Dieter Rampl sucht mit Hochdruck. Bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrates am Donnerstag will er offenbar einen Nachfolger für den zurückgetretenen Alessandro Profumo finden.

Unicredit: Die Zeit läuft: UniCredit sucht nach einem neuen Konzernchef.

Die Zeit läuft: UniCredit sucht nach einem neuen Konzernchef.

(Foto: AFP)

Demnach zeichnet sich eine Lösung ab, die vor allem den einflussreichen Großaktionären gefallen dürfte, die sich im Machtkampf mit dem geschassten Vorstandschef Alessandro Profumo durchgesetzt hatten. Dabei handelt es sich um Stiftungen, die enge Kontakte in die Regionalpolitik pflegen. Nach dem Abtritt Profumos ist eine Aufgabenteilung an der UniCredit-Spitze im Gespräch.

So könnte dem neuen Bankchef ein Geschäftsführer zur Seite gestellt werden, der sich um das operative Geschäft kümmert, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus mit der Situation vertrauten Kreisen erfahren hatte. Damit würden Forderungen der Stiftungen erfüllt, die verhindern wollen, dass ein einzelner Manager erneut zu viel Macht bekommt, hieß es. Außerdem könnte diese Variante bei der italienischen Zentralbank auf Gegenliebe stoßen, sagte ein Insider.

Vor allem die Notenbanker drängen auf eine rasche Neubesetzung. Sie hatten am Donnerstag darauf hingewiesen, dass der Vorsitzende des Verwaltungsrates nur ausnahmehalber und für eine begrenzte Zeit übergangsweise die Geschäfte führen dürfe. Rampl selbst hatte in einem Interview deutlich gemacht, dass er kein Interesse am Chefsessel habe.

Zeitungsberichten zufolge gibt es bereits auch einen Favoriten für das Amt: Andrea Orcel, der bei Bank of America Merrill Lynch den Bereich globale Banken und Märkte leitet. Seine Kandidatur werde unterstützt von den Stiftungen und könnte auch die Zustimmung der deutschen Anteilseigner finden, berichtete Il Messaggero ohne Quellenangabe.

Die rechtsgerichtete Partei Lega Nord, wichtigster Koalitionspartner von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, hatte zuletzt die Stiftungen dazu aufgerufen, eine "Verteidigung" gegen einen ihrer Ansicht nach wachsenden deutschen Einfluss auf die Beine zu stellen. Neben Rampl, früher Chef der deutschen UniCredit-Tochter HypoVereinsbank, spielt auch der Großaktionär Allianz mit seiner zweiprozentigen Beteiligung eine wichtige Rolle bei UniCredit.

Laut Il Messaggero soll Orcel die strategische Richtung vorgeben, während der Chef des UniCredit-Filialgeschäfts, Roberto Nicastro, zum Geschäftsführer ernannt werden könnte. Wie die Zeitung Il Sole 24 Ore berichtete, erwartet Orcel eine endgültige Antwort von UniCredit bis Montag.

Am Dienstag werde Rampl mit Spitzenmanagern der Bank über die Strategie sprechen, insbesondere Profumos Pläne zur Straffung des Italiengeschäfts, die die Streichung von mehr als 4000 Stellen vorsehen. Dieses Vorhaben war bei den Stiftungen auf Unmut gestoßen. Daher fürchten Börsianer, dass die Jobkürzung ebenso wie Profumos Kurs einer internationalen Expansion dem Chefwechsel zum Opfer fällt.

Chef-Kontrolleur Rampl hatte allerdings die Unabhängigkeit der Bank von politischer Einflussnahme betont - und angekündigt, dass sich an der grundlegenden Strategie des Instituts nichts ändern werde.

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