Unicredit-Chef Profumo:Isoliert zum Rücktritt

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Das Ende einer Ära: Unicredit-Chef Alessandro Profumo verliert den Kampf gegen das Establishment - auch wegen seiner Anbandelungen mit dem libyschen Staatschef Muammar el Gaddafi.

Martin Hesse und Ulrike Sauer

Er war der jüngste Chef, den eine italienische Großbank je hatte. Er machte aus einer Ansammlung von sieben mittelgroßen italienischen Sparkassen und Banken einen der größten Bankkonzerne Europas. Mit dem Kauf der Hypovereinsbank stemmte er eine der größten grenzüberschreitenden Bankenübernahmen. Und er führte den Unicredit-Konzern 13 Jahre lang, länger als irgendein anderer Bankchef auf dem Kontinent. Doch am Ende hatte sich Alessandro Profumo mit seinem Kurs und vor allem seinem Führungsstil isoliert. An diesem Dienstag wird er nach Angaben aus Finanzkreisen seinen Rücktritt einreichen.

Unicredit-Chef Alessandro Profumo verliert den Kampf gegen das Establishment. (Foto: AP)

Trotz aller Erfolge hatte Profumo im italienischen Establishment immer Feinde gehabt. Er kämpfte geradezu fanatisch um seine Unabhängigkeit als Bankmanager und versuchte, die Politik aus dem Geschäft herauszuhalten. Das ist fast unmöglich, da drei Sparkassen-Stiftungen mit zusammen knapp zwölf Prozent der Anteile bisher die einflussreichsten Aktionäre bei Unicredit sind. Dennoch hatte Profumo noch im Frühjahr einen kleinen Triumpf feiern können. Er setzte eine neue Organisationsstruktur für Unicredit in Italien durch, die den Provinzfürsten einen Teil ihres Einfluss raubte.

Doch damit brachte Profumo, der selbstbewusste McKinsey-Eleve und kühle Ökonom, die norditalienische Politik noch stärker gegen sich auf. Und als er im Sommer mit dem libyschen Staatschef Muammar el Gaddafi anbandelte, war das Maß für die Profumo-Gegner voll. Der Bankchef hatte einen zweiten libyschen Investor an Bord geholt, so dass das Land über zwei Fonds auf gut sieben Prozent an Unicredit kommt. Seitdem machen Politiker der rechten Lega Nord offen Front gegen Profumo. Man sehe sich einem feindlichen libyschen Übernahmeversuch gegenüber, hieß es da.

Vielleicht hätten Profumo auch diese Attacken überstanden. Doch zu allem Überfluss brachte er auch noch Aufsichtsratschef Dieter Rampl gegen sich auf. Zwar behauptete Profumo bis zuletzt, er habe die Libyer nicht gerufen. Zumindest aber wusste er von deren Einstieg - anders als Rampl, den er davon nicht informierte. Der Deutsche, an dem sich Profumo schon in der Vergangenheit immer wieder gerieben hatte, sah darin einen eklatanten Verstoß gegen Prinzipien der guten Unternehmensführung.

Bei allen Differenzen mit Profumo hatte Rampl letztlich doch immer wieder die Hand über den Bankchef gehalten, weil er den Konzern erfolgreich führte. Doch zuletzt hatte Profumo auch bei der Führung der Geschäfte das Glück verlassen. Unicredit kam zwar ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise. Doch der Konzern musste sich bei den Aktionären frisches Geld holen, der Gewinn brach ein und der Aktienkurs sackte ab.

"Wenn es tatsächlich am Dienstag zum Rücktritt kommt, ist das eine gute Lösung", hieß es am Montagabend in Aktionärskreisen. Was Profumo, der jüngste von fünf Söhnen in einer Unternehmerfamilie, mit seiner gewonnenen Freiheit anfangen wird, ist völlig offen. Noch bis vor kurzem hatte der leidenschaftliche Motorradfahrer keine Amtsmüdigkeit erkennen lassen. Er habe auch nicht vor, einmal mit 60 in Rente zu gehen, hat er einmal gesagt. Erst vergangenes Jahr war sein Vertrag für fünf Jahre verlängert worden.

© SZ vom 21.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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